U U I C H T E R P U S[1]

? Bischof von Augsburg (8. Jahrhundert)

Der Bischof Wicterpus/Wichterpus[2], der scheinbar nicht in Augsburg[3] sondern in Epfach am Lech[4] residierte[5], ist nur durch Quellen bekannt, die einer sehr gründlichen und kritischen Untersuchung bedürfen[6], und zwar hauptsächlich durch die Vita s. Magni, ein pseudepigrafisches[7] Werk aus dem Ende des 9. Jahrhunderts[8], und die spätere Staffelseer/Benediktbeurer Tradition[9].
Der älteste Text, die Vita, berichtet, dass der Diakon Magnus[10] von St. Gallen mit seinem Wegführer Tozzo[11] in Epfach[12] dem Bischof von Augsburg namens Wichterpus begegnete[13]. Dieser Bischof soll die von Magnus und seinem Begleiter Theodor[14] errichteten Kirchen in vielleicht Waltenhofen[15], in Füssen[16] und Kempten[17] geweiht haben[18] und sei an einem 18. April[19] gestorben, kurze Zeit vor Magnus[20]. Nach dem Tod des Wichterpus[21] soll Tozzo von König Pippin[22] zum Bischof bestellt worden sein.
Die kompilierten und aufgezeichneten Staffelseer/Benediktbeurer Quellen[23] erwähnen mehrmals den Augsburger Bischof Wicterpus. Am 22. Oktober 740[24] soll Bonifatius[25] mit dem Konsens Herzogs Tassilo[26] und Bischofs Wicterpus von Augsburg[27] ecclesiam in loco Pura[28] geweiht haben[29]. Lantfridus[30] sei der erste Abt Benediktbeurens geworden. Nach 25jährigem Wirken als Abt sei er an einem 10. Juli[31] verstorben; der Augsburger Bischof Wicterpus[32] habe ihn im Kloster zu Grabe gebettet und seinen Nachfolger Waldrammus ordiniert[33]. Die Gründungserzählung endet mit der Anleihe eines Eschatokolls aus einer verschollenen Urkunde, die außer Bonifatius den bayerischen Herzog Thessilo und den Bischof Wicterpus von Augsburg nennt[34].
Alle Bischofslisten von Augsburg[35], verfasst in dem 11. bis ins 13. Jahrhundert, nennen nach einigen ungesicherten Namen die Reihenfolge Wicterpus - Tozzo - Sintpertus[36].
Im 16. Jahrhundert weiß der bayerische Geschichtsschreiber Aventinus in seiner Chronica[37] zu berichten, dass zur Zeit als Bonifatius die bayerischen Bistümer einteilte, Weichterb Bischof in Neuburg an der Donau und Augsburg war[38].


[1] Heute wird immer noch vorwiegend angenommen, dass dieser Wichterpus mit Wiggo, der als erster Adressat eines päpstlichen Briefes, der um 738 geschrieben wurde, genannt ist (MGH Epist. sel. I, Nr. 44 p. 70-71), personengleich war, zum Beispiel neuerlich Seitz Reinhard H., Die Quellenzitate zu Bistum und Bischofssitz "Nova Civitas" (Neuburg an der Donau) und zur Diözesaneinteilung des Herzogtums Baiern von 739 bei Wolfgang Lazius (1557) (Verein für Augsburger Bistumsgeschichte, Jahrbuch 44, 2010, 389-414), S. 395-396 oder Störmer Wilhelm, Augsburg zwischen Antike und Mittelalter. Überlegungen zur Frage eines herzoglichen Zentralortes im 6. Jahrhundert und eines vorbonifatianischen Bistums (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Reihe B: Forschungen, 175. Adel und Königtum im mittelalterlichen Schwaben. Festschrift für Thomas Zotz zum 65. Geburtstag, hrsg. von Andreas Bihrer, Mathias Kälble und Heinz Krieg, Stuttgart, 2009, 71-85), S. 79-81. Doch besteht die begründete Annahme, dass dies nicht der Fall war (Isel Didier F., Hat des Bistum Neuburg schon vor der Reorganisation der bayerischen Kirche durch Bonifatius im Jahr 739 bestanden? Absatz "Zu den Bischöfen Wicco und Wicterpus". Diese Abhandlung wird 2012 im Band 123 der Studien und Mitteilungen des Benediktiner-Ordens erscheinen).
