G A U Z I O L E N U S[1]

Bischof von Le Mans, urkundlich belegt von 743 bis 762

Am 02. März 743[2], in Compiègne, bestätigt König Chilpericus[3]  Bischof Gauziolenus von Le Mans[4] das von König Dagobertus[5] und dessen Vorgängern den Bischöfen Berarius[6], Aichilbertus[7] und Herlemundus[8] gewährte Immunitätsprivileg für die villa Ardin[9] im Poitou.
Aus einer Fälschung, der das Schlußprotokoll fehlt[10], mit welcher König Childerich Bischof Gauziolenus das Immunitätsprivileg der Bischofskirche von Le Mans und die Vergabe des Klosters St. Calais als Beneficium bestätigt haben soll, ist zu entnehmen, dass der Bischof sehr wahrscheinlich am selben Tag wie die Bestätigung des Ardinprivilegs ein allgemeines Immunitätsprivileg erhalten hat[11]. Auch der zweite Teil der Urkunde, worin eine über St. Calais ausgestellte Precarie zugunsten des pontifex abbas Dido[12] bestätigt wird, "kann in seiner Aussage authentisch sein"[13].
In einer auf den 15. März (? 749)[14] datierten Fälschung[15], wobei es sich aber möglicherweise um eine authentische, aber interpolierte Urkunde handelt[16], bestätigt König Chilpericus[17] auf Bitten des Bischofs Gauziolenus die von diesem dem Abt Sicbaldus[18] für das Kloster St. Calais ausgestellte Precarie.
In einem im Mai 749 ausgestellten Mandat[19] unterrichtet (der Hausmeier Pippin ?)[20] Abraham[21], vicedominus des Bischofs Gauziolenus, und dessen auditor Raganfredus, agens von Neuville[22] über die mit der Verleihung dem Acileus einer Liegenschaft in Chèvrenolles[23] verbundenen Bedingungen[24].
In einer in Le Mans um 751/752[25] ausgestellten Precarie verbo regis[26], deren Authentizität bezweifelt wurde[27], verpflichtet sich Vulsindus gegenüber Bischof Gauziolenus und dem Klerus der Bischofskirche von Le Mans[28] zur Zahlung eines Census für die Nutznießung erhaltenen Güter[29].
Mit einer in Jupille[30] im März 756[31] ausgestellten Urkunde[32] verpflichten sich Adalbertus[33] und Hagano gegenüber Bischof Gauziolenus von Le Mans zur Zahlung eines Census[34] für die auf Befehl Pippins aus dem Besitz des hl. Gervasius[35] Ardin[36] und Vicq-sur-Gartempe[37] im Poitou[38], Cierzac[39] im Saintois[40] und Gauriac[41] im Bordelais[42] mit allem Zubehör von ihm auf Lebzeit als beneficium zur Nutznießung erhaltenen Güter. Die Prekarie soll alle fünf Jahre erneuert werden[43].
Gaucilenus episcopus civitas Celmanis unterschreibt die Gebetsverbrüderung, die zwischen den anwesenden Bischöfen und Äbten des synodalis conventus von Attigny[44] mutmaßlich im Jahr 762[45] vereinbart wurde.
Das signum Gauzleni episcopi[46] steht an zweiter Stelle[47] derer der Bischöfe[48], die das feierliche königliche Diplom am 13. August 762[49] in Trisgodros[50] villa puplica bezeugen: Pippin mit seiner Frau Bertrada überträgt dem Kloster Prüm[51], das sie auf der Grenze des Bid- und Ardennengaus durch Entsendung einer Ordensgemeinschaft aus der Kongregation der Bischöfe Romanus und Vulframnus[52] gegründet haben, etliche Güter in verschiedenen pagi[53]; Pippin bestätigt auch frühere Schenkungen, stellt das Kloster unter seinen Schutz und erteilt ihm die freie Abtswahl[54].
Die Actus pontificum Cenomannis in urbe degentium[55], deren Angaben mit Vorsicht zu verwerten sind[56], berichten im ersten Teil der Gesta Gauzioleni[57] von einer Sedisvakanz[58] nach dem Tode Bischof von Le Mans Herlemundus[59], der Juni 721[60] noch im Amt war. Die Bischofskirche lag damals in den Händen[61] des Grafen Rothgarius und seines Sohnes Karivius[62]; ein Bischof Berarius[63] erledigte wohl die bischöflichen Funktionen[64]. Aber die "Tyrannen" sahen sich gezwungen, unter dem Druck des populi sagen die Gesta, eher "das Ergebnis des Zusammenspiels der karolingischen Familie mit ihren neuen Anhängern, den Rotgarsöhnen, die auf diese Weise die Macht zwischen Seine und Loire festigen konnten"[65], die Herrschaft über das Bistum abzugeben und einen Bischof in der Person von Gauziolenus einsetzen, einem anderen Sohn des Rothgarius, ein ungebildeten Kleriker sagen die Actus, der vom Metropoliten von Rouen die Bischofsweihe erhält[66], da der zuständige Metropolit von Tours sich dazu weigerte[67].
Im zweiten Teil bringen die Gesta, dass Pippin[68] den Kölner Kleriker und Priester Herlemundus in Le Mans als Bischof einsetzte[69]. Dieser konnte sein Amt neun Jahre walten, zog sich aber nach seiner Blendung durch Gauziolenus[70] ins Kloster[71] zurück[72].
