A U T C A R I U S

sicherlich verstorben vor dem 12. April 801

Mit einer Prekarie, deren erhaltene Abschrift[1] undatiert ist[2], überlässt Abt Asuarius von Prüm einer Weta[3] sowie ihrem Gemahl Autcarius[4] und ihren Kindern auf Lebenszeit die Güter in Dingsdorf[5] im Carosgau[6] zum Nießbrauch gegen eine jährliche Abgabe von drei Denaren in bar oder in Wachs[7]. Beim Objekt dieser Prekarie handelt es sich um Güter, die Weta von ihrer Mutter Bertrada[8] geerbt hat sowie auf andere Weise ihr zugekommen sind[9].
Am 12. April 801[10] schenken Wetta und ihr Verwandter Odilbertus[11] dem Kloster Prüm Wettas einen mansus in Dingdorf an der Nims[12], wie er Wetta von ihrer Mutter Bertrada oder durch Kauf zugefallen ist. Ihr Bruder Gerbertus[13] gibt seine Zustimmung[14].


[1] Original verloren. Überlieferung: Liber aureus Prumiensis, Das "Goldene Buch" von Prüm. Faksimile, Übersetzung der Urkunden. Einband, hg. im Auftrag des Geschichtsvereins "Prümer Land" e.V. von Nolden Reiner, Trier, 1997, fol. 86a-87a S. 185-187 (in dem 1103/1106 eingetragenen Bestand, vgl. Willwersch Matthias, Die Grundherrschaft des Klosters Prüm, Ingo Schwab und Reiner Nolden [Hg.], Trier, 1989 [Druck der Inaugural-Dissertation, Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, 1912], S. 5-8). Druck in Auswahl: Urkundenbuch zur Geschichte der jetzt die Preussischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien. Aus den Quellen hg. von Heinrich Beyer. Erster Band: Von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1169, Coblenz 1860, Neudruck: Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen Territorien, 1, Aalen 1974, Nr. 14 S. 17-18; Übersetzung, Liber aureus, wie oben, Nr. 25 S. 275-276. Vgl. Isphording Bernd, Prüm. Studien zur Geschichte der Abtei von ihrer Gründung bis zum Tod Kaiser Lothars I. (721-855), in: Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 116, Mainz, 2005, S. 56.
[2] Diese Urkunde ist uns nur in einer undatierten Abschrift bekannt. Sie kann deshalb nur auf die Eckdaten Asuarius' Abbatiats datiert werden (vermutlich 759/760-804).  Die in dieser Urkunde und in jener von 801 (siehe unten) "erwähnte Übereignungsform und die persönlichen Verhältnisse Wettas weichen so deutlich voneinander ab, daß man einen gewissen zeitlichen Abstand zwischen den Urkunden erwarten muß" (Isphording, ebd., Anm. 135).
[3] Abt Asuarius wendet sich an filio Autcario sive filia in Christo Wetane; weiter unten heißt es: […] Weta in Christo filia una cum consensu iugali tuo Autcario […]. "Die Ausdrucksweise von Assuerus ist im Hinblick auf seinen Stand auch keinesfalls beweisend für leibliche Verwandtschaft" (Zöllner Erich, Zur Bedeutung der älteren Otakare für Salzburg, St. Pölten und Wien, in: Neues Jahrbuch der heraldisch-genealogischen Gesellschaft "Adler", 1945/46, Wien, 1947, 3/1, 7-32, hier S. 17). Ausschließen sollte man sie aber nicht (Dequin Horst F. E., Otakar, Gegenspieler und Getreuer Karls des Großen. Personengeschichtliche und genealogische Beiträge zur Reichsgeschichte von den Merowingern bis zu  den Ottonen, Westerhorn in Holstein 1996, S. 34).
[4] Die Frage, ob Wettas Ehemann der dux Autcar gewesen ist, der für seine italienischen Legationen unter König Pippin bekannt ist, muss unbeantwortet bleiben: Es kann weder die Identität noch die Nicht-Identität bewiesen werden (Isphording, ebd., S. 56;  Hlawitschka Eduard, Die Vorfahren Karls des Großen, in: Karl der Grosse. Lebenswerk und Nachleben. I: Persönlichkeit und Geschichte, hg. von Helmut Beumann, Düsseldorf, 1965, 51-82, hier S. 79-80 Nr. 34; Willwersch, wie Anm. 1, S. 125 Anm. 56; Bornheim gen. Schilling Werner, Charibert von Laon und die Prümer Stifterfamilie, in: Trierer Zeitschrift 38, 1975, 113-134, hier S. 126-127).
[5] Dydunovilla/Didunthorpf/Dyddonevilla: Rheinland-Pfalz, Lkr. Bitburg-Prüm. Dingdorf liegt südlich von Prüm.
[6] Grenzt im Süden an den Bidgau, im Nordosten an den Eifelgau, im Osten und Südosten der Mayen- und Teile des Mosel- bzw. Bidgaus (Isphording, wie Anm. 1, S. 8-15; Karte: Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, 7. Lieferung, IV.9: Die mittelalterlichen Gaue, 1 Kartenblatt, 1 Beiheft, bearbeitet von Thomas Bauer, Köln 2000).
[7] Vgl. Willwersch, ebd., S. 125 Anm. 54.
[8] "Auf Grund der Verbindung von Nachbenennung und Besitznähe wird man … mit recht hoher Wahrscheinlichkeit die Familie der Wetta, …, zum verwandtschaftlichen Umfeld Bertradas der Älteren [Großmutter einer anderen Bertrada, Gemahlin von Pippin dem Jüngeren] zählen müssen" (Isphording, ebd., S. 56).  
[9] Vermutlich ihr gesamtes Eigentum in Dingdorf (vgl. Willwersch, ebd., S. 29).
[10] Original verloren. Überlieferung: Liber aureus Prumiensis, wie Anm. 1, fol. 87b-88a. Druck: Lamprecht Karl, Ungedruckte Stücke des Liber aureus der Abtei Prüm a. d. J. 801, in: Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst, II/9, Trier, 1883, Nr. 173, S.64. Deutsche Übersetzung:  Liber aureus, ebd., S. 273-274 Nr.22.
[11] Odilbertus/Hodilbertus ist der Handelnde. Wetta ist als ältere Frau anzusehen.
[12] Fluss in der Südeifel, mündet in die Prüm.
[13] Laut Isphording ist hier der Name Gerbertus mit Charibertus gleichzusetzen (S. 56 Anm. 137); aber die Stämme der zwei Namen sind verschieden (gair/berht und hari/berht).
[14] Aus dieser Urkunde lässt sich schließen, dass die vollständige Übertragung erst nach dem Tode ihres Gatten Autcarius erfolgt ist; von lebenden Kindern ist auch keine Rede (Willwersch, wie Anm. 4, S. 29-30).

09.07.2014