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Bischof (eines nicht genannten Sitzes), bezeugt 742

Im Kapitular[1] vom 21. April 742[2] veröffentlicht Karlmann, dux et princeps Francorum, der älteste Sohn Karl Martells, dass er die Bischöfe seines Reiches[3], und zwar den Erzbischof Bonifatius sowie Burghardum[4] et Regenfredum[5] et Wintanum[6] et Willabaldum[7] et Dadanum[8] et Eddanum[9] mit ihren Priestern zu einem Konzil und einer Synode versammelt hat, um zu beraten[10], wie das Gesetz Gottes und die kirchliche Ordnung wiederhergestellt werden soll. Der Ort dieses Treffens ist nicht genannt[11].


[1] Monumenta Germaniae historica - fortan MGH - Legum sectio III. Concilia II/1: Concilia aevi Karolini I/1, recensit Albert Werminghoff, Hannover-Leipzig 1906, S. 1-4; Riché Pierre et Tate Georges, Textes et documents d'histoire du Moyen Age Ve-XE siècles (2 volumes) (Regards sur l'histoire), Paris 1972-1974, S. 262-264 lat./fr.; Briefe des Bonifatius. Willibalds Leben des Bonifatius, nebst einigen zeitgenössischen Dokumenten, unter Benützung der Übersetzungen von M. Tangl und Ph. H. Külb neu bearb. von Reinhold Rau, in: Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe IVb, Darmstadt 1968, S. 378-379 lat./dt. und Neuss Wilhelm und Oediger Friedrich Wilhelm, Geschichte des Erzbistums Köln. 1: Das Bistum Köln von den Anfängen bis zum Ende des 12. Jahrhunderts, Köln 1964, S. 140-142 lat/dt. Erst seit dem 18. Jahrhundert wird dieses Treffen Concilium Germanicum genannt. Vgl. Hartmann Wilfried, Die Synoden der Karolingerzeit im Frankenreich und in Italien, in: Konziliengeschichte, hg. von Walter Brandmüller, Reihe A: Darstellungen. Paderborn 1989, S. 50-53; Oediger Friedrich W., Die Regesten der Erzbischöfe von Köln, 1 (313-1099), in: Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 21, 1954-1961, S. 30 Nr. 64 ; Carlos de Clercq, La législation religieuse franque de Clovis à Charlemagne (507-814), Louvain-Paris 1936, S. 116-120.
[2] Die ältesten Abschriften des Kapitulars (9. Jahrhundert, vgl. Glatthaar Michael, Bonifatius und das Sakrileg. Zur politischen Dimension eines Rechtsbegriffs, in: Freiburger Beiträge 17, Frankfurt am Main 2004, S. 136-137) überliefern alle das Inkarnationsjahr 742. Eine Umdatierung auf 743 ist vorgeschlagen worden, ist aber auf Widerspruch gestoßen. Zu dieser Kontroverse, vgl. Glatthaar, passim; Kraus Andreas, Der heilige Willibald von Eichstätt: Person, Zeit, Werk, in: Eichstätter Studien. NF. 30. Der hl. Willibald - Klosterbischof oder Bistumsgründer?, hg. von Harald Dickerhof, Ernst Reiter und Stefan Weinfurter, Regensburg 1990,  9-28, hier S. 19 und Anm. 53;  Hartmann Wilfried, Die Synoden der Karolingerzeit im Frankenreich und in Italien, in: Konziliengeschichte, hg. von Walter Brandmüller, Reihe A: Darstellungen, 1989, S. 50-51 und Anm. 14; Staab Franz, Die Gründung der Bistümer Erfurt, Büraburg und Würzburg durch Bonifatius im Rahmen der fränkischen und päpstlichen Politik, in: Archiv für Mittelrheinische Kirchengeschichte 40, 1988, 13-41, hier S. 16 und Anm. 15, S. 39-40 und Anm. 110; Wagner Heinrich, Zur Frühzeit des Bistums Würzburg, in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 33. Archiv des Historischen Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg, 104, 1981, 95-121, hier S. 102; Ders., Zur Frühzeit des Bistums Würzburg (II), in: Würzburger Diözesan-Geschichtsblätter 48, 1986, 111-131, hier S. 114-115; Schüssler Heinz Joachim, Die fränkische Reichsteilung von Vieux-Poitiers (742) und die Reform der Kirche in den Teilreichen Karlmanns und Pippins. Zu den Grenzen der Wirksamkeit des Bonifatius, in: Francia 13, 1985, 47-112, hier S. 88-91 und Anm. 268; Dierkens Alain, Superstitions, christianisme et paganisme à la fin de l'époque mérovingienne. A propos de l'Indiculus superstitionum et paganiarum, in: Laïcité. Série Recherches, 5. Magie, sorcellerie, parapsychologie, Bruxelles 1984, S. 14-15 mit Anm. 25-28. Die Quellen, die wir besitzen, erlauben aber keine restlose Klärung der Datierung des Konzils und der Gründung der obengenannten mitteldeutschen Bistümer. Hierzu Reuter Timothy, "Kirchenreform" und "Kirchenpolitik" im Zeitalter Karl Martells: Begriffe und Wirklichkeit, in: Beihefte der Francia 37: Karl Martell in seiner Zeit, hg. von Jörg Jarnut, Ulrich Nonn und Michael Richter, unter Mitarbeit von Matthias Becher und Waltraud Reinsch, 1994, 35-59, hier S. 47-51.
