S A R O A R D U S

Abt des Klosters Arnulfsau, urkundlich belegt im Jahr 749

In seiner in Strasbourg/Straßburg ausgestellten Urkunde, die auf den 27. September 749 datiert ist[1], bestätigt Heddo[2], Bischof dieser Stadt, die Gründung eines Klosters auf der Rheininsel Arnulfsau[3] durch den vir inluster Rothardis[4] quomis[5], der den Abt Saroardus mit seinen peregrinis monachis[6] in die Neugründung berufen hat; als Patrone sind angegeben die Apostel und die Jungfrau Maria.
Bei dem seltenen Namen Saroardus[7] wird es sich wohl um dieselbe Person handeln[8], wie der Sarohardus in einem im Reichenauer Verbrüderungsbuches[9] eingetragenen Murbacher Totenverzeichnis[10].


[1] Original verloren. Abschriften: Gallia Christiana in provincias ecclesiasticas distributa … opera et studio monachorum Congregationis S. Mauri Ordinis S. Benedicti, 5, 1731: Ubi de provinciis Mechliniensi et Moguntinengi agitur Sp. 458-461; Schöpflin Jo. Daniel, Alsatia aevi merovingici, carolingici, saxonici, salici, suevici diplomatica, Operis I, Mannheim 1772, Nr. XVI S. 17-19 ex autographo tabularii episcopi Argent.  mit Abbildung tab. IV; Grandidier Philippe André, Histoire de l'église et des évêques-princes de Strasbourg depuis la fondation de l'évêché jusqu'à nos jours 1, Strasbourg 1776, pièces justificatives Nr. 43 S. 72-77 ex autographo tabularii Episcopalis Tabernensis. Drucke in Auswahl: Regesta Alsatiae aevi Merovingici et Karolini (496-918), I: Quellenband, bearb. und hg. von Bruckner Albert, Strasbourg-Zürich, 1949, Nr. 166 S. 97-100 und Anm. S. 543; Pardessus Jean Marie, Diplomata. Chartae, epistolae, leges aliaque instrumenta ad res Gallo-Francicas spectantia, II, Paris, 1849, Neudruck Aalen, 1969, Nr. 596 S. 408-411. Vgl. Weber Karl, Die Formierung des Elsass im Regnum Francorum. Adel, Kirche und Königtum am Oberrhein in merowingischer und frühkarolingischer Zeit, in: Archäologie und Geschichte. Freiburger Forschungen zum ersten Jahrtausend in Südwestdeutschland 19, Anhang Nr. 166 S. 45, Ostfildern, 2011; Wentzcke Paul, Regesten der Bischöfe von Strassburg bis zum Jahre 1202, in: Regesten der Bischöfe von Strassburg, Band I/2, Innsbruck, 1908, S. 223 Nr. 43; Wiegand Wilhelm, Urkundenbuch der Stadt Strassburg, I. Band: Urkunden und Stadtrechte bis zum Jahr 1266, in: Urkunden und Akten der Stadt Strassburg, I. Abteilung, Strassburg, 1879, Nr. 9 S. 5.
[2] Heddo, Bischof von Strasbourg/Straßburg seit 734.
[3] […] in insola, qui vocatur Arnulfoauga, juxta fluvium Reni […]: Die Lage der Insel Arnulfsau bei Drusenheim (Bas-Rhin, arr. Haguenau, cant. Bischwiller) lässt sich aufgrund der Veränderungen der Rheinarme nur ungefähr angeben (Gartner Suso, Kloster Schwarzach in Rheinmünster. Studien zur Geschichte des ehemaligen Klosters Schwarzach am Rhein von den Anfängen bis zum Jahr 1600, Bühl 2012, Karten S. 79-80). Das Heddo-Privileg stellt das einzige zuverlässige Zeugnis für Kloster Arnulfsau dar, dessen Bestehen kurz gewesen sein muss. Nach der späteren fraglichen Klostertradition soll es Anfang des 9. Jahrhunderts verbrannt und nach Schwarzach (Baden-Württemberg, Gemeinde Rheinmünster, Lkr. Rastatt) verlegt worden sein  (Gartner, ebd., S. 78-79, 139-143; Angenendt Arnold, Monachi peregrini. Studien zu Pirmin und den monastischen Vorstellungen des frühen Mittelalters, in: Münstersche Mittelalter-Schriften 6, 1972, S. 106-108).
[4] Dieser Graf wird von der Forschung ohne Zweifel mit dem gleichnamigen Großen identifiziert, über den später die St. Galler Historiographie mit seinem Genossen Warinus zu berichten weiß.
[5] = comis.
[6] Zur peregrinatio, siehe Gartner, wie Anm. 3, S. 51-56.
[7] Förstemann Ernst, Altdeutsches Namenbuch. 1: Personennamen, 2. Auflage, Bonn, 1900, Neudruck Hildesheim, 1966, Sp. 1300; Ludwig Uwe, Murbacher Gedenkaufzeichnungen der Karolingerzeit (Inscriptions commémoratives de Murbach à l’époque carolingienne), in: Alemannisches Jahrbuch, 1991/1992, S. 221-298, hier S. 262 Anm. 208.
[8] Gartner, wie Anm. 3, S. 22-25; Ludwig, wie Anm. 7, S. 262-264 mit Anm. 209;  Angenendt Arnold, Monachi peregrini. Studien zu Pirmin und den monastischen Vorstellungen des frühen Mittelalters, in: Münstersche Mittelalter-Schriften 6, 1972, S. 105.
[9] Monumenta Germaniae historica, Libri memorialis et necrologia, NS I. Das Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau, hg. von Johanne Autenrieth, Dieter Geuenich und Karl Schmid, Hannover 1979, pag. 44 D4; Liber confraternitatum Sancti Galli, Augiensis, Fabariensis, ed. Paul Piper, Berlin, 1884, S. 208 Sp. 170; MGH Libri memorialis I: Liber memorialis von Remiremont, bearb. von Eduard Hlawitschka, Karl Schmid und Gerd Tellenbach, Dublin – Zürich 1970, S. 132 pag. 58v.
[10] Einiges spricht dafür, dass die mit Ebrohardi (der Klostergründer, Bruder des elsässischen Herzogs Liutfrid) beginnende Totenliste mit Sarohardi auf die Zeit um oder nach der Mitte des 8. Jahrhunderts zu datieren ist. Vielleicht ist Abt Sarohard nach Einrichtung des Arnulfsauer Konvents wieder in sein heimisches Kloster zurückgekehrt (Ludwig, wie Anm. 8, S. 262-264 und Anm. 209).

26.04.2014