M A D A L B E R T U S[1]

Bischof von Lyon (8. Jahrhundert, vor 769)

Mit Foaldus/Fulcoaldus, dessen Name nur anlässlich einer umstrittenen Reliquientradition um 710/712 belegt ist[2], brechen die Nachrichten über die Lyoner Bischöfe bis 769[3] ab. Die Bischofslisten von Lyon, deren älteste wahrscheinlich Anfang des 9. Jahrhunderts verfasst wurde[4], wissen für diese Zeit nur von einem sonst nicht bekannten Madalbertus[5]. Die Quellen über Lyon seit 718/719, als der burgundische Bischof Savarich von Auxerre-Orléans seine Gewalt bis nach Lyon auszudehnen versuchte[6], sowie später in der Zeit der Sarazeneneinfälle und der darauf folgenden fränkischen Feldzüge[7] im Rhônetal und in der Provence, als Karl Martell Lyon mit Gewalt in seinen Herrschaftsverband hineinzwang, sind dürftig.


[1] Zu diesem Namen, siehe Förstemann Ernst, Altdeutsches Namenbuch, 1: Personennamen, Bonn, 1900, Neudruck München 1966, Sp. 1112, der für die erste Hälfte des 8. Jahrhunderts nur wenige Beispiele kennt.
[2] Vita Boniti episcopi Arverni, ed. B. Krusch, c. 35, Monumenta Germaniae historica - fortan MGH - . Scriptorum rerum Merovingicarum 6, 110-139, hier S. 136 (siehe auch S. 112). Vgl. Henri Leclercq, Artikel "Lyon", im: Dictionnaire d'archéologie chrétienne et de liturgie X/1, Paris, 1931, Sp. 229-230; Gallia Christiana in provincias ecclesiasticas distributa, 4: Complectens provinciam Lugdunensem, Paris/Bruxelles, 1728, Sp. 51.
[3] Ado episcopus civitate Lugdonensis gehörte zu den fränkischen Bischöfen, die von den jungen Königen Karl und Karlmann nach Rom abgeordnet wurden, um an einer von Papst Stephan III. einberufenen Kirchenversammlung teilzunehmen: Diese Synode, die vom 12. bis 14. April 769 in der Lateranbasilika tagte, sollte über den Usurpator Constantin zu Gericht sitzen (Vita Stephani III, Le Liber pontificalis, I, in: Bibliothèque des Ecoles françaises d'Athènes et de Rome, Paris, 1955, hg. von Louis Duchesne, S. 473 ff.; MGH Legum sectio III. Concilia II/1: Concilia aevi Karolini I/1, recensit Albert Werminghoff, Hannover-Leipzig, 1906, S. 74 ff.). Es ist möglich, dass Pippin in derselben Zeit (um 767), als er einen Bischof in Vienne einsetzte, Ado mit der Leitung der Lyoner Diözese beauftragte (zu Ado, siehe Coville Alfred, Recherches sur l'histoire de Lyon du Ve au IXe siècle 450-800, Paris, 1928, S. 431-432).
[4] Zu diesen Listen, siehe Coville, ebd., S. 242-244; Duchesne L., Fastes épiscopaux de l'ancienne Gaule, 2: L'Aquitaine et les Lyonnaises, Paris, 1910, S. 157-161.    
[5] Es wird auch manchmal vermutet, dass Pippin, als er 754 mit Papst Stephan II. über Lyon gegen die Langobarden zog, Madalbertus als Bischof dort einsetzte. Da ein namensgleicher Bischof die Pariser Kirche um die Mitte des 8. Jahrhunderts leitete (Dubois Jacques, Les évêques de Paris des origines à l'avènement de Hugues Capet, in: Bulletin de la Société de l'histoire de Paris et de l'Ile-de-France, 96, 1969, 33-98, hier S. 34-39, 71; Duchesne, wie Anm. 4, S. 464-468), hätte der König diesem das verwaiste Bistum Lyon anvertrauen können. Dies ist aber bei der dürftigen Quellenlage nichts mehr als ein hypothetischer Gedankengang (Gallia Christiana, wie Anm. 2, Sp. 51; dazu Müller Heribert, Die Kirche von Lyon im Karolingerreich. Studien zur Bischofsliste des 8. und 9. Jahrhunderts, in: Historisches Jahrbuch 107, Freiburg-München, 1987, 225-253, hier S. 239).
[6]  Dazu Müller, wie Anm. 5, S. 230-231.
[7] In welchem Maß die Kirche von Lyon von den Sarazenenraubzügen betroffen wurde, ist wegen der Quellenarmut in Bezug auf Lyon nicht festzustellen. Sicher ist aber, dass auf ihr "das Joch der neuen Herrschaft [der Franken] ungleich schwerer als die Folge der Verwüstung durch die Araber" lastete" (Müller, wie Anm. 5, S. 234-236; Rubellin Michel, Lyon aux temps carolingiens, in André Pelletier u. a., Lyon, 2007, Histoire de Lyon, des origines à nos jours, 148-163, hier S. 151). Die Chronik des Ado von Vienne aus dem 9. Jahrhundert berichtet in Verbindung mit dem Bischof Wilicarius, der seine Kirche verlässt, da laut Ado die Franken (hier ist Karl Martell und seine Gefolgsleute gemeint) das Kirchengut an sich gerissen haben: […] cum furioso et insano satis Franci res sacras ecclesiarum ad usos suos retorquerent, […], dass die Kirchenprovinzen Vienne und Lyon einige Jahre ohne Bischöfe blieben: […] Vastata et dissipata Viennnensis et Lugdunensis provincia, aliquot annis sine episcopis utraque ecclesia fuit, laicis sacrilege et barbare res sacras ecclesiarum obtinentibus.[…] (Jacques Paul Migne. Patrologiae Cursus Completus. Series Latina, t. 123, 1852, Sp. 122; MGH Scriptorum 2, hg. von G. H. Pertz, Hannover 1829, Neudruck 1963, S. 319). Diese "Säkularisation" des Bischofsguts von Vienne und sicher auch von Lyon ist in Zusammenhang mit Karl Martells Feldzügen nach Burgund in den dreißiger Jahren zu sehen (Chronicarum quae dicuntur Fredegarii continuationes, in: Quellen zur Geschichte des 7. und 8. Jahrhunderts, Darmstadt, 1982, c. 18, 20-21 S. 288-291 [lat./dt.]. Vgl. Schilling Beate, Wilchar von Vienne und das Pallium, in: Inquirens subtilia diversa. Dietrich Lohrmann zum 65. Geburtstag, hg. von Horst Kranz und Ludwig Falkenstein, Aachen, 2002, 23-36, hier S. 29; Müller, wie Anm. 5, S. 234-242; Leclercq, wie Anm. 2, Sp. 230-232; Coville, wie Anm. 3, S. 523-526.

04.08.2013, überarbeitet 31.05.2014