C H I L D R A D U S

cancellarius des Hausmeiers Karlmann, belegt im Jahr 747

Hildradus[1] cancellarius[2] schreibt und subskribiert[3] am 06. Juni (747 oder 746)[4] in Wasseiges[5] die Urkunde[6], mit welcher der Hausmeier Karlmann dem Abt Anglinus[7] für sein Kloster mehrere villae, die teilweise im Gau Condroz liegen[8], überträgt.
Am 15. August 747[9], in Duna villa[10], schlichtet der Hausmeier Karlmann mit einigen Großen auf einer Gerichtssitzung den Streit zwischen dem Abt von Stavelot-Malmédy Anglinus und sich selbst über die villa Lierneux[11] mit Pertinenzien, die Pippin, sein Großvater, dem Kloster urkundlich geschenkt hat[12]. Das Kloster und seine Mönche erhalten den Besitz durch Urteilsspruch zurück. Die Urkunde wird von Childradus unterschrieben[13].


[1] Childradus/Hildradus. Der Name ist öfter zu lesen (Förstemann Ernst, Altdeutsches Namenbuch. I: Personennamen, Bonn 1900, Neudruck München 1966, Sp. 833-834).
[2] Zum Titel cancellarius in den Arnulfingerurkunden, siehe Heidrich Ingrid, Titulatur und Urkunden der arnulfingischen Hausmeier, in: Archiv für Diplomatik 11/12, 1965/66, 71-279, hier S. 207 ff. Ein Chaldo cancellarius schreibt und subskribiert eine Urkunde Karl Martells vom 01. Januar 723 (Die Urkunden der Arnulfinger, hg. von Heidrich Ingrid, in: Monumenta Germaniae historica –fortan MGH-, Diplomata maiorum domus regiae e stirpe Arnulforum, Hannover, 2011, Nr. 12 S. 30).    
[3] Ego Hildradus cancellarius rogatus hoc testamentum (= Urkunde) scripsi et subscripsi.
[4] Original verloren. Überlieferung: Chartular von Stavelot-Malmédy des 13. Jahrhunderts und danach die späteren Abschriften. Drucke in Auswahl: Heidrich, Die Urkunden, wie Nr. 2, Nr. 15 S. 34-36; Halkin Jos. et Roland C.-G., Recueil des chartes de l'abbaye de Stavelot-Malmédy, I, (Académie royale des sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique), Bruxelles 1909, Nr. 17 S. 46-50; Diplomata regum Francorum e stirpe Merovingica. Diplomata maiorum domus regiae. Diplomata spuria, hg. von Karl A. F. Pertz, in: MGH Diplomatum Imperii I, Hannover 1872, Neudruck Stuttgart 1981, Nr. 15 S. 102. Vgl. Heidrich, Titulatur, wie Anm. 2, Nr. A 13 S. 242; Baix François, Etude sur l'abbaye et principauté de Stavelot-Malmédy. I: L'Abbaye Royale et Bénédictine. Des Origines à l'Avènement de S. Poppon, 1021, Paris-Charleroi 1924, S. 62-65; Böhmer Johann Friedrich, Regesta Imperii I. Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern 715-918, neubearb. von Engelbert Mühlbacher, vollendet von Johann Lechner (Innsbruck ²1908), mit Ergänzungen von Carlrichard Brühl – Hans H. Kaminsky, Hildesheim 1966, - fortan BM² -, Nr. 50 S. 25.
[5] […] Factum est astipulatione subnixa in villa Vuasidio publice […]: Belgien, Provinz Liège/Lüttich, Arrondissement Waremme.
[6] Die Abschriften der Urkunde tragen keine Jahresdatierung: […] sub die quod fecit menses iunius dies VI, regnante Hildrico rege […]. Vermutet wird das Jahr 747 oder auch das Jahr 746 wäre möglich (siehe Heidrich, Die Urkunden, wie Anm. 2, S. 35).
[7] Anglinus ist urkundlich als Abt von Stavelot-Malmédy von 746/747 bis 755 belegt.
[8] Zu dieser Schenkung, siehe den Artikel "Anglinus".
[9] Original verloren. Überlieferung: Chartular des 13. Jahrhunderts (wie oben Anm. 4). Drucke in Auswahl: Heidrich, Die Urkunden, wie Anm. 2, Nr. 16 S. 36-38; Halkin/Roland, wie Anm. 4, Nr. 18 S. 51-53; MGH Dipl. Imp. 1, wie Anm. 4, Nr. 16 S. 103. Vgl. Heidrich, Titulatur, wie Anm. 2, Nr. A 14 S. 243; Baix, wie Anm. 4, S. 54-55, 62; BM² Nr. 51 S. 25-26.
[10] Wahrscheinlich ein Schreibfehler für Dura oder Duria = Düren, Nordrhein-Westfalen, Kreisstadt (Heidrich, Die Urkunden, wie Anm. 2, S. 37; Dies., Synode und Hoftag in Düren im August 747, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 50, 1994, 415-440, hier S. 415-417; Schüssler Heinz Joachim, Die fränkische Reichsteilung von Vieux-Poitiers (742) und die Reform der Kirche in den Teilreichen Karlmanns und Pippins. Zu den Grenzen der Wirksamkeit des Bonifatius, in: Francia 13, 1985, 47-112, S. 63 Anm. 119); Glatthaar Michael, Bonifatius und das Sakrileg. Zur politischen Dimension eines Rechtsbegriffs, in: Freiburger Beiträge 17, Frankfurt am Main 2004, S. 327-328.
[11] Lethernau: Belgien, Provinz Liège/Lüttich, Arrondissement Verviers
[12] Verlorene Urkunde. Dazu Werner Matthias, Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit, in: Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 62, Göttingen, 1980, S. 460-461; Heidrich, wie Anm. 2, Deperdita Nr. 41 S. 88; BM² Verlorene Urkunden Nr. 525 S. 869.
[13] Ego Childradus subscripsi.

13.06.2013, 28.12.2015