H E R L A F R E D U S[1]

Abt von (Saint-Maur-des-)Fossés, (751/768), 771

In Worms, am 11. April 771[2], auf Antrag des venerabilis vir Herlafredus[3], abba de monastirio Fossato[4], bestätigt Karl der Große dem Kloster die Immunitätsurkunde seines Vaters Pippin[5].


[1] Erlafredus, Erlefredus.
[2] Ziemlich zeitgenössische Abschrift des Originals. Chartae latinae antiquiores, ed. Albert Bruckner (†) and Robert Marichal, Part XV: France III, publ. by Hartmut Atsma, Jean Vezin, Dietikon, Zürich, 1996, Nr. 610 S. 68-71; Die Urkunden Pippins, Karlmanns und Karls des Grossen, bearb. von Engelbert Mühlbacher u. a., in: Monumenta Germaniae historica, Diplomatum Karolinorum 1, Hannover 1906, Neudruck München 1991, Nr. 61 S. 89-90. Aber, da das Kloster sich in Karlmanns Königreich befindet (gestorben am 04. Dezember 771), wieso urkundet Karl der Große (vgl. Böhmer Johann Friedrich, Regesta Imperii I. Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern 715-918, neubearb. von Engelbert Mühlbacher, vollendet von Johann Lechner (Innsbruck ²1908), mit Ergänzungen von Carlrichard Brühl – Hans H. Kaminsky, Hildesheim 1966 -fortan BM² - Nr. 140 S. 64-65)?
[3] Der letzte bekannte Abt vor Herlafredus ist Waldomarus, belegt in einer Urkunde ohne Datum des Königs Childebert III. (694-711), in einer Fälschung mit dem Jahr 717 und in einem Pseudo-Original datiert von 722 (Die Urkunden der Merowinger, MGH Diplomata regum Francorum e stirpe Merovingica, nach Vorarbeiten von Carlrichard Brühl hg. von Theo Kölzer unter Mitwirkung von Martina Hartmann und Andrea Steildorf, I, Hannover, 2001, Nr. 144 S. 362-364, Nr. 174 S. 432-434 und Nr. 183 S. 453-456). Von den fünf Namen (Madobodus, Odo, Gunterranus, Gogo, Arveranus), welche die im 11. Jahrhundert verfasste Liste der Äbte (Gallia Christiana in provincias ecclesiasticas distributa, … Opera et studio Monachorum Congregationis S. Mauri Ordinis S. Benedicti VII, Paris, 1744, Sp. 285; zu den anderen Listen, vgl. Pierre Gillon, Le dossier de saint Babolein, premier abbé des Fossés [641- après 658] et la formation de son culte liturgique, in: Le Vieux Saint Maur 69-70, 1996-97, S. 15-16)  zwischen die zwei Äbte inseriert, fehlt jede sonstige Erwähnung, was nicht heißt, dass man sie ignorieren sollte. Dasselbe gilt für Herlafredus' Nachfolger bis Anfang des 9. Jahrhunderts. Eine Urkunde des Kaisers Ludwig der Fromme aus dem Jahr 816 berichtet, dass früher in diesem kleinen fast zerstörten Kloster, das jetzt restauriert wurde, Mönche lebten (Gallia Christiana VII, ebd., instrumenta Nr. 7 Sp. 7-8; vgl. BM² Nr. 617 S. 260-261).    
[4] Saint-Maur-des-Fossés, Département Val-de-Marne, arrondissement Créteil, chef-lieu canton (Karte: Atlas de la France de l'an mil. Etat de nos connaissances, sous la dir. de Parisse Michel avec l'aide technique de Leuridan Jacqueline, 1994, S. 43). Das Kloster Saint-Pierre du Fossé, das im Pariser Gau lag, wurde vermutlich im 2. Viertel des 7. Jahrhunderts gegründet. Zur Lage und Frühgeschichte dieses Klosters, siehe Dieter Hägermann + Andreas Hedwig, Das Polyptychon und die Notitia de Areis von Saint-Maur-des-Fossés. Analyse und Edition, in: Beihefte der Francia 23, Sigmaringen, 1990, S. 4-7; Marcel Baudot, Histoire de l'abbaye des Fossés des origines à l'année 925. Examen critique des sources narratives et diplomatiques, in: Positions des thèses de l'Ecole Nationale des Chartes 1925, S. 9-10; derselbe, Diss., S. 10-11 (freundliche Mitteilung von Pierre Gillon, Saint-Maur, 16. Februar 1998). Im 9. Jahrhundert erhielt es die Reliquien vom hl. Maurus, wonach es dann später genannt wurde. Die baufälligen Gebäude des Stifts wurden im  18. Jahrhundert abgebrochen.
[5] Verlorene Urkunde, vgl. BM² Verlorene Urkunden Nr. 358 S. 858. Laut Urkunde Karls des Großen wurde die bestätigte Urkunde seines Vaters Pippin (751/768) zur Zeit des Abtes Herlafredus ausgestellt.

06.06.2010, überarbeitet 11.02.2014