[3] [...] episcopos, qui in regno meo sunt, cum presbiteris ... congregavi, id est Bonifatium archiepiscopum et Burghardum et Regenfridum et Hwitanum et Willabaldum et Dadanum et Eddanum cum presbiteris eorum [...].Schüssler, wie Anm. 3, S. 88-91 vertritt die Meinung, dass an dieser Synode nur die Bischöfe der neuen provincia Germaniae mit ihrem Metropoliten Bonifatius teilnahmen (hierzu auch Kaiser Reinhold, Bistumsgründung und Kirchenorganisation im 8. Jahrhundert, in: Eichstätter Studien, wie Anm.3, 29-67, hier S. 61 und Anm. 125).
[4] Würzburg.
[5] Köln.
[6] Büraburg, früheres oppidum auf dem hessischen Büraberg bei Fritzlar (Schwalm-Eder-Kreis) und Ungedanken (heute Ortsteil von Fritzlar).
[7] Bis heute besteht noch keine Klarheit darüber, ob Willibaldus für Erfurt oder für Eichstätt geweiht wurde. Dazu die verschieden Abhandlungen in: Der hl. Willibald – Klosterbischof oder Bistumsgründer? Eichstätter Studien NF. 30. Der hl. Willibald - Klosterbischof oder Bistumsgründer?, hg. von Harald Dickerhof, Ernst Reiter und Stefan Weinfurter, 1990.
[8] Es ist die einzige Erwähnung dieses Dada(nus), dessen Zuweisung unsicher ist: thüringischer Missionsbischof, Bischof von Utrecht, Erfurt? Siehe Artikel "Dada".
[9] Der Name Eddanum, den wir leider nur in der Akkusativ-Form kennen, erinnert an Hedan mit seiner vermutlichen Variante Eddanam, Name den zwei Würzburger Herzöge trugen. Hedan der Jüngere ist noch 717 bezeugt (dazu Mordek Hubert, Die Hedenen als politische Kraft im austrasischen Frankenreich, in: Beihefte der Francia 37, wie Anm. 2, 345-366, hier S. 356-358 Anm. 70; Schimpff Volker, Bemerkungen zu den fränkisch-thüringischen Beziehungen im ersten Drittel des 7. Jahrhunderts, in: Neue Ausgrabungen und Funde in Thüringen - Sonderband 2007. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 48: Terra praehistorica. Festschrift für Klaus-Dieter Jäger zum 70. Geburtstag, Langenweißbach 2007, 400-429, hier S. 420). Deswegen besteht eine gewisse Möglichkeit, in Eddanus einen Bischof von Erfurt in Thüringen, Sprengel der von Bonifatius mit denen von Würzburg und Büraburg gegründet wurde, zu sehen (vgl. Schmidt Michael, Germanien unter den Merowingern und frühen Karolingern. Auf den Spuren  der ersten Herzöge, Bischöfe und Missionare [von 482 bis 755], Frankfurt Main, 2001, S. 245-249; Mordek, ebd., S. 347-348 und Anm. 22). Bisher wurde Eddanus meistens mit dem Bischof Heddo von Strasbourg/Straßburg gleichgesetzt. Aber es scheint, dass das Elsass zu Pippins und nicht zu Karlmanns Reich gehörte, was Heddos Teilnahme am Concilium Germanicum ausschließen würde (vgl. Mordek, ebd., S. 347-348 und Anm. 20. Schüssler Heinz Joachim, Die fränkische Reichsteilung von Vieux-Poitiers (742) und die Reform der Kirche in den Teilreichen Karlmanns und Pippins. Zu den Grenzen der Wirksamkeit des Bonifatius, in: Francia 13, 1985, 47-112, hier S., 70-74, aufgrund seiner Identifizierung des Edda[nus] mit dem Bischof von Straßburg, erwägt eine Teilung dieses Gebietes, der Norden unter Karlmanns, der Süden unter Pippins Herrschaft. Diese Hypothese ist aber hinfällig, wenn Edda[nus] Bischof in Erfurt ist). Es muss auch bemerkt werden, dass die neueren Namensregister zwischen den Lemmata ed/et (Eddanus)und hed/het/aid (Heddo) unterscheiden (zum Beispiel MGH Libri memoriales et Necrologia, NS, I, hg. von Johanne Autenrieth, Dieter Geuenich und Karl Schmid, Hannover 1979, S. 72 et 97; Morlet Marie-Thérèse, Les noms de personne sur le territoire de l'ancienne Gaule du VIe au XIIe siècle, I, Paris 1968, S. 78-79, 121). Es ist wohl möglich, dass Willibaldus 741 Bischof für Erfurt geweiht wurde, aber es ist ungewiss, wie lange er diese Funktion ausübte (vgl. oben Anm. 7). Wagner Norbert, Eobanus und Dadanus, in: Beiträge zur Namenforschung 34, 1999, 145-150, hier S. 148 bringt den Namen unter der Form Edda wie Dada(nus) und Eoba(nus). Man kann auch an den irischen Namen Aidan denken. Ein hl. Aydanus stehtunter den Bischöfen des Klosters Honau in einer Notiz des im 15. Jahrhundert verfassten Chartulars, aber es handelt sich sehr wahrscheinlich um einen fremden Bischof (Wilsdorf Christian, Le monasterium Scottorum de Honau et la famille des ducs d'Alsace au VIIIe siècle. Vestiges d'un cartulaire perdu, in: Francia 3, 1975, 1-87, hier S. 16-20, 45-46).
[10] "Das Treffen behielt den Charakter einer informellen, wenn auch keineswegs unverbindlichen Beraterversammlung: ut mihi consilium dedissent, hat Karlmann die sieben Bischöfe einberufen." (Glattaar, wie Anm. 2, S. 216).
[11] Möglicherweise fand es in Köln statt (Glatthaar, ebd., S. 208-212).

25.04.2016