[2] Der seltene Name Wichterpus/Wicterbus (Förstemann Ernst, Altdeutsches Namenbuch. 1: Personennamen, 2. Auflage, Bonn, 1900, ND Hildesheim, 1966, Sp. 1581) begegnet hauptsächlich in Bayern (siehe Klebel Ernst, Zur Geschichte der christlichen Mission im schwäbischen Stammesgebiet [Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 17, 1958, 145-218], S. 181), wobei es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um  eine "Bischofssippe" handelt, die "ihrem Ursprung nach sicherlich eine bajuwarische, dem Herzogsgeschlecht nahestehende gewesen ist" (Schmid Karl, Bischof Wikterp in Epfach. Eine Studie über Bischof und Bischofssitz im 8. Jahrhundert (Münchener Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 7. Veröffentlichungen der Kommission zur archäologischen Erforschung des spätrömischen Raetien 1 [Epfach 1], Studien zu Abodiacum-Epfach,1964, 99-139), S. 128.
[3] Über die Anfänge des Bistums ist so gut wie nichts bekannt (Störmer, wie Anm. 1, S. 79-81). Erst in den Kaiserjahren Karls des Großen - nach 800 - wird die Diözese Augsburg mit Sitz eines Bischofs in der Stadt greifbar (s. Volkert Wilhelm, Regesten der  Domkapitels von Augsburg. I. Band, I. Lieferung von den Anfängen bis 973 [unter der Leitung von Friedrich Zoepfl] [Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für Bayerische Landesgeschichte, IIb, 1], Augsburg, 1955, S. 31 Nr. 23). Ob es auf die lückenhafte Augsburger Überlieferung zurückzuführen ist, dass die civitas Augusta so wenig in den Quellen für das 8. Jahrhundert erscheint (s. Volkert Wilhelm, Buchbesprechung von: Studien zu Abodiacum - Epfach, herausgegeben von Joachim Werner = Münchener Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 7, 1964 [Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 28, 1965, 682-690], S. 688-689) oder weil die civitas mit dem Kloster der hl. Afra noch bis in die Zeit Karls des Großen verwüstet (Vita s. Magni, Walz Dorothea, Auf den Spuren der Meister. Die Vita des heiligen Magnus von Füssen, Sigmaringen, 1989, c. 26, S. 184-185 [lat./dt.], auch S. 70-71) und der Bischofssitz verwaist waren, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Die Quellen schweigen jedenfalls über Wicterps Tätigkeit als Bischof von Augsburg; über den von ihr genannten Nachfolger Tozzo weiß die Vita s. Magni nur sehr wenig zu seiner Zeit als Bischof zu berichten (s. unten Anm. 11). Die Vita schildert weiter, dass Bischof Sindbertus, der die Kirche von Augsburg dreißig Jahre lang geleitet haben soll, die St.-Afra-Basilika errichtete (c. 26 S. 184-185; dazu die Zweifel von Volkert, 1965, ebd., S. 689). Es wäre also möglich, dass die Gegebenheiten in Augsburg im bairisch-alemannischen Grenzbereich eine Situation schufen, die eine ausweichende Verlegung des Bischofssitzes forderten (Schmid, wie Anm. 2, S. 135-136). Dies könnte - muss aber nicht - erklären, weshalb Uuichterpus, der immer von der Vita als Bischof von Augsburg bezeichnet wird, in Epfach residierte (vergessen sollte man nicht, dass der Verfasser der Vita von den Verhältnissen seiner Zeit, Ende des 9. Jahrhunderts, ausging; siehe hier Anm. 8; Jahn Joachim, Augsburger Land [Historischer Atlas von Bayern. Schwaben. II], München, 1984, S. 11 Anm. 27, lässt die Möglichkeiten Epfach bzw. Neuburg offen). Seitz Reinhard H., Zur Lokalisierung des Ortes Heselinloh aus der Handschrift des "Wessobrunner Gebets" (clm 22053). Zugleich ein Beitrag zu Bischof Simpert und zum Bistum Neuburg an der Donau (Verein für Augsburger Bistumsgeschichte. Jahrbuch 40, 39-66), S. 43 stellt sogar die Frage, ob der Neuburger Bischof Simpert nicht "erst durch die Übernahme eines möglicherweise verwaisten Bistums Augsburg auch Bischof zu Augsburg wurde und daraufhin beide Bistümer zu dem einzigen vereinigte" (Walz, ebd., S. 184-185 [lat./dt.]).