Der dritte Teil der Gesta[73] befasst sich zuerst mit den vier Chorbischöfen, die Gauziolenus zur Seite standen[74]: Seufredus, Desideratus, Berthodus und endlich Merolus[75] zur Zeit Karls des Großen[76], dann mit der Lage der Kirche von Le Mans am Ende des Pontifikats des Gauziolenus[77], gefolgt von dessen Tod - Gauziolenus sei nach einer Amtszeit von 50 Jahren[78] in Sougé-le-Ganelon[79] gestorben und in St. Peter und Paul[80] begraben worden - und schließlich ausführlich mit dem vicedominus Abraham[81].
Laut der Darlegung eines Fragmentes der Gesta domni Aldrici[82] sollen Gauziolenus und sein Bruder Harivius, als Pippin von einem Feldzug zurückkehrend durch die Gegend kam[83], ihm die Toren der Stadt verschlossen und seinen Truppen Verluste zugefügt haben[84].   Daraufhin verwüstete Pippin die Umgebung und forderte die Mönche des zu dieser Zeit Bischofskloster St. Calais auf, dem Bischof den Gehorsam zu kündigen und sich als unter seinem Schutz stehend zu betrachten[85].


Der Artikel beruht mehrmals im Wortlaut des Textes und der Fußnoten auf der umfangreichen Publikation in 3 Bänden von Margarete Weidemann, Geschichte des Bistums Le Mans von der Spätantike bis zur Karolingerzeit. Actus pontificum Cenomannis in urbe degentium und Gesta Aldrici, in: Monographien, Band 56/1+2+3, Verlag des Römisch Germanischen Zentralmuseums, Mainz, 2002. Teil 1: Die Erzählenden Texte; Teil 2: Die Urkunden; Teil 3: Exkurse und Register. Eine Kenntlichmachung dieser textlichen Übereinstimmungen, sollte sie nicht entbehrlich sein,  wird in dem Artikel nicht immer angegeben. Sonst steht: Weidemann, 1; Weidemann, 2; Weidemann, 3 mit Angabe der Seite.

[1] Gautiolenus, Gaucilenus, Gauzlenus, Gosselinus, Galliolenus.
[2] Original verloren. Überlieferung: Actus pontificum Cenomannis in urbe degentium, um 857-863 geschrieben, in einer Sammelhandschrift des 12. Jahrhunderts auf uns gekommen (siehe Weidemann 1, S. 4-5, 20). Die Urkunde ist interpoliert. Drucke in Auswahl: Weidemann 2, Nr. 26 S. 253-254;  Die Urkunden der Merowinger, nach Vorarbeiten von Carlrichard Brühl hg. von Theo Kölzer unter Mitwirkung von Martina Hartmann und Andrea Stieldorf, in: Monumenta Germaniae historica -fortan MGH-, Diplomata regum Francorum e stirpe merovingica, Hannover, 2001, I, Nr. 190 S. 473-475; Actus pontificum …, hg. von Busson G. und Ledru A., in: Archives historiques du Maine 2, Le Mans, 1901, S. 253-254; Diplomata regum Francorum e stirpe Merovingica. Diplomata maiorum domus regiae. Diplomata spuria, hg. von Karl A. F. Pertz, in: MGH Diplomatum Imperii I, Hannover, 1872, Neudruck Stuttgart, 1981, Nr. 93 Spurium S. 206-207. Vgl. Le Maître Philippe, Le corpus carolingien du Mans, vol. 2: Pièces justificatives et annexes. Thèse pour le doctorat de troisième cycle, Faculté des Lettres et Sciences humaines de paris X – Nanterre. U.E.R. d'histoire, Paris, 1980, dactylographiée, S. 178; Goffart Walter, The Le Mans Forgeries. A chapter from the history of church property in the ninth century, in: Harvard Historical Studies 76, Cambridge, 1966, S. 258-259 Nr. 44; Havet Julien, Les Actes des Evêques du Mans, in: Œuvres. Questions mérovingiennes 7, Paris, 1896, 271-445 (= Bibliothèque de l'Ecole des Chartes 55, 1894, 5-60, 306-336), hier S. 272. 
[3] Lies: Childericus (III.). Gauziolenus hat diese Urkunde sofort nach der Einsetzung Childerichs III. zum König (wohl zwischen dem 16. Februar und dem 02. März 743, vgl. Weidemann Margarete, Zur Chronologie der Merowinger im 7. und 8. Jahrhundert, in: Francia 25/1, 1998, 177-230, hier S. 209-212, 230) erhalten.
[4] Frankreich, Präfektur des Departements Sarthe. Karte des Bistums: Atlas de la France de l'an mil. Etat de nos connaissances, hg. von Michel Parisse mit Jacqueline Leuridan, Paris, 1994, S. 34.
[5] Dagobert III. (711-715). Die Urkunde ist vom 10. März 712 (Weidemann 2, Nr. 20 S. 241-242).
[6] Verlorenes Immunitätsprivileg Childerichs II. für Bischof Berarius (siehe Weidemann 2, Nr. 7 vom 01. März 669 und 8 vom 17. Oktober 673 S. 208-211). Berarius war von 653 bis nach 669/vor 673 im Amt (Weidemann 3, S. 507-508).
[7] Erneuerung dieses Privilegs für Bischof Aiglibertus (Weidemann 2, wie Anm. 5). Dieser Bischof leitete die Diözese von 669/673 bis 696/698 (Weidemann 3, S. 506-507).
[8] Urkunde des Königs Childebert III. vom 03. März 698 (Weidemann 2, Nr. 16 S. 230-231). Herlemundus leitete die Le Mans-Kirche von 696/698 bis 721/722 (Weidemann 3, S. 506-507).
