T H A N O T H A R D U S

Abt von Saint-Bénigne in Dijon, belegt im Jahr 762

Im Juni 762[1] schenkt Bago presbiter der unter Leitung des Abtes[2] Thanothardus[3] stehenden Basilika Saint-Bénigne in Dijon[4] Güter[5] in Izeure[6], Saules[7] und Aiserey[8] im Gau Oscheret[9] unter der Bedingung, dass weder Abt noch actores ipsius basilice diese veräußern oder zu Lehen geben.
Die im 11.Jahrhundert verfasste Chronik von Saint-Bénigne[10] erwähnt diese Schenkung für die Zeit 760/762[11], nennt aber keinen Abt[12].
Die Abtsliste aus dem 12. Jahrhundert[13], die hier unzuverlässig ist, bringt Thanothardus zwischen Gozuinus[14] und Heldebrannus[15] .


[1] Die Urkunde trägt das Datum die sabati post medio mense junio, anno undecimo regni domni nostri Pippini regis.
[2]ubi vir Thanothardus preesse videtur, et Sicmarus hac Scirannus, presbiteri, deservire videntur.
[3] Meines Wissens ist dies die einzige Erwähnung dieses Namens in dieser Zeit. Eine Verschreibung ist nicht auszuschließen.
[4] Original verloren; Chartular des 11. Jahrhunderts: Chevrier, Georges et Chaume, Maurice, Chartes et documents de Saint-Bénigne de Dijon, prieurés et dépendances, des origines à 1300. I: VIe-Xe siècles, publié et anoté par Robert Folz, avec la collaboration de Jean Marilier (Analecta Burgundica), Dijon, 1986, Nr. 25 S. 62-63.  
[5] ...mansus et accolas ...
[6] in villa Iciodoro: Côte-d'Or, arr. Dijon, cant. Genlis.
[7] in Salas: La Saule, comm. Saint-Nicolas-lès-Cîteaux, arr. Beaune, cant. Nuits-Saint-Georges.
[8] in Asziriaco: wie Izeure.
[9] in pago Oscarensi: pagus in Burgund, s. Chaume, Maurice, Les origines du duché de Bourgogne. II: Géographie historique, fasc. 3e, Dijon, 1931, ND Aalen, 1977, S. 924-936.
[10] Bougaud E. et Garnier Joseph, Chronique de l'abbaye de Saint-Bénigne de Dijon, suivie de la Chronique de Saint-Pierre de Bèze (Analecta Divionensia, V), Dijon, 1875, S. 66. Diese Chronik, die gleichzeitig eine Art Chartular ist, wurde um die Mitte des 11. Jahrhunderts vor 1066 geschrieben (Dahlmann, Charlotte, Untersuchungen zur Chronik von Saint-Bénigne in Dijon [Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde, 49, Berlin, 1932, 281-331], S. 284-285).
[11] Eodem tempore...(ebda., S. 68-69).
[12] Eine Urkunde aus dem Monat Februar 760 nennt keinen Abt (Chevrier/Chaume, wie Anm. 4, Nr. 24 S. 62).
[13] MGH SS XIII, S. 380. Der Autor dieser Liste kannte die Chronik sicher nicht (Barbara Schamper, S. Bénigne de Dijon. Untersuchungen zum Necrolog der handschrift Bibl. mun. de Dijon, ms. 634 [Münstersche Mittelalter-Schriften, 63], München, 1989, S. 39 Anm.).
[14] Die Chronik bringt Gozuinus im 10. Jahrhundert nach dem Abt Godradus (S. 121). Da Gunzuinus im Necrolog eingetragen ist, wird er das Kloster in der Zeit, wie die Liste ihn erwähnt, nicht regiert haben (s. Schamper, wie Anm. 13, S. 39-40). Wahrscheinlich wird es sich auch nicht um Godinus, der das Kloster im Jahr 735 leitete (eda., Nr. 19 S. 55-56), gehandelt haben, da dieser in der Liste drei Plätze vor Gozuinus steht.
[15] Die Chronik von Saint-Bénigne nennt zweimal einen Abt Hildebrannus: Laut erster Erwähnung (S. 80-81) folgt er Aridius und erhält eine Schenkung anno primo imperii Caroli magnis regis. Später (S. 113) folgt ein Hildebrannus dem Abt Hingo (= Ingo, bezeugt von 879 bis 881/882, Chevrier/Chaume, wie Anm. 4, Nr. 110, 112-114, 116-118, 122-123). Der Chronist wird die Schenkung und damit auch den ersten Abt Hildebrannus in das erste Jahr Karls des Großen 768/769 gesetzt haben; aber die genannte Urkunde gehört wahrscheinlich in das erste Jahr Karls des Dicken, dann 885 (Chevrier/Chaume, Nr. 128 S. 160; Chronik, S. 80 Anm. 3). Entfernt man den ersten Heldebrannus, folgt Waldricus (belegt von 775 bis 783, Chevrier/Chaume, Nr. 27, 30, 31 S. 64-68), was möglich wäre.

31.05.2010