M I L O

Bischof von Trier, belegt von 723 bis 751
(? Bischof) von Reims

Milo, Sohn des Leotwinus, Bischof von Trier[1], der "mit seiner Familie der obersten Aristokratie Austrasiens zuzurechnen" ist[2], unterschreibt als diaconus eine Urkunde seines Vaters[3] mit Datum vom 01. Februar 706[4], die eine Schenkung an das monasterium s. Eucharii zu Trier zum Gegenstand hat. Dieses Stück ist aber nur verfälscht überliefert worden[5].
Am 24. oder 25. Juni 715[6] veranlassen Hugo sacerdos[7] et germanus meus ... Arnulfus dux necnon Pipinus et Godefridus[8] eine Schenkung zugunsten der basilica sanctorum apostolorum[9] zu Metz. Die Urkunde beträgt in einigen Handschriften eine Zeugenreihe[10], aus der zu folgern wäre, dass Milo noch nicht Bischof war[11]. Diese Liste ist aber problematisch[12].
Die Chronik von Echternach, verfasst um die Wende des XII. Jahrhunderts[13], weiß zu berichten, dass Milo[14] am 21. März 717[15] bei der Schlacht von Vincy[16] gegen die Neustrier an der Seite Karls (Martell) kämpfte.
Im Rechtsstreit zwischen dem Abt Benignus von Fontenelle[17] und dem Graf Bertharius[18] um die villa Monticellos[19] in pago Osisminse[20] entscheidet Karl Martell im castrum Zülpich[21] am 19. Juli 723[22] in Anwesenheit[23] der Bischöfe Ebbo, Haldoinus und Milo[24] sowie einiger Grafen zugunsten des Klosters.
Milo scheint die Nachfolge seines Vaters als Bischof von Trier problemlos angetreten zu haben[25], auch wenn eine spätere Urkunde den Anschein erweckt, als ob er nicht regulär geweiht worden wäre. Denn als Karl der Große wahrscheinlich 782 beurkundet[26], dass die Kirche von Trier das Kloster Mettlach gegen die Söhne Lantberts vor ihm erstritten habe, wird Milo als qui fuit successor ipsius Leodoni episcopi et eo tempore episcopio s. Petri Treverice urbis regebat bezeichnet[27]. Diese Urkunde berichtet außerdem, dass Milo das Kloster, das von seinem Vater Leodonius gegründet und der Trierer Kirche übergeben worden war, von Karl Martell[28] und später von Pippin[29] beneficiavit[30]. Milo setzte in dem Kloster "Äbte von ebenjener Stadt aus" ein, Ebreo, dann den Bischof Ratbertus und nach ihm Harthamus[31]. Die späteren Gesta Treverorum[32] übernehmen die Schmähäußerungen der Reimser Tradition[33]: Sie bezeichnen ihn als primo quidem imitator patris, deinde tirannus effectus[34], sola tonsura iam clericus, habitu et moribus inreligiosus laicus, und verzeichnen eine Liste von Kirchen, die von Milo und aliis tirannis, ne dicam episcopis beraubt worden seien[35]. Dagegen ist Milo  in Mettlach nicht in schlechter Erinnerung geblieben[36].
Dass Milo auch das Reimser episcopium von Karl Martell verliehen erhielt[37], ist sicher[38], aber er scheint das bischöfliche Amt nie ausgeübt zu haben und sich dort nur die Verfügung über die Reimser Kirchengüter vorbehalten zu haben[39]. Es ist ungewiß, ob er sich als Reimser Bischof bezeichnete[40]. Die Bischofslisten kennen Milo nicht[41].