[9] Département Deux-Sèvres, arrondissement Niort, canton Coulonges-sur-l'Autize. Zu dem Komplex "Ardin" innerhalb der Urkunden für Le Mans, siehe Lot Ferdinand, Un grand domaine à l'époque franque: Ardin en Poitou. Contribution à l'étude de l'impôt, in: Bibliothèque de l'Ecole des hautes études, sciences historiques et philologiques, 230, 1921, 109-129, auch in: Recueil des travaux historiques de Ferdinand Lot, II. Publications du centre deRecherches d'histoire et de philologie, V. Hautes Etudes Médiévales et Modernes, 9, Genève, 1970, 191-211.
[10] Überlieferung: Actus, wie Anm. 2. Diese Urkunde "ist in der Forschung vor allem ihres Inhalts wegen als Fälschung beurteilt worden". Aber Weidemann hat sich für die Annahme von zwei ursprünglich separaten verfälschten Urkunden entschieden (siehe folgende Anm.). Drucke in Auswahl (alle wie Anm. 2): Weidemann 2, Nr. 27 A + 27 B S. 254-259; Die Urkunden der Merowinger, I, Nr. 193 S. 480-482; Busson/Ledru, S. 246-248; Pertz, Nr. 94 Sp. S. 207-208. Vgl. Goffart, S. 306 Nr. 40.
[11] Weidemann 2: Rekonstruktion der Urkunde S. 258.
[12] Ein Abt von St. Calais dieses Namens ist sonst nicht bezeugt, aber nicht unmöglich, da für die Zeit von 712/715 bis 752 kein Abt bekannt ist. Weidemann 1, S. 99 und 2, S. 256 möchte ihn mit dem Desideratus, der von den Actus (siehe unten Anm. 74) als zweiten Chorbischof von Le Mans zur Zeit Bischofs Gauziolenus genannt ist, identifizieren, da Dido eine Kurzform von Desiderius/Desideratus sei. Die Ende des 7. Jahrhunderts verfasste Passio Leudegarii episcopi Augustodunensis I  kennt auch einen Desideratus cognomine Diddo (MGH Scriptores rerum Merovingicarum 5, S. 301 und 307). Dies würde bei Abt Dido den pontifex-Titel erklären.
[13] Wie Anm. 10. Rekonstruktion der Urkunde S. 258-259.
[14] Die Urkunde datiert vom 15. März des 12. Herrscherjahres, das Childerich III. aber nicht erreicht hat. Weidemann nimmt an, dass diese Zahl nur verderbt überliefert worden sei und schlägt vor, die Ziffer "XII" in "VII" zu emendieren (S. 260-261).
[15] Überlieferung: Actus, wie Anm. 2. Drucke in Auswahl (alle wie Anm. 2): Weidemann 2, Nr. 28 S. 259-261; Die Urkunden der Merowinger, I, Nr. 195 S. 484-485; Busson/Ledru, S. 250-252; Pertz, Nr. 95 Sp. S. 208. Vgl. Goffart, S. 306 Nr. 42.
[16] "Die Urkunde gilt aus sachlichen Gründen als Fälschung". Aber laut Weidemann "spricht nichts gegen die Annahme, daß es sich … um eine authentische, von den Fälschern interpolierte Urkunde handeln kann" (Rekonstruktion de Urkunde: S. 260-261).
[17] Childerich III.
[18] Auf Antrag des Abtes Sigobaldus, der sich und seine Klostergemeinschaft König Pippin kommendiert hat, nimmt dieser am 25. April 752 Abt und Konvent in seinen Schutz und verleiht freie Abtswahl (Die Urkunden Pippins, Karlmanns und Karls des Grossen, bearb. von Engelbert Mühlbacher u. a., in: MGH Diplomatum Karolinorum 1, Hannover 1906, Neudruck München 1991, Nr. 2 S. 4-5). Diese Urkunde wurde sicherlich vor dem Dynastiewechsel (751) in der "Kanzlei" des Hausmeiers Pippin vorbereitet, aber aus einem unbekannten Grund erst nachher vollzogen (siehe unten Anm. 85 und Artikel "Sigobaldus").
[19] Überlieferung: Actus, wie Anm. 2. Drucke in Auswahl (alle wie Anm. 2): Weidemann 2, Nr. 29 S. 261-262; Busson/Ledru, S. 252-253. Vgl. Le Maître, II, S. 274-275; Goffart, S. 277 Nr. 43.
[20] Dem Mandat fehlt der Absender. Weidemann ist der Meinung, dass "als Aussteller am ehesten die königliche Kanzlei infrage kommt".
[21] Die Actus erwähnen Abraham als vicedominus (Verwalter des Kirchenguts) des Bischofs Gauziolenus und seinem Nachfolger Hodingus (Weidemann 1, S. 93-94; Busson/Ledru, S. 262-265; unten Anm. 81). 
[22] Nova villa: Neuville-sur-Sarthe, dép. Sarthe, arr. Le Mans, cant. Le Mans-Nord-Campagne (vgl. Weidemann 2, S. 261 Anm. 1).
[23] Canasverolas: Chèvrenolles, heute Weiler der Gemeinde Neuville-sur-Sarthe (vgl. Weidemann 2, S. 261 Anm. 3).
[24] Zum vollständigen Inhalt des Mandats, siehe Weidemann, 2, S. 262.
[25] Original verloren. Überlieferung: Gesta Aldrici episcopi Cenomannensis, Fragment c. 13, vermutlich nach Oktober 863 verfaßt, überliefert in einer Handschrift des 11. Jahrhunderts (Weidemann 1, S. 22-28). Drucke in Auswahl: Weidemann 2, Nr. 30 S. 262-265; Gesta domni Aldrici Cenomannicæ urbis episcopi a discipulis suis, hg. von Charles R. et Froger L., Mamers, 1889, S. 177-179; Gesta Aldrici, in: Migne J.-P., Patrologia cursus completus series Latina 115, 1852, Sp. 99-100 Nr. 58.
