H A R T B E R T U S

Abt von Marmoutier (8. Jahrhundert)

Im ältesten vor November 824[1] niedergeschriebenen Teil des Liber confraternitatum der Reichenau[2] steht unter der Überschrift Nomina fratrum de coenobio quod Mauri monasterium[3] uocatur eine Äbteliste[4], mit Hartbertus[5] als Nachfolger von Maurus[6].


[1] Monumenta Germaniae historica - fortan MGH -, Libri memoriales et Necrologia, NS I: Das Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau, hg. von Johanne Autenrieth, Dieter Geuenich und Karl Schmid, Hannover 1979, S. LXV-VIII; Zettler Alfons, Mönche und Konvent, in: Archäologie und Geschichte 5. Rappmann Roland und Zettler Alfons, Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter, 1998, S. 42.
[2] MGH, wie Anm. 1, pag. LXXXII; MGH Libri confraternitatum Sancti Galli, Augiensis, Fabariensis, ed. Paul Piper, Berlin, 1884, S. 246.
[3] Marmoutier (auf  deutsch Maursmünster), Frankreich, Département Bas-Rhin, Arrondissement Saverne.
[4] Liuberat abb. - Wolarat abb. - Herifrit abb. - Venerandus abb. - Maurus abb. - Hartbertus abb. Dies Äbte sind zum Zeitpunkt der Eintragung verstorben. Es folgen einige Mönchsnamen und immer von derselben Hand eine von Abt Benedictus (von Aniane), welcher am Anfang seiner Herrschaft von Ludwig dem Frommen zur Leitung des Konvents eingesetzt wurde, geführte Liste (vgl. Geuenich Dieter, Gebetsgedenken und anianische Reform - Beobachtungen zu den Verbrüderungsbeziehungen der Äbte im Reich Ludwigs des Frommen, in: Vorträge und Forschungen 38. Monastische Reformen im 9. und 10. Jahrhundert, hg. von Raymund Kottje und Helmut Maurer, 1989, S. 86). Vor den genannten Äbten steht in der ersten Reihe Hartricus eps mit 34 Namen. Üblicherweise im Gedenkbuch handelt es sich um eine Liste der lebenden Mönche bei der Eintragung. Bis heute konnte diese Liste aber nicht mit Sicherheit einem elsässischen Kloster zugeteilt werden. Entweder sie gehört zu Marmoutier und muss dann in die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts verschoben werden oder sie ist irrtümlicherweise vom Kopisten hier eingetragen worden und gehört zu einem anderen Kloster (Rappmann/Zettler, wie Anm. 1, Art. "Hartrich" S. 402; Geuenich Dieter, Frühmittelalterliche Listen geistlicher Gemeinschaften. Versuch einer prosopographischen, sozialgeschichtlichen und sprachhistorischen Erschließung mit Hilfe der EDV, Habil.-Schrift Freiburg i. Breisgau, 1980 [masch.], S. 204-208. Bornert René O.S.B., II/1: Abbayes de Bénédictins. Des origines à la Révolution, Strasbourg 2009, S. 327 bringt diesen Hartricus nicht in seiner Liste der Äbte von Marmoutier.
[5] Dieser Hartbertus ist sonst als Abt von Marmoutier unbekannt. Im 8. Jahrhundert gibt es mehrere Nennungen von Bischöfen mit diesem Namen (siehe die entsprechenden Artikel).
[6] Ein mit Verwendung einer echten Urkunde im 12. Jahrhundert angebliches Original, das am 01. Mai 724 in Metz erstellt sein soll, ist eine Güterbestätigung des Königs Theuderich zugunsten Maurus abbas de monasterio domni Leobardi quondam abbatis. Es übernimmt vermutlich den Wortlaut einer Bestätigung dieses Königs einer Urkunde von Childebert II. (Die Urkunden der Merowinger, MGH Diplomata regum Francorum e stirpe Merovingica, nach Vorarbeiten von Carlrichard Brühl hg. von Theo Kölzer unter Mitwirkung von Martina Hartmann und Andrea Steildorf, I, Hannover 2001, Nr. 186 S. 462-465). Dieser Abt Maurus wird dem Kloster seinen zukünftigen Namen geben: Mauri monasterium. Der 1752 niedergeschriebene catalogus abbatum monasterii Sancti Martini in Maursmünster gibt für sein Abbatiat die Jahre 724 - 761 an (Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg, ms. 592 [Als. 16], S. 28-47, Handschrift die ich leider nicht einsehen konnte). Die Gallia Christiana in provincias ecclesiasticas distributa 5, Paris 1731, Sp. 867 kennt keine Namen zwischen Maurus und Celsus, der im 9. Jahrhundert das Kloster neu aufbaute.

03.03.2011, überarbeitet 17.03.2016