L A N D O

Bischof von Reims
Abt von Fontenelle von wahrscheinlich 732 bis 735

Dieser sonst von der Reimser Geschichtsschreibung des 9. und 10. Jahrhunderts[1] und den Bischofslisten nicht bekannten Bischof von Reims Lando[2] ist nur im Majus chronicon Fontanellae[3] erwähnt. Sollte hier eine Verwechslung mit dem Reimser Bischof Lando des 7. Jahrhunderts[4] vorliegen[5]?
Die Gesta sanctorum Patrum Fontanellensis coenobii[6] berichten, dass Lando, Bischof von Reims[7], Nachfolger von Hugo[8] als Abt von Fontenelle[9] wurde[10]. Als Lehen besaß er die cella Saint-Saëns[11].
Auf Bitten von Lando nimmt Karl Martell das Kloster unter seinen Schutz[12].
Der Chronist berichtet, dass Lando das Kloster drei Jahre lang leitete und dort in der Peterskirche begraben wurde. Sein obit nennt er mit dem 16. Januar[13]

[1] Siehe Schneider Olaf, Erzbischof Hinkmar und die Folgen. Der vierhundertjährige Weg historischer Erinnerungsbilder von Reims nach Trier, in: Millennium-Studien 22, Berlin/New York 2010, passim.
[2] Zu diesem verbreiteten Namen, vgl. Förstemann Ernst, Altdeutsches Namenbuch. I: Personennamen, Bonn 1900, Nachdruck München 1966, Sp. 1003. Verwandtschaftliche Beziehungen bestanden aber sicherlich mit dem gleichnamigen Reimser Bischof des 7. Jahrhunderts (s. unten Anm. 4).    
[3] Original verloren. Erhalten in einer Handschrift des 11. Jahrhunderts (Bibliothèque municipale, Le Havre, ms. 332). Lando ist genannt in der Liste der Bischöfe, die aus dem Kloster Fontenelle stammen (S. 152), Liste, die den Gesta sanctorum Patrum Fontanellensis coenobii (s. unten Anm. 5) voransteht, und dort in den Gesta Landonis episcopi atque abbatis (S. 173-175).
[4] Duchesne Louis, Fastes épiscopaux de l'ancienne Gaule, 3: Les provinces du Nord et de l'Est, Paris, 1915, S. 84.
[5] Eine Stelle der Vita Dagoberti III. (711-715) regis Francorum, will wissen, dass dieser König benedictionem adeptus est regiae dignitatis ab archipresule sedis Remensium nomine Landone (Monumenta Germaniae historica - fortan MGH -, Scriptores rerum Merovingicarum, ed. Krusch Bruno, Hannover 1888, Nachdruck 1956, 509-524, hier S. 515 (vgl. Schenk zu Schweinsberg, Guntram Freiherr, Reims in merowingischer Zeit: Stadt, civitas, Bistum. Anhang: Die Geschichte der Reimser Bischöfe in karolingischer Zeit bis zur Bischofserhebung Hinkmars 845, Bonn 1971, S. 167-168). Obwohl diese Vita sich vorwiegend aus Fälschungen zusammensetzt, "verwundert es dennoch, daß dieser Name noch erinnert wird" (Schneider, wie Anm. 1, S. 79 Anm. 43).
[6] Pradié Pascal, Chronique des abbés de Fontenelle (Saint-Wandrille), in: Les classiques de l'histoire de France au Moyen Age 40, Paris, 1999, S. 68-73 (lat./fr.); Lohier F. et Laporte J., Gesta Sanctorum Patrum Fontanellensis coenobi - Gesta abbatum Fontanellensium, Rouen-Paris, 1936, S. 44-46; MGH Scriptorum 2, ed. Pertz G. H., Hannover 1829, Nachdruck 1963, 270-300, hier S. 281-282. Die Chronik ist ein heterogenes Werk, das entweder in mehreren Etappen verfasst ist oder mehrfach umgearbeitet wurde. Die Datierungsansätze des ersten Teils werden verschiedentlich gesehen: zwischen 823 und 833, um 800 oder nach 833. Es müssen auch mehrere Redaktionsstufen angenommen werden (siehe die Literaturangaben bei Schneider Olaf, Erzbischof Hinkmar und die Folgen. Der vierhundertjährige Weg historischer Erinnerungsbilder von Reims nach Trier, in: Millennium-Studien 22, 2010, S. 76 Anm. 31; Pradié, ebd., S. XXV-XXVIII, S. LXXI-XCVII). Bei der ältesten noch erhaltenen Handschrift, die den Text überliefert, handelt es sich um die oben in Anm. 2 aufgeführte (zu den anderen Handschriften, s. Pradié, ebd., S. LXXI-LXXXVIII).    