[4] Epfach, Gemeinde Denklingen, Oberbayern, Lkr. Landsberg a. Lech, auf der linken Seite des Lechs. Zum Lech als feststehende Grenze zwischen Bayern und Alemannen, siehe Kahl Hans-Dietrich, Die Baiern und ihre Nachbarn bis zum Tode des Herzogs Theodo (717/718) (Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Denkschriften 179. Veröffentlichungen der Kommission für Frühmttelalterforschung 8: Die Bayern und ihre Nachbarn, 1, hrsg. von Herwig Wolfram und Andreas Schwarcz, Wien, 1985, 159-225), S. 212 ff.), der bemerkt, dass "Wieweit es über sie hinweg, bevor im 9. Jahrhundert genauere Kunde einsetzt, Schwankungen in beiden Richtungen gab, entzieht sich bisherigem Einblick" (S. 225).
[5] Weshalb dieser "Augsburger" Bischof sich vor allem in Epfach aufgehalten zu haben scheint, siehe oben Anm. 3. "Soviel ist gewiss: Aufenthalt und Tätigkeit Bischof Wikterps in Epfach sind bis jetzt noch nicht wirklich erklärt worden" (Schmid, wie Anm. 3, S. 110). Diese Bemerkung hat heute noch Gültigkeit.
[6] Zu diesen Quellen, siehe Schmid, wie Anm. 2, S. 112-118; Rump Hans-Uwe, Füssen [Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben 9], 1977, S. 37-38 Anm. 42; Volkert, wie Anm. 3, S. 13-20 mit ausführlichen Kommentaren.
[7] Unter Pseudepigrafie versteht man “alle Schriften …, die von einem anderen Verfasser stammen als dem, dem sie zugeschrieben werden“ (Walz, wie Anm. 3, S. 73).
[8] Walz, ebd., S. 140-179 (lat./dt.); Coens Maurice, La vie de St. Magne de Füssen par Otloh de Saint-Emmeram. Vita S. Magni confessoris. (Analecta Bollandiana 81, 1963, 159-227), S. 202-220. Zu diesem Werk, s. Walz, ebd., und dieselbe, Die Vita des hl. Magnus von Füssen - ein Nachklassisches Werk der Karolingerzeit (Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte e.V. - Protokoll über die Arbeitssitzung am 25. Januar 1986 - Nr. 283, 18 Seiten); Tüchle Hermann, Der heilige Magnus ( † um 756) (Bavaria Sancta, hrsg. von Georg Schwaiger, 2, Regensburg, 1971, 52-65); Schmid, wie Anm. 2, S. 112-113; Coens, ebd., S. 169-170; Volkert, wie Anm. 2, Nr. 4 S. 17 und Nr. 9 S. 20. Die Magnusvita ist Augsburger Literatur – vielleicht in Ellwangen verfasst – und darf nur als solche betrachtet werden. Ihr historischer Wert ist fragwürdig, denn ihre Quellen sind nicht bekannt und sie wimmelt nur so von historischen Anachronismen. Nur der letzte Teil der Vita, Translatio genannt, wird als einigermaβen historisch anerkannt (s. Walz, wie Anm. 3, besonders S. 14-23; Volkert, wie Anm. 3, Nr. 34 S. 36).
[9] a) Chronica videlicet structura monasterii in Staphelsee, wahrscheinlich aus dem 9. oder 10 Jahrhundert (MGH SS IX, S. 212-216; dazu Isel Didier F., Gründungs-und Frühgeschichte des Klosters Benediktbeuern. Eine quellenkritische Studie [Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens … 121, 2010, 131-155], S. 135-136 Anm. 17; Hemmerle Josef, Die Benediktinerabtei Benediktbeuern [Germania sacra, NF 28. Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz: Das Bistum Augsburg, 1], Berlin-New York, 1991, S. 4; b) Rotulus historicus, kompiliert und aufgezeichnet ca. 1055 von dem Mönch Gottschalk, dessen Anfang mit der Zeitangabe verloren ist (Monumenta Boica, VII, 1766, S. 1-17; teilweise in MGH SS IX, S. 212-221); c) Breviarium Gotscalchi, ca. 1055 aufgezeichnet (MGH SS IX, S. 221-224); d) Chronicon Benedictoburanum, ca. 1155 verfasst (Monumenta Boica, ebd., S. 17-37; MGH SS IX, S. 229-238). Zu den anderen Quellen, siehe Hemmerle, ebd., S. 4-5. Jahn meint wohl, dass trotz vielen Ungereimtheiten die klostereigene Gründungsgeschichte eine ernstzunehmende Quelle zur Frühgeschichte des Klosters sei (Jahn Joachim, Ducatus Baiuvariorum. Das bairische Herzogtum der Agilolfinger [Monographien zur Geschichte des Mittelalters 35], 1991, S. 449, 450), aber es hat sich herausgestellt, dass sie nicht zuverlässig sei (dazu Isel, ebd., S. 131-154].