[26] Zur precaria verbo regis (Vergabe Kirchenguts auf herrscherlichen Befehl), siehe Glatthaar Michael, Bonifatius und das Sakrileg, in: Freiburger Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte 17, Frankfurt am Main, 2004, S. 253-261; Wolfram Herwig, Karl Martell und das fränkische Lehenswesen. Aufnahme eines Nichtbestandes, in: Beihefte der Francia 37: Karl Martell in seiner Zeit, hg. von Jörg Jarnut, Ulrich Nonn und Michael Richter, unter Mitarbeit von Matthias Becher und Waltraud Reinsch, 1994, 61-78, hier S. 76-78; Karlmanns Kapitular von Lestinnes § 2 (743), in: MGH Legum sectio III. Concilia aevi Karolini II/1, hg. von Werminghoff Albert, 1906,  S. 7.
[27] Die Authenticität dieser Precarie ist bezweifelt worden (Le Maître, wie Anm. 2, vol. 1: Texte de l'étude, S. 300-304; Goffart, wie Anm. 2, S. 277-281), aber Weidemann 2, S. 263-264 kommt zu dem Ergebnis, dass sich "kein überzeugendes Argument, das gegen die Authentizität der vorliegenden Precarie spräch", ergibt.
[28] Diese Precarie ist weitgehend textgleich - Precariengut und Subskribentenliste einschließlich -  mit der in das 31. Herrscherjahr Karls des Großen (= 799) datierten Precarienfälschung des Germundus (Weidemann 2, Nr. 81F S. 393-395).
[29] Alle diese Orte nach Weidmann, S. 263:
Fraxinedo : Fresnay-sur-Sarthe, dépt. Sarthe, arr. Mamers (und nicht Le Mans), chef-lieu cant.
Flexobrachiale , lies Flexo und Brachiale: La Flèche, dépt. Sarthe, chef-lieu arr. et cant.; Berfay, dépt. Sarthe, arr. Le Mans, cant. Vibraye.
Aciaco : Azé, dépt. Loir-et-Cher, arr. Vendôme, cant. Vendôme-1.
sancto Georgio : église Saint-Georges, Dangeul, dépt. Sarthe, arr. Mamers, cant. Marolles-les-Braults.
Aloniaco : Loigné-sur-Mayenne, dépt. Mayenne, arr. Château-Gontier, cant. Château-Gontier-Ouest.
Longa filgaria : lies Longafilgaria, Longuefougères, Gemeinde Torcé-Viviers-en-Charnie, dépt. Mayenne, arr. Laval, cant. Sainte-Suzanne.
Camiaico : Ecommoy, dépt. Sarthe, arr. Le Mans, ch.-l. cant.
Mundarias : Mondière, Gem. Nuillé-sur-Vicoin, dépt. Mayenne, arr. Laval, cant. Saint-Berthevin (und nicht Laval-Est).
[30] Actum Jobvilla palacio publici: Jupille(-sur-Meuse), Belgien, heute Stadtteil von Lüttich/Liège. Die Bezeichnung palacio publici in dieser Urkunde ist nicht ausreichend, um die Existenz einer Pfalz zu beweisen (Werner Matthias, Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit, in: Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 62, Göttingen, 1980, S. 453 und Anm. 230; Josse Micheline, Le domaine de Jupille des origines à 1297, in: Pro Civitate. Collection histoire, Série in-8°, 14, 1966, S. 17).
[31] in anno V regnante Pipino glorioso rege, mense Martio: "Da Ostern 756 auf den 28. März fiel, ist ein Osteraufenthalt Pippins in Jupille sehr wahrscheinlich" (Werner, wie Anm. 30, S. 453 Anm. 229; Ganshof F. L., Note sur une charte privée carolingienne datée de Jupille, in: Mélanges Félix Rousseau. Etudes sur l'histoire du pays mosan au Moyen Age, Bruxelles, 1958, 309-319, hier S. 316-319.
[32] Wie Anm. 2. Drucke in Auswahl: Weidemann 2, Nr. 31 S. 265-266; Busson/Ledru, S. 254-257. Vgl. Le Maître, 1, S. 299-304, 2: S. 267. Goffart, Nr. 45 S. 259; Ganshof, wie Anm. 31, S. 309-310.
[33] Sicherlich zwei Getreuen des Königs.
[34] Die Höhe des Census ist vielleicht eine Interpolation (vgl. Weidemann 2, wie Anm. 3, S. 266; Ganshof, wie Anm. 31, S. 314-315.
[35] […] de aliquibus rebus sancti Gervasii de Arduno et Vertema in pago Pictavo, Sidariaco in pago Sanctonico, et Gaviriaco in pago Burdegalense […]. St. Gervasius ist die Kathedralkirche von Le Mans.
[36] Dépt. Deux-Sèvres, arr. Niort, cant. Coulonges-sur-l'Autize. Zu Ardin, siehe Lot Ferdinand, Un grand domaine à l'époque franque: Ardin en Poitou. Contribution à l'étude de l'impôt, in: Recueil des travaux historiques de Ferdinand Lot, II. Publications du centre de Recherches d'histoire et de philologie, V. Hautes Etudes Médiévales et Modernes 9, Genève, 1970, 191-211 (= Bibliothèque de l'Ecole des hautes études, sc. hist. et phil. 230, 1921, 109-129), S. 195.
[37] Dépt. Vienne, arr. Châtellerault, cant. Pleumartin (Weidemann 2, S. 265 Anm. 2).
[38] Gau von Poitiers (Département Vienne).
[39] Dépt. Charente-Maritime, arr. Jonsac, cant. Archiac (Weidemann, ebd., Anm. 4 irrtümlich Ciersac genannt).
