H I L D E G A R I U S[1]

Abt von Jumièges (8. Jahrhundert)

Die älteste Handschrift, die eine Abtsliste von Jumièges[2] enthält[3], bringt einen sonst unbekannten Hildegarius[4] nach Dructegangus[5], der ab 753 bezeugt und vermutlich 769 gestorben ist, und vor dem seit 787/788 dokumentierten Landricus[6].


[1] Ildegare.
[2] Frankreich, département Seine-Maritime, arrondissement Rouen, canton Duclair (siehe Karte: Atlas de la France de l'an Mil. Etat de nos connaissances, sous la direction de Michel Parisse avec l'aide technique de Jacqueline Leuridan, Paris, 1994, S. 35). Das Kloster wurde im 7. Jahrhundert gegründet, hatte eine bewegte Entwicklung und wurde während der französischen Revolution aufgehoben. Heute bestehen nur noch Ruinen.
[3] Der älteste Teil dieser Liste wurde im 11. Jahrhundert niedergeschrieben (Laporte Jean, Les listes abbatiales de Jumièges, in: Jumièges. Congrès scientifique du XIIIe centenaire, 10-12 juin 1954, Rouen, 1955, 435-466, hier S. 435-441). Laporte hat eine synoptische Tabelle der wichtigsten Listen S. 442-443 zusammengestellt.
[4] Die im 15. Jahrhundert verfasste Liste kennt ihn nicht. Es ist zu bedenken, dass 753 ein Kölner Bischof Hildegarius in Sachsen getötet wurde (Annales regni Francorum, Monumenta Germaniae historica -fortan MGH- Scriptores rerum Germanicarum  in usum scholarum [6], 1895, Neudruck 1950, hg. von F. Kurze, S. 10). Hätte Laporte mit seiner Hypothese einer Verschiebung des Namens in den Listen recht (siehe nächste Anmerkung), dann bestünde, chronologisch gesehen, die Möglichkeit einer Versetzung des Hildegarius durch Pippin von Jumièges nach Köln, was wiederum sein Fehlen in der Liste des 15. Jahrhunderts erklären könnte.
[5] Dructegangus, bezeugt als Abt von Jumièges seit 753 (Codex Carolinus Nr. 4, MGH Epistolarum III: Merowingici et Karoli aevi I, Berlin, 1957, ed. W. Gundlach, S. 487), ist vermutlich 769 gestorben (Annales Mosellani, MGH Scriptorum XVI, ed. I. M. Lappenberg, Hannover, 1859, Nachdruck 1963, 491-499, hier S. 496). Laporte, S. 449-452, bringt zur Diskussion eine Änderung der Reihenfolge der Liste und setzt Hildegarius vor Dructegangus (wie schon früher die Edition von Piolin der Gallia Christiana, 11, Paris, 1874, in ihrem Nachtrag Sp. 953 zur Sp. 190). Hildegarius hätte dann die Nachfolge von Chugo (= Hugo), gestorben 732/733 (dazu Artikel "Lando, Bischof von Reims und Abt von Fontenelle" unter www.prosopographie.eu/land), angetreten.
[6] Pradié Pascal, Chronique des abbés de Fontenelle (Saint-Wandrille), in: Les classiques de l'histoire de France au Moyen Age 40, Paris, 1999, S. 133 c. 3. Vgl. Laporte, S. 452.

08.03.2012, überarbeitet 07.09.2013