Man weiss auch nicht mir Sicherheit, wann und unter welchen Umständen er dieses episcopium erhielt[42]. Die Vita Rigoberti[43] berichtet, dass zur Zeit der Auseinandersetzungen, die Karl Martells Machtergreifung kennzeichnen[44], dieser den Bischof Rigobertus von Reims absetzte und über das Remense episcopium zugunsten Milos verfügte[45]. Als Gesandter[46] trifft dieser Rigobertus in Wasconicam regionem, wohin der vertriebene Bischof geflüchtet war, und führt Verhandlungen mit ihm[47], um sich für seine Rückkehr nach Reims bei Karl Martell einzusetzen. Als Rigobertus zurück in Reims jedoch die getroffene Abmachung nicht einhält, entzieht ihm Milo das episcopatus[48]. Rigobertus lebte noch einige Jahre auf seinem Besitz Gernicourt[49] und konnte noch mit Zustimmung Milos[50] geistliche Amtshandlungen in Reims vornehmen[51].
In einem Brief[52] an Bonifatius vom 22. Juni 744 (oder 743)[53] bestätigt Papst Zacharias die episcopis vero metropolitanis, id est Grimo[54] , …, Abel[55] sive Hartbercto[56], quos per unamquamque metropolim per provincias constituisti. Auch Pippins Kapitular vom 02. oder 03. März 744[57], der die Beschlüsse der Synode von Soissons verkündet[58], erklärt, dass in den einzelnen civitates Bischöfe eingesetzt und über diese zwei Erzbischöfe[59], Abel et Ardobertus, erhoben werden.
In einem anderen Schreiben des Zacharias an Bonifatius vom 05. November 744 (oder 743)[60] wundert sich der Papst, dass sein Legat in einem neuen Brief nur für Grimo[61] das pallium beantragte[62], da Bonifatius doch drei Erzbischöfe bestellt hat, nämlich Grimo in Rouen, Abel[63] in Reims und Hartbertus in Sens. Wahrscheinlich konnte sich Pippin bei Milone et eiusmodi similibus[64] nicht durchsetzen[65].
Milo ist noch in einem Brief des Papstes Zacharias vom 04. November 751 genannt [66] und stirbt zu einem unbekannten Zeitpunkt vor dem 13. August 762[67], die erste Erwähnung des Wiemadus, seines Nachfolgers in Trier[68]. Dem Libellus de rebus Treverensibus zufolge[69] ist Milo bei der Jagd umgekommen und in der Kirche des hl. Petrus in villa que Ierancus dicitur[70] beigesetzt worden[71], dies anno tyrannidis sue 39 et mense decimo [72].


[1] Siehe MGH DK I 148 von (? 782): Leodonius quondam episcopus genitor Miloni et Widoni (s. unten Anm. 23); die Viten Liutwins, deren erste wahrscheinlich im X. Jahrhundert verfasst wurde (AA. SS. Sept. VIII, S. 169-172; dazu Anton, 1991, S. 34-35 und Anm. 35; Gauthier, 1980, S. 360 Anm. 102-104; Winheller, 1935, S. 84-105). Zu Leotwinus, der 715 noch am Leben gewesen sein könnte (s. unten Anm. 5), siehe Anton, a. a. O., S. 30-51; Gauthier, a. a. O., S. 359-362; Schenk zu Schweinsberg, 1971, S. 164-165; Goerz, 1876, Nr. 135 S. 57.   
[2] Es ist möglich, dass eine Verwandtschaft mit den Pippiniden bestand (s. Anton, 1991, S. 36-39).
[3] "Konsens besteht in der Forschung wohl darin, daß es sich bei den in der Urkunde Liutwins von 706 als Zeugen genannten Milo diaconus und  Wido comes um die von uns schon bekannten Söhne Liutwins dieses Namens handelt. Ebenso dürfte es sich mit den beiden Trägern dieses Namens, die zusammen mit anderen die Arnulfingerurkunde für St. Arnulf in Metz 715 bezeugen, verhalten" (Anton, 1991, S. 36).
[4] Beyer, 1860, Nr. 7a S. 9-10; Pardessus, 1849, Nr. 464 S. 268-269.