[40] Gau von Saintes (Dépt. Charente-Maritime).
[41] Dépt. Gironde, arr. Blaye, cant. Bourg-sur-Gironde (vgl. Weidemann, ebd., Anm. 6 S. 265-266).
[42] Gau von Bordeaux (Dépt. Gironde).
[43] Dazu siehe Ganshof, wie Anm. 31, S. 312-313 und Anm. 22.
[44] MGH Conc. II/1 (wie Anm. 26), S. 72-73. Von diesem Konzil besitzen wir heute nur noch eine noch im 8. Jahrhundert angefertigte Abschrift des Textes der Gebetsverbrüderung, die zwischen den anwesenden Bischöfen und Äbten mit Namen und Sitz abgeschloßen wurde. Dazu Hartmann Wilfried, Die Synoden der Karolingerzeit im Frankenreich und in Italien, in: Konziliengeschichte, hg. von Walter Brandmüller, Reihe A: Darstellungen, Paderborn, 1989, S. 79-81; Ewig Eugen, Saint Chrodegang et la réforme de l'église franque, in: Beihefte der Francia 3.2: Spätantikes und Fränkisches Gallien. Gesammelte Schriften (1952-1973), hg. von Atsma Hartmut, 2. Band, 1979, 232-253 [= Saint Chrodegang. Communications présentées au colloque tenu à Metz à l'occasion du XIIe centenaire de sa mort, 1967, 25-53], hier S. 240-242; Carlos de Clercq, La législation religieuse franque de Clovis à Charlemagne (507-814), Louvain-Paris, 1936, S. 143; Oelsner Ludwig, Jahrbücher des fränkischen Reiches unter König Pippin (Jahrbücher der Deutschen Geschichte), Leipzig, 1871, S. 361-363, 366. Die Reihenfolge der Namen stimmt wahrscheinlich nicht mit derer des Originals überein (vgl. Fichtenau Heinrich, Die Reihen der Zeugen und Konsentienten, in: Ders., Beiträge zur Mediävistik. Ausgewählte Aufsätze, 3: Lebensordnungen - Urkundenforschung - Mittellatein, Stuttgart, 1986, 167-185 [=Palaeographica, diplomatica et archivistica. Studi in onore du Giulio Battelli - Storia e letteratura, 140/2, 1979, 41 ff.], hier S. 176-177; Werminghoff Albert, Verzeichnis der Akten fränkischer Synoden, in: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 24, 1899, 457-462, hier S. 469).
[45] Der Gebetsbund ist nicht datiert, aber Oelsner, wie Anm. 44, S. 474-477, hat das Jahr 762 als wahrscheinlich dargestellt; die Schlussfolgerungen von Schmid Karl und Oexle Otto Gerhard, Voraussetzungen und Wirkung des Gebetsbundes von Attigny, in: Francia 2, 1974, 71-122, hier S. 107 Anm. 50 scheinen dieses Datum zu bestätigen.
[46] Weidemann Margarete, Bischofsherrschaft und Königtum in Neustrien  vom 7. bis zum 9. Jahrhundert am Beispiel des Bistums Le Mans, in: Beihefte der Francia 16/1. La Neustrie. Les pays au nord de la Loire de 650 à 850, publié par Hartmut Atsma, 1,  1989, 161-193, hier S. 184 Anm. 81 vermutet, dass die Bestätigung von Besitz, der zuvor der Bischofskirche von Le Mans gehört hatte, "der eigentliche Anlaß für Gauziolens Zeugenschaft gewesen sein" wird.
[47] Die Reihenfolge der neun Unterschriften wird das Weihealter widerspiegeln (Wolfram Herwig, Salzburg – Bayern- Österreich. Die Conversio Bagaoriorum et Carantanorum und die Quellen ihrer Zeit, in: Mitteilungen des Österreichischen Instituts für Geschichtsforschung, Ergänzungsband 31, 1995, S. 258 ff.; Hartmann Wilfried, Unterschriftslisten karolingischer Synoden, in: Annuarium Historiae Conciliorum 14, 1982, 124-137, hier S. 127; Marilier Jean, Quelques aspects du diocèse de Langres au VIIIe s., in: Société historique et archéologique de Langres, 1965, 17-29, hier S. 25; Prinz Friedrich, Frühes Mönchtum im Frankenreich. Kultur und Gesellschaft in Gallien, den Rheinlanden und Bayern am Beispiel der monastischen Entwicklung [4. bis 8. Jahrhundert], München-Wien, 1965, S. 436 Anm. 385). Fulcaricus hat das Bistum von Tongern/Maastricht/Lüttich vermutlich 737/738 übernommen. Von Genebaudus liegen keine Anfangsdaten vor (siehe die zwei Artikel). Zu Gauzilens Weihe zum Bischof von Le Mans, siehe unten.
[48] Signa von neun Bischöfen: Genebaudus (von Laon), Gauzlenus (von Le Mans), Fulcharicus (von Tongern), Adalfredus (von Noyon), Vulframnus (von Meaux), Megingaudus (von Würzburg), Berethelmus (von Köln), Basinus (von Speyer), Wiemadus (von Trier) und zwölf Grafen.
