E R E M B E R T U S[1]

Bischof von Worms und Abt von Wissembourg/Weißenburg,
bezeugt seit 764, verstorben im Jahr 793

König Pippin, auf Bitten des Bischofs Erembertus von Worms[2], bestätigt[3] dieser Kirche die von seinem Vorgänger König Dagobert[4] verliehenen Immunität[5]. Dieser Abschrift fehlt das Eschatokoll, das Original könnte aber im Jahr 764 ausgestellt worden sein[6].
Erembertus episcopusist in einer sehr großen Zahl[7] Weißenburger Urkunden, deren erste am 19. November 764[8] und die letzte am 01. August 792[9] ausgestellt wurden, als Abt dieses Kloster[10] genannt.
Ermembertus episcopus civitate Warmacensis[11] gehört zur den fränkischen[12] Bischöfen[13], die von den jungen Königen Karl und Karlmann nach Rom abgeordnet wurden, um an einer von Papst Stephan III. einberufenen Kirchenversammlung, die über den Usurpator Constantin zu Gericht sitzen sollte, teilzunehmen. Diese Synode tagte vom 12. bis 14. April 769 in der Lateranbasilika[14].
Ermberctus episcopus unterschreibt eine am 20. Dezember 770 in Worms[15] ausgestellte Urkunde[16], mit welcher Folcradus und Agilolfus dem Kloster Fulda pro anima Irminolfi[17] Besitz im Speyergau[18] schenken.
Um 776/777[19] vereinbaren die Mönche von Wissembourg/Weißenburg mit ihrem Abt, Bischof Erembertus, jedes Jahr gemeinsam an einem Festtag das Gedächtnis der toten Konventsmitglieder zu feiern[20].
Eine am 04. November 792 ausgestellte Urkunde[21], mit welcher Rachildis deo sacrata[22] dem Kloster Lorsch Besitz übergibt, berichtet, dass Bischof Ermbertus[23] ihr Liegenschaften in Dienheim[24] im Wormsgau, wo sie auch ihre Güter schenkt, zum Seelenheil ihres Bruders Heimericus in ihren Besitz überführt hat.
Die am 20. Dezember 837 ausgestellte Urkunde Kaisers Ludwig d. Fr.[25] zugunsten der Würzburger Kirche berichtet, dass der verstorbene Erenbertus episcopus von Karl dem Großen königliches Lehen in Osterburken[26] und Hemsbach[27] in Wingarteiba[28] erhalten hatte.
Ermbertus episcopus Vangione[29] stirbt im Jahr 793[30], am 03. Januar[31].


[1] Erenbertus, Erimbertus, Erinbertus, Ermberctus,  Ermbertus, Ermembertus,  Herembertus, Hermenbertus. Zu diesen Namen, vgl. Förstemann Ernst, Altdeutsches Namenbuch. I: Personennamen, Bonn 1900, Nachdruck München 1966, Sp. 475.
[2] Für die ersten Jahrhunderte dieses Bistums gibt es keine Bischofsliste, sodass die unmittelbaren Vorgänger des Erembertus nicht bekannt sind (Burkard Keilmann, Bistum Worms, in: Die Bistümer des Heiligen Römischen Reiches von ihren Anfängen bis zur Säkularisation, hg. von Gatz Erwin unter Mitwirkung von Clemens Brodkorb und Helmut Flachenecker, Freiburg im Breisgau 2003, S. 820-830, hier S. 829). Duchesne L., Fastes épiscopaux de l'ancienne Gaule, III: Les provinces du Nord et de l'Est, Paris 1915, S. 161).
[3] […] Ideoque apostolicus vir domnus et in Christo pater noster Erembertus Wormatiensis ecclesie episcopus […].
[4] Deperditum. Die Urkunden der Merowinger, nach Vorarbeiten von Carlrichard Brühl hg. von Theo Kölzer, unter Mitwirkung von Martina Hartmann und Andrea Stieldorf, in: Monumenta Germaniae historica - fortan MGH -, Diplomata regum Francorum e stirpe Merovingica, II, Hannover, 2001, Nr. 375 S. 651-652 (Dagobert III. herrschte von 711 bis 715).
[5] Original verloren. Überlieferung: interpolierte Abschrift im Wormser Chartular des 12. Jahrhunderts. Druck in Auswahl: Die Urkunden Pippins, Karlmanns und Karls des Grossen, bearb. von Engelbert Mühlbacher u. a., in: MGH Diplomatum Karolinorum 1, Hannover 1906, Neudruck München 1991, Nr. 20 S. 28-29. Vgl. Böhmer Johann Friedrich, Regesta Imperii I. Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern 715-918, neubearb. von Engelbert Mühlbacher, vollendet von Johann Lechner (Innsbruck ²1908), mit Ergänzungen von Carlrichard Brühl – Hans H. Kaminsky, Hildesheim 1966 - fortan BM² -, Nr. 99 S. 51. Eine Urkunde des Kaisers Otto II. von 967 zugunsten Weißenburg/Wissembourg berichtet, dass Pippin auch dem Kloster die Immunität gewährt hatte (MGH DD regum et imp. Germ. 2, 1893: DD O II Nr. 15 S. 22-23).
