R O D A L G U S[1]

schreibt eine Urkunde des Hausmeiers Pippin (743)

Ego Rodalgus iussus schreibt die am 01. Januar 743[2] in der Königspfalz von Metz[3] ausgestellten Urkunde, mit welcher der Hausmeier Pippin auf Bitten[4] des Bischofs von Mâcon[5] Domnolus[6] die Immunität[7] für die Besitzungen seiner Kirche[8], da eine frühere Urkunde[9] im Vorjahr durch Brand verloren gegangen sei[10], erneuert und bestätigt. 


[1] In anderen Abschriften Rodlgus, Rodulgus, Rodegus. Zu diesem seltenen Namen, wenn es sich nicht um ein Korruptel handelt, vgl. Förstemann Ernst, Altdeutsches Namenbuch. I: Personennamen, Bonn 1900, Nachdruck München 1966, Sp. 916.
[2] Original verloren. Überlieferung: Chartular von St. Vincenz von Mâcon des ausgehenden 12. Jahrhunderts (Livre enchaîné), zerstört 1576. Abschriften des 17. und 18. Jahrhunderts nach einer verschollenen Kopie. Drucke in Auswahl: Die Urkunden der Arnulfinger, hg. von Heidrich Ingrid, in: Monumenta Germaniae historica, Diplomata maiorum domus regiae e stirpe Arnulforum, Hannover, 2011, Nr. 17 S. 39-41; Diplomata regum Francorum e stirpe Merovingica. Diplomata maiorum domus regiae. Diplomata spuria, hg. von Karl A. F. Pertz, in: MGH Diplomatum Imperii I, Hannover, 1872, Neudruck Stuttgart, 1981, Nr. 17 S. 103-104. Vgl. Böhmer Johann Friedrich, Regesta Imperii I. Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern 715-918, neubearb. von Engelbert Mühlbacher, vollendet von Johann Lechner (Innsbruck ²1908), mit Ergänzungen von Carlrichard Brühl – Hans H. Kaminsky, Hildesheim 1966 - nachfolgend BM² -, Nr. 54 S. 28. Dazu Kaiser Reinhold, Karls des Großen Immunitätsprivilegien für Trier (772) und Metz (775), in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, 2, 1976, 1-22, hier S. 6; Heidrich Ingrid, Titulatur und Urkunden der arnulfingischen Hausmeier, in: Archiv für Diplomatik 11/12, 1965/66, 71-279, hier S. 121 und Anm. 232.
[3] […] in civitatis Metis in palatio regio […].
[4] […] ad petitionem fidele nostro Domnolo, sancte sedis episcopatum tenente in civitate Matiscensi in honore sancti Vincentii […].
[5] Frankreich, Hauptstadt (Préfecture) des Départements Saône-et-Loire. Siehe Karte in: Atlas de la France de l'an mil. Etat de nos connaissances, sous la direction de Michel Parisse avec l'aide technique de Jacqueline Leuridan, Paris, 1994, S. 75. Das Bistum wurde 1790 (1801) aufgelöst.
[6] Die nur durch Abschriften des 17. Jahrhunderts bekannte Bischofsliste von Mâcon vom 13. Jahrhundert ist unvollständig und fehlerhaft und bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts kaum zu gebrauchen (Duchesne, Fastes II, wie Anm. 1, S. 196-197; Gallia Christiana, 4, Paris, 1876, Sp. 1039-1040). Domnulus kennt sie nicht. Siehe Artikel "Domnulus".  
[7] Das Chartular (wie Anm. 2) enthält nach Pippins Urkunde eine Liste der Güter der Kirche von Mâcon, denen diese Immunität erteilt wurde. Diese Liste wurde auf König Pippins Anweisung aufgestellt, also zwischen 751 und 768 (Heidrich Ingrid, Das Breve der Bischofskirche von Mâcon aus der Zeit König Pippins 751-768. Mit Textedition [avec résumé français], in: Francia 24/1, 1997, 17-37.  
[8] Saint-Vincent, frühere Kathedrale von Mâcon, heute Vieux-Saint-Vincent genannt.   
[9] Dass der "custodiens" eine Immunitätsurkunde erhalten habe, wie Semmler, Episcopi potestas, (Anm. 7) schreibt, ist
auszuschließen; eine solche Verleihung geht immer an den Bischof. Wer eine erste Immunitätsurkunde an die Kirche von Mâcon verliehen hat, geht aus dem Text nicht hervor (freundliche Mitteilung von Frau Prof. Dr. Ingrid Heidrich, 24.04.2013).
[10] Die Immunität für die Kirche von Mâcon wurde nach Einsicht in Pippins Urkunde am 29. November 814 von Ludwig d. Fr. bestätigt (BM² 550 S. 247).

04.11.2014