[5] Dazu Anton, 1991, S. 31-32 Anm. 28; Gauthier, 1980, S. 359; Ewig, 1953, S. 191 Anm. 3; Perrin, 1935, p. 329-333. "In der Forschung überwiegt die Ansicht, dass die Urkunde in der vorliegenden Form verfälscht ist, doch einen echten Kern enthält" (Anton). Das Datum und die Zeugenreihe könnten auch echt sein.
[6] Heidrich, 2001, Nr. 8 S. 71-75, mit Auflistung der früheren Drucke. Original verloren. Verschiedene Abschriften, deren älteste vielleicht vom X. Jahrhundert stammt. Dazu Joch, 1999, S. 54-55 Anm. 298; Anton, 1991, S. 33 und Anm. 32; Heidrich, 1965/1966, Nr. A Metz 4 S. 251-252.
[7] Der zukünftige Bischof von Rouen, Paris, Rouen und Abt von Fontenelle, Jumièges und Saint-Denis, Sohn Drogos, Herzog der Champagne, Enkel Pippins der Mittlere (siehe z. B. Joch, 1999, S. 105-106).
[8] Zwei andere Söhne Drogos (dazu Joch, 1999, S. 66; Hlawitschka, 1965, S. 80 Nr. 39).
[9] = St. Arnulf.
[10] S. Milonis. S. Uuidonis comitis. S. Eremberti comitis...
[11] Er trägt nicht den Bischofstitel. Sein Vater Liutwin scheint also zu diesem Datum noch gelebt zu haben.
[12] Heidrich, 2001, S. 72-73 (s. auch S. 15-22, 47-48), wie dies., 1965/1966, S. 252, ist der Ansicht, dass die Zeugenliste eine Interpolation sei, gefolgt von Stoclet, 1993, S. 133 Anm., was jedoch Joch, 1999, S. 54-55 Anm. 298, wie früher schon Anton, 1991, S. 33 Anm. 32, zurückweisen.
[13] Liber aureus Epternacensis, Chronicon Epternacense auctore Theoderico monacho, MGH SS XXIII, S. 60 (zur Handschrift, s. Wampach, 1929, S. 67 ff.): … cum multis nobilibus anno incarnationis Domini 716. pugnavit. Inter quos erat Milo, genere quidem clarus, sed acer et irreligiosus, filius domni Loutwini quondam duci (zu diesem "dux"-Titel, s. auch die Vita Liutwini, s. oben Anm. 1, c. 3 S. 169; Anton, 1991, S. 39-40 und Anm. 58).
[14] Welchen Wert man auch dieser Überlieferung beimisst, alles zeigt, dass Milo ein früher Parteigänger Karls war (vgl. Joch, 1999, S. 56; Gauthier, 1980, S. 362-363).
[15] Zum Datum, s. Levison, 1938, S. 344-345; Liber historiae Francorum, Haupt, 1982, c. 53, S. 377; Gauthier, 1980, S. 362 Anm. 124; Semmler, 1977, S. 9 Anm. 60.
[16] Vincy/Vinchy, heute nur noch der Name eines Hofes; die gleichnamige Ortschaft wurde inzwischen in Les Rues-des-Vignes (dép. Nord, arr. Cambrai, cant. Marcoing), umbenannt. Zur Lokalisierung, s. Joch, 1999, S. 148-149 und Anm. 839-840.
[17] = Saint-Wandrille.
[18] S. Ebling, 1974, S. 81 Nr. 76.
[19] Monceaux, Orne, arr. Mortagne-au-Perche, cant. Longny-au-Perche.
[20] Hiémois oder Oxmois, früherer pagus in der Normandie, dessen Zentrum Exmes war (Orne, arr. Argentan, ch.-l. cant.).
