C H R O D I N G U S

Rekognoszent einer Urkunde König Pippins im Jahr 752

Chrodingus[1] rekognosziert[2] am 25. April 752 in Herstal[3] die Urkunde König Pippins[4], mit welcher dieser das Kloster Anisola[5] mit dem Abt Sigobaldus in seinen Schutz nimmt und ihm freie Abtswahl verleiht.


[1] Chrodingus iussus recognovit.
[2] Es ist im Allgemeinen von der Forschung angenommen, dass die Rekognoszenten der karolingischen "Kanzlei" Kleriker waren, obwohl sehr wenig dazu in Pippins Zeit bekannt ist (Fleckenstein Josef, Die Hofkapelle der deutschen Könige. I. Teil: Grundlegung. Die karolingische Hofkapelle [Schriften der Monumenta Germaniae Historica. Deutsches Institut für Erforschung des Mittelalters 16/2], Stuttgart, 1959, S. 56 ff., 229). Deswegen wird vermutlich eine Identifizierung mit dem 757 genannten Chrodingus, Vogt des Klosters Gorze, auszuschließen sein (MGH Conc. II/1, S. 59-63). Der Name Ruoding, Chroding mit Varianten kommt im Chartular von Lorsch oft vor (dazu Haubrichs Wolfgang, Die Tholeyer Abtslisten des Mittelalters. Philologische, onomastische und chronologische Untersuchungen [Veröffentlichungen der Kommission für saarländische Landesgeschichte und Volksforschung 15], Saarbrücken, 1986, S. 117-118). Obwohl manches dafür spräche, kann auf Grund der verschiedenen Namensstämmen eine Identifizierung mit dem späteren Bischof Hodingus von Le Mans, wie Weidemann Margarete, Geschichte des Bistums Le Mans von der Spätantike bis zur Karolingerzeit. Actus pontificum Cenomannis in urbe degentium und Gesta Aldrici, 1: Die erzählende Texte, Mainz, 2002, S. 99-100 voschlägt, nicht angenommen werden (Chrodingus = hroth-ng, aber Hodingus = aud-ng).
[3] […] actum ad Arestalio palatio publico: Belgien, Provinz und Bezirk von Lüttich (Liège). Chrodingus scheint Pippins "Kanzleinotar" in Herstal gewesen zu sein (vgl. Fleckenstein, wie Anm. 2, S. 230). Zur Pfalz Herstal, siehe Joris André, Le palais carolingien d'Herstal (Le Moyen Age 79, 1973, 385-420).
[4] Original verloren. Überlieferungen: Abschrift von André Duchesne († 1640) im Recueil historique 0916 der Bibliothèque municipale in Dijon (Herr Gérard Rico hat mir freundlicherweise eine Kopie der Urkunde zukommen lassen) unter dem Titel "Copie partielle du cartulaire de l'abbaye de Saint-Calais du Désert", fol. 38; Abschrift von 1709 einer 863 zusammengestellten Sammlung von merowingischen und karolingischen Urkunden (Havet Julien, Questions mérovingiennes IV: Les chartes de Saint-Calais, in: Bibliothèque de l'Ecole des Chartes 48, 1887, 5-58 und 209-247, wiederabgedruckt in: ders., Oeuvres 1, Paris, 1896, 103-456, hier S. 114-120. Druck: MGH DD Karol. 1, Nr. 2 S. 4-5; Œuvres de Julien Havet, ebd., Nr. 8 S. 166-167. Vgl. Le Maître Philippe, Le corpus carolingien du Mans: étude critique, 2: Pièces justificatives et annexes. Thèse pour le doctorat de troisième cycle, deux volumes dactylographiés, Paris X – Nanterre, 1980, S. 178; BM² 66 S. 33; Gallia Christiana 14, Paris, 1856, Sp. 447. Diese Urkunde wurde sicherlich vor dem Dynastiewechsel (751) in der "Kanzlei" des Hausmeiers Pippin vorbereitet, aber aus einem unbekannten Grund erst nachher vollzogen (Havet, ebd., S. 141-142).
[5] Saint-Calais, département  de la Sarthe, arrondissement du Mans, chef-lieu de canton.

31.08.2012