[6] Im Jahr 764 hielt Pippin einen Reichstag in Worms ab (BM² 98d S. 51).
[7] Es wäre mühsam hier alle Urkunden aufzuzählen. Siehe ihre Zusammenstellung in: Traditiones Wizenburgenses. Die Urkunden des Klosters Weissenburg 661-864, hg. von Doll Anton aus dem Nachlass von Karl Glöckner, in: Arbeiten der Hessischen historischen Kommission, Darmstadt, 1979, S. 539-553.
[8] Original verloren. Überlieferung: Codex traditionum Wizenburgensium des 9. Jahrhunderts: Doll/Glöckner, wie Anm. 7, Nr. 193 S. 398-400. Ermberts Vorgänger als Abt von Wissembourg, David, Bischof von Speyer, ist urkundlich zum letzten Mal am 28. Juli 757 mit Sicherheit genannt (ebd., Nr. 140 S. 344-345) und ist wahrscheinlich am 29. Januar 759 gestorben (ebd., S. 536 Anm. 19 und S. 538 Anm. 21). In den erhaltenen Urkunden wird zwischen dem 21. Januar 760 (Nr. 179 S. 381-382) und dem 02. November 763 (Nr. 263 S. 504-506) kein Abt erwähnt. Ermbert ist also frühestens Ende 763 oder im Jahr 764 Abt von Weißenburg geworden. Er wird aus dem Mittelrheingebiet stammen (Hummer Hans J., Politics and power in early Medieval Europe. Alsace and the Frankish Realm, 600-1000, in: Cambridge Studies in Medieval Life and Thought. Fourth Series 65, 2005, S. 111).
[9] Doll/Glöckner, wie Anm. 7, Nr. 80 S. 284-285. Die folgende Urkunde ist am 01. Juni 797 ausgestellt, der Abt ist Bischof Iustolfus (Nr. 62 S. 259-261).
[10] Die zwei erhaltenen Listen der Weißenburger Äbte nennen wohl einen Erembertus abbas et episcopus Magontinus oder Erinbertus abbas, aber die Reihenfolgen der Namen ist für die betreffende Zeit nicht zu gebrauchen (MGH Scriptorum - fortan MGH SS - 13, hg. von O. Holder-Egger, S. 319-321). Der Liber confraternitatum von Reichenau enthält eine Liste der 38 Mönche des Ermbert-Konvents, vermutlich nach 778 abgefasst (MGH Libri memoriales et Necrologia, NS I, hg. von Johanne Autenrieth, Dieter Geuenich und Karl Schmid, Hannover, 1979, pag. XLVI-XLVII; MGH Libri confraternitatum Sancti Galli, Augiensis, Fabariensis, ed. Paul Piper, Berlin, 1894, S. 210-211, Sp. 180-181; siehe Haubrichs W., Die Weißenburger Mönchslisten der Karolingerzeit, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 118, NF 79, 1970, 1-42, hier S. 11). Ab den 80.er Jahren ist urkundlich neben Bischof Ermbert der Dekan Gerbertus genannt, der vermutlich als Nebenabt fungierte (Doll/Glöckner, wie Anm. 7, Nr. 217, 197, 208, als Zeuge Nr. 258 und 249; siehe auch die nach 805 im Reichenauer Verbrüderungsbuch eingetragene Konventsliste, die von Gerbertus angeführt wird, vgl. Haubrichs, ebd., S. 11-12, 36). 
[11] […] ut aliquandos episcopos gnaros et in omnibus divinis Scripturis atque sanctorum canonum institutionibus eruditos ac peritissimos […].
[12] Vita Stephani III, Le Liber pontificalis, I, in: Bibliothèque des Ecoles françaises d'Athènes et de Rome, Paris, 1955, hg. von Louis Duchesne, S. 473 ff.; MGH Legum sectio III. Concilia II/1: Concilia aevi Karolini I/1, recensit Albert Werminghoff, Hannover-Leipzig, 1906, S. 74 ff.
[13] Eine Ende des 9. Jahrhunderts verfasste Handschrift ist die einzige, die auch die Namen der Teilnehmer wiedergibt (Duchesne, ebd., S. CLXXVIII Nr. 22 und CCXXIX Nr. 21; vgl. Schmale Franz-Josef, Das Bistum Würzburg und seine Bischöfe im früheren Mittelalter, in: Zeitschrift für die bayerische Landesgeschichte 29, 1966, 616-661, hier S. 627 ff.). Diese Liste befand sich auch auf einer Handschrift, die Gajetani Cenni im 18. Jahrhundert edierte (Hermenberto episcopo Ioahione); er übersetzte Ioahione irrtümlicherweise mit Iuvavum =  Salzburg (Concilium Lateranse Stephani III, Roma 1735, S. 2). Eine heute verlorene dritte Liste wurde von Sirmond Jacques, Concilia antiqua Galliae, cum epistolis pontificum, principum constitutionibus et aliis Gallicanae Rei Ecclesiasticae Monumentis, 2, Paris 1629, Neuduck Aalen 1970, S. 66 mit Herembertus herausgegeben.