[7] Gesta, S. 173: […] Lando episcopus de urbe Remensi succedit Hugoni presuli in regimine huius coenobii ab anno XII regis teoderici nouissimi qui erat exarchatus karoli annus XVII incarnationis autem dominicę DCCXXXI indictione XIIII […] (Pradié, S. 68-69). Über sein Episkopat in Reims wusste der Chronist demzufolge nichts (siehe oben zu einer möglichen Verwechslung). Seit wann er Bischof von Reims gewesen sein konnte, ist nicht bekannt und kann auch nicht vermutet werden, da die Lage in diesem Bistum zu dieser Zeit unklar ist (vgl. etwa Schneider, wie Anm. 6, S. 96-98; Joch Waltraud, Legitimität und Integration. Untersuchungen zu den Anfängen Karl Martells, in: Historische Studien 456, Husum, 1999, S. 148-151). Vielleicht hat Lando in Reims die bischöflichen, Bischof Milo von Trier seinerseits die weltlichen Aufgaben verrichtet (siehe Artikel "Milo"; Schenk zu Schweinsberg, wie Anm. 5, S. 168; Becher Matthias, Die Chronologie der Äbte von Saint-Wandrille in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts. Studien zu den Gesta abbatum Fontanellensium, in: Vielfalt der Geschichte. Lernen, Lehren und Erforschen vergangener Zeiten. Festgabe für Ingrid Heidrich zum 65. Geburtstag, hg. von Sabine Happ und Ulrich Nonn, Berlin, 2004, 25-47, hier S. 38 Anm. 97).
[8] Enkel des Hausmeiers Pippin von Herstal, Bischof von Rouen, Paris, Bayeux und Avranches, Abt von Saint-Denis, Fontenelle und Jumièges (zu ihm vgl. etwa Dubois J., Hugues de Jumièges, in: Dictionnaire d'histoire et de géographie ecclésiastiques 25, Paris 1995, Sp. 238; Laporte J., Saint Hugues, in: L'Abbaye Saint-Wandrille de Fontenelle 10, 1960, S. 6-9; Joch, wie Anm. 7, S. 105-106) stirbt Hugo an einem 08. April. Die Jahresangaben des Verfassers der Gesta sind unstimmig, das Jahr 732 ist aber denkbar (Becher, wie Anm. 6, S. 37-39).
[9] Im 7. Jahrhundert gegründete Benediktiner-Abtei Fontenelle (Frankreich, Gemeinde Saint-Wandrille-Rançon, département Seine-Maritime, arrondissement Rouen, canton Caudebec-en-Caux), die später den Namen seines Gründers Wandregesil (Wandrille) annahm (vgl. Karte: Atlas de la France de l'an mil. Etat de nos connaissances, sous la dir. de Parisse Michel avec l'aide technique de Leuridan Jacqueline, 1994, S. 35, 39).    
[10] Die Angaben der Gesta (s. oben Anm. 7) sind auch hier unstimmig. Landos Erhebung zum Abt von Fontenelle ist wohl 732 erfolgt (Becher, wie Anm. 7, S. 38-39).
[11] Gesta, S. 173: […] qui etiam cellam sancti sidonii quę est in uuarinna simul cum ista iure beneficii aliquandiu tenuit […] (Pradié, S. 68-69): Saint-Saëns, Seine-Maritime, arr. Dieppe, chef-lieu canton, vallée de la Varenne. Zu dieser cella, s. Musset Lucien, Aspects du monachisme en Normandie IVe-XVIIIe siècle. Actes du colloque scientifique de l'"Année des Abbayes Normandes", Caen 18-20 octobre 1979, Paris 1982, S. 62.
[12] Gesta, S. 174: […] Hic Lando impetravit a praefato karolo priuilegium immunitatis perhennis in quo continetur quod coenobium istud sub sua defensione ac tutione idem princeps speciali receptum haberet […]: Pradié, S. 70-71; Die Urkunden der Arnulfinger, hg. von Heidrich Ingrid, MGH Diplomata maiorum domus regiae e stirpe Arnulforum, Hannover 2011, Nr. 71 S. 100; Lot Ferdinand, Etudes critiques sur l'Abbaye de Saint-Wandrille, in: Bibliothèque de l'Ecole des Hautes Etudes 204, 1913, S. 17-18 Nr. 56. Trotz der Wortwahl handelt es sich nicht um eine Immunitätsverleihung (Heidrich Ingrid, Titulatur und Urkunden der arnulfingischen Hausmeier, in: Archiv für Diplomatik 11/12, 1965/66, 71-279, hier S. 126). Die Gesta geben kein Datum an, aber die Urkunde könnte vor Oktober 732 erstellt worden sein (Becher, wie Anm. 7, S. 38-39).
[13] Gesta, S. 174-175: […] Rexit autem coenobium istud idem episcopus Lando per annos tres … sicque sepulturę traditus in aecclesiam beati petri apostolorum principis huius coenobii fontanellensis. Obiit autem isdem episcopus Lando XVII kl. febr. […] (Pradié, ebd., S. 72-73). Er wäre demnach am 16. Januar 735 oder 736 verstorben. In der Tat, dem Verfasser zufolge, übernahm Landos Nachfolger Teutsindus die Leitung des Klosters wohl im Jahr 735 vor dem 05. Mai (Gesta, S. 175; Pradié, S. 74-75; vgl. Becher, wie Anm. 7, S. 39).

02.07.2011, überarbeitet 05.09.2014