[49] Verlorenes Original. Überlieferung: Liber aureus Prumiensis, Das "Goldene Buch" von Prüm. Faksimile, Übersetzung der Urkunden. Einband, hg. im Auftrag des Geschichtsvereins "Prümer Land" e.V. von Nolden Reiner, Trier, 1997, fol. 2a-4a S. 15-19 (in dem zwischen 891 und 919/920 eingetragenen älteren Bestand, vgl. Kuchenbuch Ludolf, Bäuerliche Gesellschaft und Klosterherrschaft im 9. Jahrhundert. Studien zur Sozialstruktur der familia der Abtei Prüm, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Beiheft Nr. 66, Wiesbaden, 1978). Drucke in Auswahl: MGH DD Karol. 1, Nr. 16 S. 21-25; Urkundenbuch zur Geschichte der jetzt die Preussischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien. Aus den Quellen hg. von Heinrich Beyer. Erster Band: Von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1169, Coblenz, 1860, Neudruck: Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen Territorien, 1, Aalen, 1974, Nr. 16 S. 19-22; Übersetzung, Liber aureus, wie oben, Nr. 4 S. 254-257. Vgl. Böhmer Johann Friedrich, Regesta Imperii I. Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern 715-918, neubearb. von Engelbert Mühlbacher, vollendet von Johann Lechner (Innsbruck ²1908), mit Ergänzungen von Carlrichard Brühl – Hans H. Kaminsky, Hildesheim, 1966, Nr. 95 S. 48-49; Oelsner, wie Anm. 44, S. 357-358. Zu dieser Urkunde, siehe die ausführliche Abhandlung von Isphording Bernd, Prüm. Studien zur Geschichte der Abtei (721-855), in: Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 116, Mainz, 2005.
[50] Es könnte sich um das heutige Treis (Gemeinde Treis-Karden, Rheinland-Pfalz, Lkr. Cochem-Zell) handeln (Heinzelmann Josef, Der Weg nach Trigorium… Grenzen, Straßen und Herrschaft zwischen Untermosel und Mittelrhein im Frühmittelalter sowie Halfer Manfred, Trigorium. Namenkontinuität im Rhein-Mosel-Dreieck, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 21, 1995, 9-132 und 133-151).
[51] Rheinland-Pfalz, Lkr. Bitburg-Prüm.
[52] […] de congregatione domni Romani et Vulframni episcoporum […]: Bischöfe von Meaux und Äbte vom dortigen Kloster Saint-Faron (sie Artikel). 
[53] Karosgau, Moselgau, Bidgau, Eifelgau, Ribuarien, Speyergau, Lommegau.
[54] Die manchmal vertretene Deutung des Textes, wonach die zukünftigen Äbte aus der Kongregation von Romanus und Vulframnus von Meaux gewählt werden sollen, ist widerlegt worden (vgl. Wagner Wolfgang Eric, Zum Abtswahlprivileg König Pippins für das Kloster Prüm von 762, in: Deutsches Archiv fü Erforschung des Mittelalters 57, 2001, 149-156).
[55] C. XV: Gesta domnorum, id est: Gauzioleni, qui fuit tempore Hilperici, et Pipini ac Karoli, filii Pipini, id est Karoli primi Francorum imperatoris; et item Herlemundi, qui fuit tempore eiusdem Karol; ac Hodinchi, qui fuit tempore prefati Karoli; et Meroli, qui fuit tempore eiusdem Karoli, Cenomannice urbis episcoporum (Weidemann 1, S. 90-95; Busson/Ledru, wie Anm. 2, S. 244 - 268; siehe oben Anm. 2).
[56] "Die Überprüfung der Nachrichten [in c. XV] kann nur zu einem geringen Teil durch zeitgenössische Überlieferung erfolgen, wonach kaum eine Bewertung möglich ist" (Weidemann, 1, S. 97).
[57] Post obitum ergo predicti domni Herlemundi cessavit episcopatum annos aliquos propter imminentes seditiones et rixas, quae illis temporibus in ipsa patria erant (Weidemann, 1, S. 90 c. 1).
[58] Diese Sedisvakanz bezieht sicherlich auf die Zeit vor Gauziolens Weihe, als Berarius wohl Bischof, aber nicht zum Bischof von Le Mans geweiht war (Weidemann, Bischofsherrschaft, wie Anm. 45, S. 175 Anm. 59).
[59] Post obitum ergo predicti domni Herlemundi cessavit episcopatum annos aliquos propter imminentes seditiones et rixas, quae illis te-m-poribus in ipsa patria erant (Weidemann, 1, S. 90 c. 1).
[60] Weidemann 2, Nr. 22 S. 244-246; Busson/Ledru, wie Anm. 2, S. 240-242. Vgl. Goffart, wie Anm. 2, S. 258-259 Nr. 38.
[61] […] Ipsum scilicet episcopatum Rothgarius quidam comes et filius eius Karivius tirannica potestate et res et cellulas sive monasteriola iam dicti episcopii sub eorum potestate tenebant, […].
[62] Zu Rothgarius, vgl. Ebling Horst, Prosopographie der Amtsträger des Merowingerreiches von Chlotar II (613) bis Karl Martell (741), in: Beihefte der Francia 2, 1974, S. 117-119 Nr. 131 und 132, zu Karivius  S. 105-106 Nr. 112.
[63] Zwei Urkunden veranschaulichen die Lage des Bistums Le Mans nach Herlemunds Tod: Am 02. März 722 bestätigt König Theuderich IV.  apostolicus vir domnus Berarius, qui matrem aecclesiam Cenomannicam in regimine habere videtur das Immunitätsprivileg der Bischofskirche von Le Mans; drei Tage später bestätigt derselbe König illuster vir Charivius, qui matrem aecclesiae Cenomannice in regimine habere videtur das Immunitätprivileg für die villa Ardin im Poitou (Weidemann 2, Nr. 23 und 24 S. 246-251; Die Urkunden der Merowinger, wie Anm. 2, Nr. 182 und 184 S. 451-453, 456-458; Busson/Ledru, ebd., S. 186-189 mit anderer Datierung, 242-244 mit dem Jahr 723).