[21] Tulbiaco castro: Zülpich, Nordrhein-Westfalen,
[22] Deperditum: Heidrich, 2001, Nr. 69 S. 160-161; Pradié, 1999, c. III/5, S. 54; Lohier/Laporte, 1936, S. 32-33; MGH SS II, S. 279 c. 7; vgl. Heidrich, 1965/1966, S. 273 Nr. 37; Lot, 1913, Nr. 53 S. 16-17; BM² 35 S. 14.
[23] In quo conuentu interfuerunt hi episcopi: Ebbo (von Sens), Haldoinus (von Köln, vgl. Semmler, 1977, S. 33 und Anm. 241) et Milo, seu alii illustres uiri et comites Teudericus, Hrotgarius, Anginulfus et Haregarius. Zu den Laienbeisitzern, s. Heidrich, 2001, S. 161.
[24] Es ist sein erstes erhaltenes Zeugnis als Bischof. War es als Bischof von Trier, von Reims, oder von beiden Bistümern? Vgl. Gauthier, 1980, S. 363.
[25] Die verschiedenen Exemplare der Bischofsliste (X. bis XII. Jahrhundert) ordnen Milo zwischen Liutwinus und Wiomadus, seinen Nachfolger, ein (Duchesne, 1915, S. 30-34, 39; MGH SS XIII, S. 296-301; vgl. die Gesta Treverorum, MGH VIII, S. 161-163).
[26] Abschriften ohne Datierung des verlorenen Originals aus dem XIV. Jahrhundert: MGH DK I,  Nr. 148 S. 200-202; Waitz, 1863, S. 151-153; Beyer, 1860, Nr. 27 S. 32-33; dt. Übersetzung von Raach, 1974, S. 13-14. Das von Mühlbacher vorsichtig vorgeschlagene Jahr 782 ist hier irrelevant. Er geht in seiner Einleitung zur Urkunde von einer unsicheren Angabe über das Jahr der Weihe des anwesenden Bischofs Petrus aus (bei dem Bischof Petrus, der 781 vom Papst geweiht wurde, ist eher an den gleichnamigen Bischof von Pavia zu denken, siehe z. B. Bullough, 1962, S. 224, 230). Vgl. Stoclet, 1993, S. 130 Anm. 1.
[27] Der Urkundenschreiber versuchte wahrscheinlich, mit dieser Formulierung die Außerordentlichkeit der Stellung Milos in kirchlicher Hinsicht zu verdecken (s. Raach, 1974, S. 17; Gauthier, 1980, S. 365-366; Ewig, 1953, S. 196 Anm. 37). 
[28] Heidrich, 2001, Nr. 67 S. 159-160.
[29] Heidrich, 2001, Nr. 89 S. 168.
[30] Karl Martell hat also offensichtlich Mettlach säkularisiert (s. Stoclet, 1993, S. 131 Anm. 1; Gauthier, 1980, S. 366; Raach, 1974, S. 15-16).
[31] Dieser ist auch als Bischof an anderer Stelle der Urkunde bezeichnet. Die kirchenrechtliche Stellung Milos erforderte sicher für die religiösen Aufgaben eine entsprechend geweihte Person, ein Zustand, der das Vorkommen der Bischöfe Ratbertus, Harthamus und wahrscheinlich auch Ebreo erklärt (s. Raach, 1974, S. 17-18; Ewig, 1953, S. 197; Gottlob, 1928, S. 76 und Anm. 4; Duchesne, 1915, S. 39-40 und Anm. 9).
[32] MGH SS VIII, S. 111-260, hier S. 161-162. Die Gesta sind uns in mehreren Redaktionen bekannt. Die älteste wurde "allem Anschein nach" um das Jahr 1101 abgeschlossen (vgl. Thomas, 1968, S. 23 ss.).
[33] S. unten.
[34] Dazu Ewig, 1953, S. 198.
[35] Vgl. Gauthier, 1980, S. 366-367; Ewig, 1953, S. 197-198.
