D E O R M A R U S

Bischof von Nantes, belegt 757

Bischof Deormarus[1] (von Nantes[2]) testiert die im Mai 757[3] in Compiègne[4] zugunsten des Klosters Gorze[5] ausgestellte Urkunde des Metzer Bischofs Chrodegangus.
Die Bischofslisten von Nantes, deren älteste vielleicht schon im 10. Jahrhundert niedergeschrieben wurde[6], bringen vor Deormarus zwei Namen, die keine Bischöfe waren[7]. Nach ihnen wird der Bischofsstuhl vakant gewesen sein[8]. Nachfolger von Deormarus war Odilardus[9].


[1] Zu diesem seltenen Namen, vgl. Förstemann Ernst, Altdeutsches Namenbuch. I: Personennamen, Bonn 1900, Nachdruck München 1966, Sp. 408.
[2] Stadt im Westen Frankreichs, Präfektur des Départements Loire-Atlantique und Hauptort der Région Pays de la Loire. Karte: Atlas de la France de l'an mil. Etat de nos connaissances, sous la dir. de Parisse Michel avec l'aide technique de Leuridan Jacqueline, 1994, S. 27.
[3] Original verloren. Überlieferung: Chartular, Ende des 12. Jahrhunderts, das 1944 verbrannt ist. Drucke in Auswahl: Herbomez (d') A., Cartulaire de l'abbaye de Gorze, in: Mettensia 2. Mémoires et documents publiés par la Société Nationale des Antiquaires de France, Paris 1898, Nr. 4 S. 9-13; Monumenta Germaniae historica - fortan MGH -, Legum sectio III. Concilia II/1: Concilia aevi Karolini I/1, recensit Albert Werminghoff, Hannover-Leipzig 1906, S. 59-63.
[4] Deormarus hat also am Konzil, das in dieser Stadt tagte, teilgenommen (Hartmann Wilfried, Die Synoden der Karolingerzeit im Frankenreich und in Italien, in: Konziliengeschichte, hg. von Walter Brandmüller, Reihe A: Darstellungen, Paderborn 1989, S. 76-79; Carlos de Clercq, La législation religieuse franque de Clovis à Charlemagne 507-814, Louvain-Paris 1936, S. 137-142).
[5] Frankreich, département de la Moselle, arrondissement de Metz-Campagne, canton d'Ars-sur-Moselle. Die Anfänge des Klosters Gorze werden durch zwei Urkunden bestimmt, die im Chartular überliefert sind. Am 20. Mai 748 stattete Bischof Chrodegangus von Metz das von ihm als bischöfliches Eigenkloster gegründete Gorze mit Gütern der Metzer Kirche aus (Nr. 1 S. 1-4. Interpoliert. Da die Urkunde im 6. Herrscherjahr Childerichs datiert ist, muss das vom Herausgeber angegebene Jahr 745 in 748 emendiert werden). Am 18. Mai 757 verkündete er auf der Synode von Compiègne die Gründung des Klosters. Chrodegangus scheint es in den ersten Jahren selbst geleitet zu haben. Die Urkunde von 757 spricht wohl von einem Abt, aber nennt keinen Namen. Erst in einer Urkunde des Jahres 760 erscheint einmalig Abt Gundelandus (Nr. 6 S. 15-16. Hier muss das Datum auch emendiert werden, nicht 759 sondern 760), bevor dieser die Leitung des Klosters Lorsch übernahm. Es folgte Abt Theumarus. Im Jahr 1572 wurde das Kloster säkularisiert. Zur Geschichte des Klosters, siehe J. Schneider, Artikel "Gorze", in: Dictionnaire d'histoire et de géographie ecclésiastiques 21, Paris 1986, Sp. 811-817).
[6] Duchesne L., Fastes épiscopaux de l'ancienne Gaule 2: L'Aquitaine et les Lyonnaises, Paris ²1910, S. 360-363.
[7] Agatheus vocatus, sed non episcopus - Amito vocatus, set non episcopus. Von Agatheus weiß man, dass er in den ersten Jahrzehnten des  8. Jahrhunderts Graf von Nantes und Rennes war und den Titel Bischof dieser Städte übernahm, ohne Bischof zu sein (Vita Hermelandi, ed. Wilhelm Levison, in:  MGH Scriptores Rerum Merovingicarum 5, Hannover-Leipzig 1910, 674-710, hier c. 13 S. 699; vgl. Duchesne, ebd., S. 368 Anm. 1. Französische Übersetzung: http://wiki-patrimoine-saint-herblain.fr/index.php?title=Vita_Hermelandi&redirect=no). Amito wird ihm gefolgt sein.
[8] Im Jahr 753 soll Pippin einen Kriegszug nach der Bretagne unternommen und Vannes erobert haben (Annales Mettenses priores, ed.  B. de Simson, in: Monumenta Germaniae historica, Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum, Hannover-Leipzig 1905, S. 44). Vielleicht hat er bei dieser Gelegenheit Deormarus in Nantes eingesetzt.
[9] Odilhardus ist einer Urkunde Karls des Großen von 797 erwähnt, in welcher auf eine frühere Untersuchung - vermutlich vor dem 18. August 777 - durch den Bischof Bezug genommen wird (MGH DD Karol. 1 Nr. 180 S. 242-244). Vgl. Isphording Bernd, Prüm. Studien zur Geschichte der Abtei von ihrer Gründung bis zum Tod Kaiser Lothars I. (721-855), in: Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 116, Mainz, 2005, S. 168-169.

04.12.2015