[64] Bischof Berarius ist noch in einer Urkunde zugunsten der Kirche von Le Mans vom 02. Juli 724 erwähnt (Weidemann 2, Nr. 25 S. 251-253; Busson/Ledru, ebd., S. 189-191 mit anderer Datierung). Zu Berarius, der demzufolge in Le Mans die bischöflichen Funktionen in der Zeit von Juni 721/02. März 722 bis nach dem 02. Juli 724 übernommen hat, vgl. Weidemann 3, S. 506. 
[65] Weidemann, Bischofsherrschaft, wie Anm. 46, S. 176.
[66] Es wird sich wohl um Karl Martells Neffe Hugo handeln, der "eine überragende Rolle bei der Sicherung der pippinidisch-karolingischen Macht im gesamten neustrischen Großraum" spielte (Semmler Josef, Zur pippinidisch-karolingischen Sukzessionskrise 714-723, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 33, Köln-Wien, 1977, 1-36, hier S. 29). Neben dem Bistum Rouen verwaltete Hugo auch das Hochstift Paris, sowie verschiedene andere Bistümer und Klöster. Die Actus geben keinen Anhaltspunkt zum Zeitpunkt Gauziolens Bischofsweihe. Diese wird nach Juli 724 (vgl. anm. 63) und vor 730 oder 731/732, Hugos Todesjahr (zu diesem, siehe Anmerkung im Artikel "Lando, Bischof "der Stadt" Reims und Abt von Fontenelle, in: www.prosopographie.eu), stattgefunden haben. Doumerc François, Essai de construction d'un espace princier: l'exemple des Rorgonides dans le monde franc, puis dans le royaume de France et ses marges (vers 600-vers 1060). Thèse: Université du Maine, 1, 2010, S. 20-23 setzt seine Weihe   in die Jahre 731/732 in Verbindung mit dem Tod Raganfreds (731), des früheren Hausmeiers und Gegners Karl Martells, jetzt noch Graf von Angers. Siehe auch R. Aubert, "Gauziolenus", in: Dictionnaire d'histoire et de géographie ecclésiastiques 20, 1984, Paris, Sp. 128-129. 
[67] […] Ipsi videlicet tiranni non potuerunt restistere populo, quendam autem clericum inlitteratum et indoctum, qui filius erat Rothgarii et frater Hervei … ad Rotomacam urbem et metropolim, … miserunt. Et refugientes eorum Turonicum metropolitanum, dolo aliquo intercedentes, respuentes, inclita facere sunt conati, et ordinare eudem clericum, Gauziolenum nomine, a supradicto Rotomagense episcopo suppliciter postulaverunt […](Weidemann 1, c. 2 S. 90; Busson-Lederu, S. 245-246), contra canonicam auctoritatem, da das Bistum Le Mans zum Erzsprengel Tours gehörte.
[68] Hausmeier seit 741.
[69] Möglicherweise geschah diese Einsetzung in Verbindung mit der beginnenden Kirchenreform im Frankenreich: Auf der Synode von Soissons (744) wurde verfügt, in den civitates legitimos episcopos zu ordinieren (MGH Conc. II/1, wie Anm. 26, S. 34 c. 3). Doumerc, wie Anm. 66, S. 24-25 sieht die Einsetzung Herlemunds in Le Mans um das Jahr 752.
[70] "Als Legende zu betrachten ist freilich die Geschichte von der Blendung des Herlemund durch Gauziolen sowie dessen in gleicher Weise vollzogene Bestrafung durch Pippin" (Weidemann, S. 98; Duchesne L., Fastes épiscopaux de l'ancienne Gaule, 2: l'Aquitaine et les Lyonnaises, Paris 1910², S. 324-325). Gauziolenus ist noch 762 als handlungsfähig bezeugt (siehe oben). Diese Beurteilung muss m. E. nuanciert werden: Die Ereignisse, die ca. hundert Jahre vor der Verfassung der Actus vorgefallen sein sollen, können eine mündliche Überlieferung widergeben. In wieweit diese die Fakten verformt hat und welche Rolle Pippin dabei spielte, muss offen bleiben. Möglicherweise wurden beide, Herlemundus und Gauziolenus, blind am Ende ihres Lebens (Busson/Ledru, wie Anm. 2, S. LXV-LXVII).
[71] In das Kloster Deux-Jumeaux (Dépt. Calvados, arr. Bayeux, cant. Isigny-sur-Mer; Karte: Atlas, wie Anm. 4, S. 34) im Bistum Bayeux, wo sein Bruder Abt war (Weidemann 1, S. 91; Busson/Ledru, S. 256-258).
[72] Dieser Bericht über Herlemund "reduziert auf die reinen Fakten" scheint unverdächtig. "Wie allerdings die Position des neu geweihten Bischofs gegenüber dem unkanonischen Amtsinhaber Gauziolen gewesen ist, bleibt unklar" (Weidemann 1, S. 98; Busson/Ledru, S. LXVI). Pippin wird hiermit auch versucht haben, die Vorherrschaft Gauziolens im Bistum einzuschränken (vgl. Weidemann, Bischofsherrschaft, wie Anm. 46, S. 183; Le Maître, II, wie Anm. 2, S. 127-128).
[73] Weidemann 1, S. 92-93; Busson/Ledru, 258-264.
[74] Die Gesta bringen die Nachrichten über die vier Chorbischöfe als Folge Herlemundus' und Gauziolenus' Blendung (wie oben Anm. 70). Sollte diese Chronologie den Tatsachen entsprechen, hätte Pippin nach Herlemunds Amtszeit (um 753 ?) Gauziolenus einen Chorbischof zur Seite gestellt. Aber die wenigen Daten, die über die Chorbischöfe zu vermuten sind, scheinen eine andere Sprache zu sprechen: Der erste, Seufredus, trägt den Namen eines Rectors von St. Audoenus (später "prieué de Saint-Ouen-des-Fossés", zerstört im 16. Jahrhundert) aus dem Jahr 712 (Weidemann 2, Nr. 21 S. 242-244); es ist unwahrscheinlich, dass er mehr als 30 Jahre später Chorbischof wurde. Der zweite, Desideratus, ist möglicherweise identisch mit dem Abt Dido von St. Calais, der zur Zeit König Childerichs III. (743/749) dieses Amt bekleidete (s. oben Anm. 12).