[36] Miracula s. Liutwini des XI. Jahrhunderts, MGH SS XV,2 S. 1261-1268, hier S. 1262; vgl. Stoclet, 1993, S. 131 Anm. 4; Ewig, 1953, S. 198.
[37] Über die ungeordneten Verhältnisse in Reims zur Zeit Milos liegen nur spätere Zeugnisse vor. Siehe dazu Schmidt, 1929, S. 37-40, der sie chronologisch auflistet: zuerst die um die Mitte des IX. Jahrhunderts verfasste Fälschung des Briefes des Papstes Hadrian an den Bischof Tilpinus von Reims, der nur durch Einfügungen in die Vita Rigoberti und Flodoard auf uns zugekommen ist (für den Teil der Milo betrifft, Vita Rigoberti, c. 14 S. 70-71; Flodoard, c. 13 S. 162-63. Zu dieser Fälschung, s. Lesne, 1913, S. 325-351 und 389-413); dann Hinkmars [von Reims] zutreffende Schriften von den Jahren 863 bis 878 mit der praefatio der Vita Remigii (MGH SS rer. Merov. III, S. 250-254, hier S. 251), die Vita Rigoberti zwischen 888 und 894 verfasst (MGH SS rer. Merov. VII, S. 54-78), die Historia Remensis ecclesiae von Flodoard wahrscheinlich zwischen 948 und 954 niedergeschrieben (MGH SS XXXVI, S. 159-164, vgl. S. 4; MGH SS XIII, S. 460-461; Lejeune, 1982, S. 292-303 lat./fr.), sowie noch andere spätere Texte.
[38] ... et donatus atque magis usurpatus contra Deum et eius auctoritatem fuit ille episcopatus simul cum alio episcopatu et aliis ecclesiis et saecularibus potestatibus Miloni cuidam solo tonsura clerico, nichil sapienti de ordine ecclesiastico, ... (Interpolation des Hadrianbriefes, s. oben Anm. 37); Hincmar schreibt: .. usque dum tempore Karli principis, quando propter discordiam et contentionem de principatu inter eum et Ragamfredum et frequentia ac civilia, immo plus quam civilia, ..., in Germania et Belgicis ac Gallicanis provinciis religio christianitatis pene fuit abolita, ita ut episcopis in paucis locis residuis episcopia laicis donata et per eos divisa rebus extiterint; adeo ut Milo quidam tonsura clericus, moribus, habitu et actu inreligiosus laicus episcopia Remorum ac Trevirorum usurpans insimul per XL circiter annos pessumdederit (Vita Remigii, S. 251). Vgl. auch unten die Vita Rigoberti. Zu der damaligen "Reimser Tradition einer Verdunkelung des Karlsbildes", vgl. Nonn, 1994, S. 17; Sot, 1993, S. 451-453.
[39] S. unten Anm. 47.
[40] Flodoard, in seiner Historia Remensis ecclesiae, c. XI, S. 158, aufgrund des ihm vorliegenden Archivs der Reimser Kirche, führt ein Diplom des Königs Theuderich (IV., 721-737), der der Reimser Kirche unter Bischof Rigobertus eine Schenkung des Grimoaldus bestätigte (MGH DM II, Dep. 388, S. 657), sowie precepta  desselben Königs und anderen zur Zeit von Rigoberts Pontifikat, die Immunität und Zollbefreiung bestätigten (Dep. 387, S. 656-657. Die Hypothesen, die Schenk von Schweinsberg, 1971, S. 155-156 dagegen hält, scheinen aber wenig glaubhaft), an. Andererseits erwähnen die Gesta abbatum Fontanellensium einen episcopus de urbe Remensi namens Lando für die Jahre 732/736 (Pradié, 1999, c. V, S. 68-72; Lohier/Laporte, 1936, S. 43-46; vgl.  Schenk zu Schweinsberg, 1971, S. 167-168). Im Jahr 744 ist Abel zum Erzbischof von Reims ernannt worden, scheint sich aber nicht durchsetzen haben können (s. unten Anm. 52-65). Vielleicht hat auch Tilpinus um 748 zuerst nur die geistlichen Angelegenheiten der Reimser Kirche wahrgenommen (s. unten Anm. 68).
