R O M A N U S

Abt von Saint-Vaast in Arras[1], belegt zu 745

Im Chronicon Vedastinum[2] steht zum Jahr 745, dass Karl (Martell) dem Kloster St. Vaast Dominica curtis[3] schenkte. Es folgt die Angabe, dass der Abt von St. Vaast Romanus[4] danach noch zwei Jahre lebte[5].


[1] Die im späten 7. Jahrhundert gegründete Abtei wurde der Kern der um sie herum wachsenden heutigen Stadt Arras (heute Verwaltungssitz des französischen Départements Pas-de-Calais und Bistumssitz). Aufgehoben wurde sie im Jahr 1789. Die heutigen Gebäude werden als größtes Ensemble religiöser Architektur des 18. Jahrhunderts betrachtet. Vgl. Karte: Atlas de la France de l'an mil. Etat de nos connaissances, sous la direction de Michel Parisse avec l'aide technique de Jacqueline Leuridan, Paris, 1994, S. 19. 
[2] Monumenta Germaniae historica –fortan MGH -, Scriptorum XIII, Chronicon Vedastinum, hg. von G. Waitz, 674-709, hier S. 702. Der Codex Douai 795 (753) mit dem Chronicon Vedastinum wurde Ende des 11. oder Anfang des 12. Jahrhunderts kompiliert, aber eine frühere Abfassung dieser Chronik ist möglich. Dazu Kéry, Lotte, Die Errichtung des Bistums Arras 1093/1094, in: Beihefte der Francia 33, 1994, S. 219 Anm. 49, S. 258-259.
[3] […] Dominica curtis traditur beato Vedasto a Karlemanno […]. Eine gleichzeitige oder wenig spätere Hand hat am Rand nachgetragen: (c)artula inserenda (est) Karlomanni es (h)iis quae dedit beato (Ve)dasto, id est Domi(nic)a curtis, vallis (sup)er Summam (vgl. Die Urkunden der Arnulfinger, hg. v. Heidrich Ingrid, in: MGH Diplomata maiorum domus regiae e stirpe Arnulforum, Hannover, 2011, Nr. 84 S. 105):  früher Demencourt, heute Sainte-Catherine, Frankreich, département du Pas-de-Calais, arrondissement d'Arras, canton de Dainville.
[4] Ein Abt Romanus stand an der Spitze des Klosters Murbach im Elsass wahrscheinlich bis 744, ein Romanus ist 748 (und wahrscheinlich schon 747) als Bischof von Meaux bezeugt (siehe Artikel "Romanus, Bischof von Meaux" und im Anhang "Romanus, Abt von Murbach"). Obwohl der Name nicht als selten zu bezeichnen ist (s. Morlet Marie-Thérèse, Les noms de personne sur le territoire de l'ancienne Gaule du VIe  au XIIe siècle. II: Les noms latins ou transmis par le latin, Paris, 1972, S. 98), kann eine Gleichsetzung mit einem (oder beiden) der zwei Geistlichen nicht ausgeschlossen werden, da sein Abbatiat genau zwischen die oben genannten Daten fällt.
[5] […] Romanus abbas monasterii patris Vedasti efficitur, duobus post vivens annis.  In der im 9. Jahrhundert verfassten Abtsliste steht er als Nachfolger von Ragemfridus/Wido/Gogisleus mit eine Abtszeit von drei Jahren (MGH SS XIII, S. 382; Gallia Christiana 3, Paris, 1876, Sp. 375, die als Todesjahr 742 angibt). Die Gesta sanctum patrum coenobii Fontanellensis vom 9. Jahrhundert (Chronique des abbés de Fontenelle [Saint-Wandrille], texte établi, traduit et commenté par Pradié Pascal, in:  Les classiques de l'histoire de France au Moyen Age 40, 1999, S. 92) bestätigen diese Amtszeit. Sein Nachfolger ist Abt Adalricus, erwähnt zum Jahr 747 im Chronicon (MGH SS XIII, S. 702).

17.12.2010, überarbeitet 20.03.2013, 08.02.2014