[75] Später Bischof von Le Mans (Weidemann 3, S. 505). Der Bericht zu Merolus unterscheidet sich von den vorausgehenden Berichten durch die besondere Betonung der kirchenrechtlich korrekten Einsetzung. Dazu Weidemann 1, S. 99 zu 4d.
[76] 768 - 814.
[77] Laut glaubhafter Überlieferung der Actus (Weidemann 1, S. 93, 99 zu 6b) hatte die Bischofskirche von Le Mans bei Gauziolens Tod nur noch neun Güter zur freien Verfügung (Weidemann 3, Karte 36 S. 520), obwohl sie Anfang des Jahrhunderts vermutlich 33 monasteria und cellae, mehr als 100 Ortschaften im Bistum sowie auch noch Fernbesitz in den civitates Sens, Poitiers und Bordeaux  besaß (Weidemann, Bischofsherrschaft, wie Anm. 46, S. 176). Gauziolens Nachfolger, Bischof Hodingus, findet das episcopatus in so einem desolaten Zustand, dass er nach ungefähr zwei Jahren von Karl dem Großen seine Versetzung nach Beauvais erwirkte.
[78] Laut Actus lebte Gauziolenus noch zu Karls des Großen Zeit (S. 92). Da auf seinem späteren Hochgrab in St. Peter und Paul das Jahr 771 genannt ist (HIC IACET GOSSELINUS EPISCV. COENOMAN. OBIT AN. DCCLXXI: Bussson/Ledru, wie Anm. 2, S. 262 Anm. 4; Ledru Ambroise, La cathédrale Saint-Julien du Mans. Ses évêques, son architecture, son mobilier, Mamers, 1900, S. 55-56), Todesjahr das mit den Pontifikaten von Gauziolens Nachfolger vereinbar ist, wird hier der Verfasser oder der Kopist seine Amtszeit ab Herlemunds Tod 721/722 berechnet haben, obwohl Gauziolen in Wirklichkeit erst später als Bischof von Le Mans geweiht wurde (siehe oben).
[79]  in villa … Silviacus : Dépt. Sarthe, arr. Mamers, cant. Fresnay-sur-Sarthe (Weidemann 1, S. 99)..
[80] Kloster Saints Pierre et Paul de la Couture in Le Mans.
[81] Abraham, der schon zahlreiche beneficia der Kirche von Le Mans besaß, u. a. das von Bischof Gauziolenus erhaltenen monasteriolum Buxidus (Bouessé, später St. Longis, Dépt. Sarthe, arr. und cant. Mamers) soll nach dem Tod Bischofs Gauziolenus unter Bischof Hodingus weiterhin Güter des Bistums an sich gerissen haben.
[82] Die als memoriale bekannte Darstellung befindet sich in den Gesta Aldrici episcopi Cenomannensis, Fragment c. 6, vermutlich nach Oktober 863 verfaßt, überliefert in einer Handschrift des 11. Jahrhunderts (Weidemann 1, S. 22-28; Joseph van der Straeten, Hagiographie du Mans. Notes critiques, in: Analecta Bollandiana 85, Bruxelles, 1967, 473-516, hier S. 492-496, setzt seine Niederschrift vor 863). Der Text soll "eine Zusammenfassung derjenigen Gründen geben, die zur Übertragung des Klosters St. Calais an Bischof Aldrich geführt haben" (Weidemann 1, 117-179, hier S. 154, 163; MGH Conc. II/2, wie Anm. 26, 1908, 835-853, hier S. 836-837). 
[83] Es könnte sich um den Feldzug gegen die Bretonen handeln, der allerdings von den Annales Mettenses priores, hg. von B. de Simson, in: Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum, Hannover-Leipzig, 1905, Nachdruck 2003, S. 44, ins Jahr 753 gesetzt wird (Semmler Josef, Pippin III. und die fränkischen Klöster, in: Francia 3, 1975, 88-146, hier S. 124-125, der die Ereignisse in Verbindung mit Grifos Flucht zu 748/749 setzt). 
[84] Dabei soll Pippins Mundschenk ums Leben gekommen sein.
[85] Da die Nachricht nicht durch zeitgenössische Überlieferung überprüft werden kann - sie steht auch nicht in den Actus - , ist es nicht möglich, sie zu bewerten. Oelsner, wie Anm. 44, S. 369 bezeichnet sie als Märchen, Goffart Walter, The Literary Adventures of St. Liborius, in: Analecta Bollandiana 87, 1969, 5-62, hier S. 57 ff. ist skeptisch. Weidemann 1, S. 163 ist der Meinung, dass "das Zusammenbringen des Verlusts von St. Calais mit einem gegen Gauziolen und Charivius gerichteten Feldzug Pippins kann durchaus einen echten Kern enthalten". Es wird sich mit dieser Nachricht wie mit jener oben Anm. 70 verhalten. Die Urkunde, mit welcher König Pippin am 25. April 752 Abt Sigobaldus von St. Calais  unter seinen Schutz nimmt und freie Abtswahl verleiht, berichtet, dass der Abt sich und seine Klostergemeinschaft Pippin kommendiert hat. Diese Urkunde wurde sicherlich vor 751 vorbereitet (wie Anm. 18).

11.11.2013