[41] Duchesne, 1915, S. 77, 85; MGH SS XIII, S. 381. Wir besitzen kein Exemplar, das älter ist als das XI. Jahrhundert, aber eine solche Liste muss es im IX. Jahrhundert gegeben haben (s. Stratmann, 1998, S. 12-13). Auf Rigobertus lassen sie Tilpinus (s. unten Anm. 68) folgen, kennen also weder Milo noch Lando noch Abel (s. oben Anm. 40, unten Anm. 52-65).
[42] Hinkmar von Reims, Verfasser im Jahr 878 der Vita Remigii episcopi Remensis (MGH SS rer. Mer. III, praefatio, S. 251; dazu Gauthier, 1980, S. 363 und Anm. 128; Schmidt, 1929, S. 39-40), schreibt: …adeo ut Milo quidam tonsura clericus, moribus, habitu et actu inreligiosus laicus episcopia Remorum ac Trevirorum usurpans insimul per XL ciriciter annos pessumdederit (nachdem er 876 in einem anderen Schreiben von multos annos berichtete). Es ist nicht bekannt, wann genau Milo verstarb, da er zum letzten Mal am 04. November 751 bezeugt ist (s. unten Anm. 66 und 67). Sein Nachfolger als Bischof von Trier, Wiemadus, erscheint am 13. August 762 und ist vielleicht erst nach dem 29. Januar 759 geweiht worden. Man weiß auch nicht, ob Hinkmar seine Zeitangabe gleich auf Trier und auf Reims bezog (s. unten Anm. 72). Unter Berücksichtigung der Bemerkungen über Rigobertus (s. oben Anm. 39) kann also nicht sicher festgestellt werden, wann Milo das episcopium von Reims übernahm. Die Vita Liutwini archiepiscopi Treverensis des X./XI. Jahrhunderts (AA. SS. Sept. 8, S. 171; s. Winheller, 1935, S. 87-96) will wissen, dass Lutwinus, Bischof von Trier, auch noch die Bistümer Reims und Laon erhielt. Aber diese Nachricht ist wohl nicht zutreffend (dazu Anton, 1991, S. 51 und Anm. 101 mit Literatur).
[43] MGH SS rer. Merov. VII S. 54-78, hier c. 9-10, 15-19, S. 67-68, 71-74.
[44] 714-723 (vgl. Semmler, 1977, S. 1-36).
[45] Joch, 1999, S. 149-151, ist nicht nur der Meinung, dass der Bezug der Episode um Rigobert auf die Schlacht bei Vinchy in der Vita vermutlich auf eine Verwechslung mit der Schlacht von Soissons im Frühjahr 718 beruht sondern sie stellt die Frage, ob der Schilderung der Vita zur Absetzung Rigoberts überhaupt einen historischen Wert zugestanden werden kann (dazu siehe die oben in Anm. 39 erwähnten königlichen Diplome, die der Reimser Kirche unter Bischof Rigobertus frühestens 721 erteilt wurden; zudem erscheint Milo als Bischof zum ersten Mal im Jahr 723, s. oben Anm. 22).
[46] Der Liber historiae Francorum, c. 53, S. 327-328, erwähnt, dass Chlotarius quidem memoratus rex eo anno obiit, Carlusque anno insecuto legationem ad Eudonem dirigens amicitiasque cum eo faciens (s. auch die Chronicarum quae dicuntur Fredegarii continuationes, Haupt, 1982, c. 10 S. 284-285 (lat./dt.); MGH SS rer. Merov. II, S. 127). Der König Chlotar starb vor dem 18. Mai 718 (s. Weidemann, 1999, S. 203-205; Joch, 1999, S. 152-154). Karl Martell bat dann den aquitanischen Herzog um Auslieferung des Königs Chilperich II. (vgl. Joch, 1999, S. 90 und Anm. 517). Danach hätte die Gesandtschaft im Jahr 719 stattgefunden.
