A L P U N I[1]

Abt von Mattsee, bezeugt (? 770/777) und (784)

Als Teilnehmer einer Gebetsverbrüderung[2], die sicherlich anlässlich einer bayerischen Landessynode von den episcopi et abbatis gentis Baiuvariorum, vielleicht in Dingolfing[3], abgeschlossen wurde, steht der Name Alpuni[4] mitten in der Liste der anwesenden Äbte[5].
Im Teil des Salzburger Verbrüderungsbuches[6], das sicherlich 784 [7] angelegt wurde, ist Albuin(us) ab(bas) et cong(regatio) ip(sius) im Ordo abbatum vivorum[8] eingetragen.
Eine Seite des Reichenauer Verbrüderungsbuches[9], das vor November 824 [10] angelegt wurde, enthält die Nomina fr(atru)m de coenobio quod Matachseo[11]. Der ersten Liste[12], von Abt Iohannes angeführt, folgt eine zweite, die mit Albuinus abb(as) beginnt und 15 Namen umfasst[13].  


[1] Auch Albuinus genannt (s. unten Anm. 4).
[2] MGH Conc. II, 1, S. 93-97; vgl. Wilfried Hartmann, Die Synoden der Karolingerzeit im Frankenreich und in Italien (Konziliengeschichte, hg. Walter Brandmüller, Reihe A: Darstellungen. Paderborn, 1989), S. 92-96.
[3] Einerseits ist es nicht sicher, dass diese Gebetsverbrüderung zur Synode von Dingolfing gehört (s. Heinrich Berg, Zur Organisation der bayerischen Kirche und zu den bayerischen Synoden des 8. Jahrhunderts, in: Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophische-historische Klasse. Denkschriften, 201. Veröffentlichungen der Kommission für Frühmittelalterforschung, 12: Typen der Ethnogenese unter besonderer Berücksichtigung der Bayern, 1, hg. Herwig Wolfram und Walter Pohl, Wien, 1990, S. 187; Hartmann, w. o. Anm. 2, S. 92 und Anm. 17). Andererseits kann diese Synode nicht mit Sicherheit datiert werden (s. Heinz Dopsch, Zur Gründung der Abtei Mattsee, in: Kolmer Lothar - Rohr Christian [Hg.], Tassilo III. von Bayern. Großmacht und Ohnmacht im 8. Jahrhundert, Regensburg, 2005, S. 222 und Anm. 44-46 mit Literaturhinweise. Berichtigen muss man ihn betreffend Hartmann, ibid., S. 93, der die Synode nicht ins Jahr 777 setzt, sondern "vor 771"; Berg, w. o., S. 189 "am ehesten auf die Zeit um 770"). Ein Hinweis für das Jahr 770 könnte eine am 26. September 770 vorgenommene Schenkung zugunsten der Freisinger Kirche sein, die von Herzog Tassilo sowie auch vier bayerischen Bischöfen bezeugt wurde (Theodor Bitterauf, Traditionen des Hochstifts Freising, I: 744-926 [Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte, NF 4], München, 1905, Neudruck Aalen, 1967, S. 66-68 Nr. 39). Über den Anlass dieser Versammlung in Freising gibt die Urkunde keinen Hinweis (s. Joachim Jahn, Ducatus Baiuvariorum [Monographien zur Geschichte des Mittelalters, 35, Stuttgart, 1991], S. 395-397). Da aber fast alle bayerischen Bischöfe neben dem Herzog zugegen waren, könnte ein Zusammenhang mit einer Synode (? von Dingolfing) bestehen, die kurz vor oder nach diesem Rechtsakt stattgefunden hätte (s. Dopsch, ebd., S. 222-223; Josef Riedmann, Bischof Alim von Säben und die Einbindung des Bistums Säben in die bayerisch-salzburgische Kirchenprovinz, in: Kunst und Kirche in Tirol. Festschrift zum 70. Geburtstag von Karl Wolfsgruber, hg. von Nössing Josef und Stampfer Helmut, Bozen, 1987, S. 10).
Für die Gebetsverbrüderung kann ein terminus ante quem gegeben werden: Es ist der Tod des anwesenden Bischofs Wisurih (von Passau) wohl am 01. Mai 777 (s. Jahn, ebd., S. 512-513 Anm. 194; Berg, ebd., S. 188, der zum Ergebnis kommt, dass der Totenbund knapp vor 777 zu datieren sein könnte).