[14] Vgl. Abel Sigurd, Jahrbücher des fränkischen Reiches unter Karl dem Großen, I/2. Auflage bearb. von Bernhard Simson, Leipzig, 1888, S. 63-64.
[15] Vielleicht während des Aufenthalts Karls d. Gr. in Worms oder kurz danach (BM² 138b S. 63). Die Häufigkeit der königlichen Aufenthalte in Worms (770, 771, 772, 774, 776, 779, 781, 783, 784, 786, 787, 789, 790, 791) zeigt, dass Ermberts Einfluss unter Karl dem Großen bedeutend gewesen sein muss (Hummer, wie Anm. 9, 2005, S. 110).
[16] Stengel Edmund E., Urkundenbuch des Klosters Fulda, I, in: Veröffentlichungen der historischen Kommission für Hessen und Waldeck, X/1, Marburg 1958, Nr. 50 S. 84-85. Zu dieser Urkunde, siehe Gockel Michael, Karolingische Königshöfe am Mittelrhein, in: Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 31, 1970, S. 279-280; Alter Willi, Die klösterlichen Wohltäter der karolingischen Zeit in Deidesheim, Friedelsheim und Gönnheim, in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz 97, 1999, 237-351, hier S. 296.
[17] Zu diesem Folcradus, siehe Stoclet Alain, Autour de Fulrad de Saint-Denis (v. 710-784), in: Ecole Pratique des Hautes Etudes. Sciences historiques et philologiques. 5. Hautes Etudes médiévales et modernes 72, Genève-Paris, 1993, S. 394 ff.
[18] Friedelsheim, Deidesheim und Gönnheim (Rheinland-Pfalz, Lkr. Bad Dürkheim).
[19] […] anno nono regni domni excellentissimi et gloriosissimi Karoli regis […]: 09. Oktober 776/08. Oktober 777.
[20] Borgolte Michael, Eine Weißenburger Übereinkunft von 776/777 zum Gedenken der verstorbenen Brüder, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 123, NF 84, 1975, 1-15, hier S. 15.
[21] Glöckner Karl, Codex Laureshamensis, I, in: Arbeiten der historischen Kommission für den Volksstaat Hessen, Darmstadt 1929, Nr. 15 S. 293; Minst Karl Josef, Lorscher Codex I, Lorsch 1966, S. 71-72 (deutsche Übersetzung).
[22] Tochter des Grafen Cancor und Enkelin der Williswinda, gemeinsame Gründer des Klosters Lorsch.
[23] Zu den gleichnamigen und zeitgenössischen Bischöfen, siehe Jahn Joachim, Ducatus Baiuvariorum. Das bairische Herzogtum der Agilolfinger, in: Monographien zur Geschichte des Mittelalters 35, Stuttgart, 1991, S. 151-152.
[24] […] in Dienenheimer marcha […]: Rheinland-Pfalz, Lkr. Mainz-Bingen.
[25] Original. Scherzer Walter, Der Übergang des Klosters St. Gumbert zu Ansbach aus dem Besitz Karls des Großen in die Zuständigkeit Bischofs Bernwelf von Würzburg. Ein Beitrag zur Diplomatik Karls des Groben und Ludwigs des Frommen, in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 14./15, 1952/53, 97-118, hier S. 115-117. Vgl. BM² 971 S. 394; Scherzer, ebd., S. 98-99 und Anm. 15.
[26] Burgheim: Baden-Württemberg, Neckar-Odenwald-Kreis.
[27] Heinuuinesbah: gehört heute zu Burgheim.
[28] Im unteren Gebiet der Jagst (Nebenfluss des Neckars) und Odenwald  (Karte: Stein Friedrich, Geschichte Frankens, Band 1: Das Mittelalter, Schweinfurt 1885, Neudruck Aalen, 1966).
[29] Die Römer nannten den Stadtbereich vom heutigen Worms civitas Vangionum nach dem dort ansässigen Stamm der Vangionen, wie sich die Wormser noch bis in das 16. Jahrhundert nannten. Von dieser Bezeichnung ist auch der Name Wonnegau für die Umgebung von Worms abgeleitet.
[30] Annales Xantenses aus dem 9. Jahrhundert, MGH SS 2, hg. von G. H. Pertz, 1829, Neudruck 1963, S. 223; MGH SS rerum Germanicarum in usum scholarum [12], hg. v. Bernhard von Simson, 1909, Nachdruck 2003, S. 1.
[31] Hofmeister Adolf, Weissenburger Aufzeichnungen vom Ende des 8. und Anfang des 9. Jahrhunderts, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 73,  NF 34,  1919, 401-421, hier S. 404. 

01.08.2012, überarbeitet 14.02.2014