M I L O
Bischof von Trier, belegt von 723 bis 751
(? Bischof) von Reims
Milo, Sohn des Leotwinus, Bischof von Trier[1], der "mit seiner Familie der obersten Aristokratie
Austrasiens zuzurechnen" ist[2], unterschreibt als diaconus
eine Urkunde seines Vaters[3] mit Datum vom 01.
Februar 706[4], die eine Schenkung an das monasterium s.
Eucharii zu Trier zum Gegenstand hat. Dieses Stück ist aber nur verfälscht
überliefert worden[5].
Am 24. oder 25. Juni 715[6] veranlassen Hugo sacerdos[7]
et germanus meus ... Arnulfus dux necnon Pipinus et Godefridus[8]
eine Schenkung zugunsten der basilica sanctorum apostolorum[9]
zu Metz. Die Urkunde beträgt in einigen Handschriften eine Zeugenreihe[10], aus der zu folgern wäre, dass
Milo noch nicht Bischof war[11]. Diese Liste
ist aber problematisch[12].
Die Chronik von Echternach, verfasst um die Wende des XII. Jahrhunderts[13], weiß zu berichten,
dass Milo[14] am 21. März
717[15] bei der
Schlacht von Vincy[16] gegen die Neustrier an der Seite
Karls (Martell) kämpfte.
Im Rechtsstreit zwischen dem Abt Benignus von Fontenelle[17] und dem Graf Bertharius[18]
um die villa Monticellos[19] in pago Osisminse[20]
entscheidet Karl Martell im castrum Zülpich[21] am 19. Juli 723[22] in Anwesenheit[23]
der Bischöfe Ebbo, Haldoinus und Milo[24]
sowie einiger Grafen zugunsten des Klosters.
Milo scheint die Nachfolge seines Vaters als Bischof von Trier problemlos
angetreten zu haben[25],
auch wenn eine spätere Urkunde den Anschein erweckt, als ob er nicht regulär geweiht
worden wäre. Denn als Karl der Große wahrscheinlich 782 beurkundet[26],
dass die Kirche von Trier das Kloster Mettlach gegen die Söhne Lantberts vor ihm
erstritten habe, wird Milo als qui fuit successor ipsius Leodoni
episcopi et eo tempore episcopio s. Petri Treverice urbis regebat bezeichnet[27].
Diese Urkunde berichtet außerdem, dass Milo das Kloster, das von
seinem Vater Leodonius gegründet und der Trierer Kirche übergeben worden
war, von Karl Martell[28] und später von Pippin[29] beneficiavit[30]. Milo setzte in
dem Kloster "Äbte von ebenjener Stadt aus" ein, Ebreo, dann den
Bischof Ratbertus und nach ihm Harthamus[31].
Die späteren Gesta Treverorum[32] übernehmen die
Schmähäußerungen der Reimser Tradition[33]: Sie bezeichnen ihn als primo
quidem imitator patris, deinde tirannus effectus[34], sola tonsura
iam clericus, habitu et moribus inreligiosus laicus, und verzeichnen
eine Liste von Kirchen, die von Milo und aliis tirannis, ne dicam episcopis
beraubt worden seien[35]. Dagegen ist
Milo in Mettlach nicht in schlechter Erinnerung geblieben[36].
Dass Milo auch das Reimser episcopium von Karl Martell verliehen
erhielt[37], ist sicher[38], aber er scheint das bischöfliche Amt nie ausgeübt
zu haben und sich dort nur die Verfügung über die Reimser Kirchengüter vorbehalten
zu haben[39]. Es ist ungewiß,
ob er sich als Reimser Bischof bezeichnete[40].
Die Bischofslisten kennen Milo nicht[41].
Man weiss auch nicht mir Sicherheit, wann und unter welchen Umständen er dieses
episcopium erhielt[42].
Die Vita Rigoberti[43]
berichtet, dass zur Zeit der Auseinandersetzungen, die Karl Martells Machtergreifung
kennzeichnen[44], dieser den Bischof Rigobertus von Reims
absetzte und über das Remense episcopium zugunsten Milos verfügte[45]. Als Gesandter[46] trifft dieser Rigobertus in Wasconicam
regionem, wohin der vertriebene Bischof geflüchtet war, und führt Verhandlungen
mit ihm[47], um
sich für seine Rückkehr nach Reims bei Karl Martell einzusetzen. Als Rigobertus
zurück in Reims jedoch die getroffene Abmachung nicht einhält, entzieht ihm
Milo das episcopatus[48]. Rigobertus lebte noch
einige Jahre auf seinem Besitz Gernicourt[49] und konnte noch mit Zustimmung
Milos[50] geistliche Amtshandlungen
in Reims vornehmen[51].
In einem Brief[52]
an Bonifatius vom 22. Juni 744 (oder 743)[53] bestätigt Papst Zacharias
die episcopis vero metropolitanis, id est Grimo[54]
, …, Abel[55]
sive Hartbercto[56], quos per unamquamque metropolim per provincias
constituisti. Auch Pippins Kapitular vom 02. oder 03. März 744[57], der die Beschlüsse der Synode
von Soissons verkündet[58], erklärt, dass
in den einzelnen civitates Bischöfe eingesetzt und über diese zwei Erzbischöfe[59], Abel et Ardobertus, erhoben werden.
In einem anderen Schreiben des Zacharias an Bonifatius vom 05. November
744 (oder 743)[60]
wundert sich der Papst, dass sein Legat in einem neuen Brief nur für Grimo[61]
das pallium beantragte[62], da Bonifatius doch drei
Erzbischöfe bestellt hat, nämlich Grimo in Rouen, Abel[63]
in Reims und Hartbertus in Sens. Wahrscheinlich konnte sich Pippin bei
Milone et eiusmodi similibus[64]
nicht durchsetzen[65].
Milo ist noch in einem Brief des Papstes Zacharias vom 04. November
751 genannt [66] und stirbt zu einem unbekannten
Zeitpunkt vor dem 13. August 762[67],
die erste Erwähnung des Wiemadus, seines Nachfolgers in Trier[68]. Dem Libellus de rebus Treverensibus
zufolge[69] ist Milo bei der Jagd umgekommen
und in der Kirche des hl. Petrus in villa que Ierancus dicitur[70]
beigesetzt worden[71], dies anno
tyrannidis sue 39 et mense decimo [72].
14. April 2007