[47] Eine Vereinbarung wurde getroffen, welche die Überlassung der res propriae Rigoberts an Milo zum Inhalt hatte (MGH SS rer. Merov. VII, c. 15-16 S. 71-72).>
[48] Schmidt, 1929, S. 48-50, meint, dass nach Rigobertus Rückkehr in Reims Milo ihn als Bischof noch einige Zeit duldete. Dies würde die Diplome Theuderich IV. für die Reimser Kirche zur Zeit Rigoberts (s. oben Anm. 40) erklären (hierzu S. 49 Anm. 2).
[49] Aisne, arr. Laon, cant. Neufchâtel-sur-Aisne (vgl. Sot, 1993, S. 454).
[50] Die späteren Reimser Quellen bezeichnen Milo als clericus (s. oben Anm. 38), außer die Vita Rigoberti, wo von Milo abba gesprochen wird (MGH SS rer. Merov. VII, c. 16 S. 60 und 72). Milo scheint nie zum Priester und noch weniger zum Bischof geweiht worden sein (s. auch oben Anm. 27 und 31).
[51] Auf seine Bitte überließ ihm Milo das Altar sanctae Mariae (die Reimser Kathedrale), um die Messe zelebrieren zu können. Rigobertus pflegte auch von Gernicourt nach Reims zu kommen und dort in verschiedenen Kirchen zu beten (s. Schenk zu Schweinsberg, 1971, S. 157-158). Das Jahr seines Todes ist unbekannt (s. MGH SS rer. Merov. VIII, S. 74 und Anm. 3).
[52] Dieser Brief ist vielleicht die Antwort auf ein verlorenes Schreiben des Bonifatius von August 743 (vgl. Schüssler, 1986, S. 92-93 Anm. 272; Tangl, 1912, S. 96-99).
[53] Rau, 1968, Nr. 57 S. 164-168 (lat./dt.); MGH Epist. sel. I, S. 102-105. Speck, 1985, S. 179-195, schlägt vor, diesen Brief wie den folgenden vom 05. November ins Jahr 743 zu setzen.   
[54] Für die Kirchenprovinz Rouen.
[55] Für Reims.
[56] Für Sens.
[57] MGH Cap. I, S. 28-30, hier c. 3  S. 29; MGH Conc. II, 1 S. 33-36, hier S. 34.
[58] Vgl. Hartmann, 1989, S. 56-59; De Clercq, 1936, S. 122-124.
[59] Entsprechend dem Beispiel seines Bruders Karlmann hat Pippin in seinem Teilreich versucht, die kirchlichen Verhältnisse zu ordnen (s. Schüssler, 1986, S. 88-95).
[60] Rau, 1968, Nr. 58 S. 170-175 (lat./dt.); MGH Epist. sel. I, S. 105-108. Zum Datum, s. oben Anm. 53. Dieser Brief, wie auch der vorausgegangene des 22. Juni, werden von Flodoard auszugsweise in seiner Historia Remensis Ecclesiae (c. 16, MGH SS XXXVI, S. 166-167), aber in umgekehrter Reihenfolge wiedergegeben.
[61] Die Kirchenprovinz Rouen lag in Karlmanns Teilreich, während die zwei anderen bei Pippin lagen (s. Schüssler, 1986, S. 94-95).