[4] Alpuni stellt wahrscheinlich die ursprünglichere Namensform, die später zu Albuinus romanisiert wurde, dar (dazu Ludwig Holzfurtner, Gründung und Gründungsüberlieferung. Quellenkritische Studien zur Gründungsgeschichte der bayerischen Klöster der Agilolfingerzeit und ihre hochmittelalterlichen Überlieferung [Münchener historische Studien. Abteilung Bayerische Geschichte, XI], Kallmünz, 1984, S. 236 Anm. 1357; Hubert Houben, Zu den Mönchslisten des Klosters Mattsee aus der Karolingerzeit, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige, St. Ottilien, 1979, S. 451 Anm. 12).
[5] Oportunus (Mondsee), Wolfperht (Niederaltaich), Adalperht (Tegernsee), Atto (Scharnitz-Schlehdorf), Utto (Metten), Lantfrid (Benediktbeuren), Alpuni, Hrodhart (? Chiemsee), Ernust (?), Reginperht (Moosburg), Wolchanhart (Berg), Perhtcoz (Schliersee), Sigideo (? Weltenburg oder Münchsmünster). Zu diesen Namen, s. Jahn, wie Anm. 3, passim. Haben auch die Äbte den Gebetsbund nach der Dauer ihrer Amtszeit unterzeichnet (s. Dopsch, wie Anm. 3, S. 223-224), dann ist Alpuni nach Lantfrid ordiniert worden, also nach 764/765 (s. Jahn, S. 449). Das Problem ist, dass diese Reihenfolge nicht mit der des Salzburger Verbrüderungsbuches übereinstimmt (s. unten Anm. 8).
[6] MGH Necr. Germ. II, S. 12 c. 30; Dopsch, w. o. Anm. 3, Abb. 22 in der Mitte des Buches). Im Ordo abbatum defunctorum ist Albuinus abb(as) nach 784 nachgetragen worden (MGH Necr. Germ. II, S. 27 c. 64; Dopsch, Abb. 23). Sein Nachfolger als Abt von Mattsee, Johannes , ist erst anlässlich der Synode von Reisbach (vermutlich 799) bezeugt (Dopsch, wie Anm. 3, S. 229).
[7] Hierzu Karl Forstner, Das Verbrüderungsbuch von St. Peter in Salzburg. Vollständige Faksimile-Ausgabe im Originalformat der Handschrift A 1 aus dem Archiv von St. Peter in Salzburg. Einführung (Codices selecti - Phototypice impressi, 51), Graz, 1974, S. 18-19; Gebhard Rath und Erich Reiter, Das älteste Traditionsbuch des Klosters Mondsee (Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs, 16), Linz, 1989, S. 67 Anm. 5.
[8] Uuolfperht (Niederaltaich), Hunrich (Nachfolger des Abtes Oportunus in Mondsee), Utto (Metten), Albuinus, Adalperht (Tegernsee), …Wenn man diese Reihenfolge mit jener der Gebetsverbrüderung vergleicht, gibt es chronologische Schwierigkeiten. "Diese Widersprüche lassen sich vorderhand nicht beseitigen" (Jahn, wie Anm. 3, S. 460).
[9] MGH Libri memoriales et Necrologia, NS I, pag. XXIX; MGH  Libri confraternitatum Sancti Galli, …, ed. Paul Piper, S. 188 Sp. 111-112.
[10] Siehe MGH Libri memoriales S. LXV-LXVIII.
[11] Mattsee, Österreich, Salzburg. Das Kloster wurde vermutlich vom bayerischen Herzog Tassilo in den ersten Jahren seiner selbstständigen Regierung um 760/765 gegründet (Dopsch, wie Anm. 3, S. 224-226).
[12] Houben Hubert, Bayrische Mönchslisten in den Verbüderungsbüchern von Reichenau und St. Peter/Salzburg. Neue Quellen zur Frühgeschichte bayrischer Klöster, Wissenschafliche Arbeit zur Zulassung zur Wissenschaftlichen Prüfung für das Lehramt an Gymnasien, Freiburg i. Br., 1976, S. 29-33.
[13] Es handelt sich sicher um den Abt von Mattsee mit seinem Konvent. Die Liste steht vielleicht in Zusammenhang mit der o. g. Gebetsverbrüderung (dazu Houben, wie Anm. 4, S. 454-456).

28.07.2009