[62] In einem Brief an den Papst, sicherlich aus dem Jahr 751 (Rau, 1968, Nr. 86, S.288-291 (lat./dt.); MGH Epist. sel. I, S. 191-194), spricht Bonifatius nochmal das Thema an, indem er erklärt, die Franken "haben ihr Versprechen (betreffend der Erzbischöfe) erst hinausgeschoben und dann unerfüllt gelassen; und immer zaudert und überlegt man und weiß nicht, wie man die Angelegenheit erledigen soll" (Übersetzung von Tangl, 1912, S. 189).
[63] Flodoard (s. oben Anm. 37), S. 167, erwähnt ohne nähere Angaben quaedam chartae ipsius episcopi … nomine titulae.
[64] Brief des Papstes vom 04. November 751 an Bonifatius: Rau, 1968, Nr. 87 S. 292-301 (lat./dt.); MGH Epist. sel. I, S. 194-201, hier S.198. Zacharias schreibt: "Was aber Milo und seinesgleichen anbetrifft, die den Kirchen  Gottes gar vielen Schaden zufügen, ...".
[65] Der interpolierte Teil des Hadrianbriefes an Tilpinus von Reims (s. oben Anm. 37) berichtet, dass Bonifatius sich beim Papst eingesetzt hatte, damit Zacharias das Pallium dem Erzbischof Abel zukommen lasse; Abel sei aber von Reims vertrieben worden und die Reimser Kirche wäre danach lange Jahre ohne Bischof geblieben, ihre Güter eingezogen und unter Laien verteilt worden (Flodoard, S. 167; vgl. Gauthier, 1980, S. 365; Schieffer, 1950, S. 1451-1454; Schmidt, 1929, S. 51-57; Duchesne, 1915, S. 86 und Anm. 7; Lesne, 1913, S. 341-342).
[66] S. oben Anm. 64.
[67] MGH DK I, Nr. 16 S. 21-25. Zu Wiemadus, s. oben Anm. 42.
[68] Die Angaben über Tilpinus von Reims Pontifikatsbeginn sind problematisch. Flodoard berichtet, dass er im 47. Jahr seines Episkopats gestorben sei und bringt das von Hinkmar von Reims verfasste Epitaph, das besagt, dass Tilpinus quadragenis ast amplius annis sein Amt begleitete (MGH SS XXXVI, S. 171). Da dieser im Jahr 794 verstorben ist, wäre er seit ca. 747/748 Bischof gewesen. Nur besagt ein Fragment einer Denkschrift Hinkmars aus dem Jahr 863 (MGH Epist. VIII, Nr. 160 hier S. 126), dass postea vero Wiomado Treviri ordinato (s. oben Anm. 42) episcopo Remus per plures annos pastore vacavit, quoniam rebus ipsius episcopii divisis a Milone per filios et homines suos, quos Pippinus cum beneficiis illis datis eodem Milone petente in manus suas recepit  (vgl. Raach, 1974, S. 32-34; Ewig, 1954, S. 229-230). Hat Flodoard Tilpinus Bischofsjahre ab Abel, der noch wahrscheinlich 746/747 bezeugt ist, gezählt? Oder hat Tilpinus, solange Milo noch lebte, nur die geistlichen Pflichten der Reimser Kirche ausgeübt? S. hierzu Schenk zu Schweinsberg, 1971, S. 172.
[69] MGH SS XIV, S. 103. Das Libellus, sehr wahrscheinlich am Anfang des XI. Jahrhunderts verfasst, ist "für die allgemeine Geschichte  praktisch wertlos" (s. Heyen, 1966, S. 70-72; Thomas, 1968, S. 75 ss.).
[70] Ehrang, heute Stadtteil von Trier, am linken Moselufer gelegen.
[71] Die Tatsache der Bestattung Milos in Ehrang ist nicht zu bezweifeln (s. Gierlich, 1990, S. 54-56).
[72] Dies entspricht ungefähr Hinkmars Zeitangabe (s. oben Anm. 38). Danach hätte Milo das Bischofsamt in Trier um die Jahre 719/723 übernommen (s. oben Anm. 24). 

14. April 2007