[10] Über Magnus, siehe. Rump, wie Anm. 6, S. 29-48;  Tüchle, wie Anm. 8, S. 52-65). Letzterer baut seine Argumentation zum Todesjahr des Magnus auf eine sicherlich irrende Annahme und zwar, dass Wichterpus im Jahr 756 verstorben sei (S. 59). Es wird sich aber weiter unten herausstellen, dass der "Augsburger" Wicterpus wahrscheinlich nach 772 dahingeschieden ist. Es gibt in der Vita keine sicheren Anhaltspunkte, um den Beginn seines Wirkens in Füssen und/oder sein Todesjahr bestimmen zu können. Diese Daten sind in der Vita eng mit denen Wichterpus verbunden, so dass, ohne in einen circulus vitiosus zu verfallen, die Fragen unbeantwortet bleiben müssen.
[11] Was über Tozzo bekannt ist, entstammt in der Hauptsache aus dem zweiten Teil der Vita s. Magni, ist also nicht ohne Vorbehalte anzunehmen (Bauerreiß Romuald, Eine Augsburger Handschrift des XI. Jahrhunderts in Paris. Ein Beitrag zur Magnuslegende [Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 75, 1964, 163-182], S. 170-171). Er soll Uuichterpus' Nachfolger als Bischof von Augsburg geworden sein (s. unten Anm. 21).
[12] Siehe Anm. 4.
[13] … sicque uenerunt ad locum, qui uocatur eptaticus, et inuenerunt ibi episcopum sanctae augustae ecclesiae nomine uuichterpus (Walz, wie Anm. 3, c. 18, p. 152-155).
[14] Die erste Station von Magnus und Theodor war Kempten, wo sie eine Zelle errichteten, die Theodor dann betreute (c. 18-19 S. 146-153). Dieser habe später wegen Verfolgungen und Unterdrückungen Kempten verlassen und sei nach St. Gallen zu Abt Otmar (+ 759) zurückgekehrt (c. 26 S. 182-183). Es ist nicht möglich, diese Ereignisse sicher zu datieren. Vermutet wurde, dass es sich bei diesen unruhigen Zeiten um die Kriegshandlungen von 742-743 handeln könnte (Blickle Peter, Kempten [Historischer Atlas von Bayern. Schwaben 6], 1968, S. 12; Volkert, wie Anm. 3, S. 18 Nr. 5 Anmerkung). Laut Vita (c. 25 S. 180-181) sei Theodor bei Magnus' Beisetzung mit Bischof Tozzo anwesend gewesen (zur Beigabe der von ihm verfassten Lebensgeschichte des Toten, s. Walz, wie Anm. 3, S. 74-75). Hermann der Lahme von der Reichenau († 1054) erwähnt in seiner Chronik zum Jahr 752, dass Audogarius, primus Campidonensis coenobii fundator et abbas, locum illum incolere coepit (MGH SS V, S. 99; s. Bauerreiß, wie Anm. 11, S.176 der diese Nachricht verwirft, während Blickle, ebd., S. 13 sie akzeptiert. Die Magnusvita nennt allerdings Perehtchoz mit vier anderen Mönchen aus St. Gallen (c. 26, S. 184-185).
[15] Die Vita berichtet, dass dieser Ort sinagoga, id est congregatio populorum genannt wurde (c. 21 S. 16-163; die Weihe der Kirche c. 20 S. 160-161; Volkert, wie Anm. 3, S. 17 Nr. 4). Laut Bauerreiß, wie Anm. 11, S. 178-180 handelt es sich um Waltenhofen (Bayrisch-Schwaben, Lkr. Ostallgäu, Gem. Schwangau), 3 km nordöstlich von Füssen. Aber Rump, wie Anm. 6, S. 30-31 tendiert mehr dazu, den Bau dieser ersten Kirche in Füssen zu  sehen. Zur Lage von Waltenhofen, siehe Anm. 18.     
[16] C. 21 S. 162-165. Bayerisch-Schwaben, Kreisstadt.
[17] C. 23 S. 172-173. Zur Gründungsgeschichte dieses Klosters, s. Blickle, wie Anm. 14, S. 11-13.
[18] Füssen und Kempten liegen westlich des Lechs, Waltenhofen dagegen leicht östlich (s. Karte bei Rump, 1977, S. 33). Wichterpus, als Bischof von Augsburg, war also zuständig für die zwei erstgenannten Gründungen, da der Lech vermutlich die Grenze mit dem vermuteten Bistum Neuburg bildete (s. Bauerreiß Romuald, Das frühmittelalterliche Bistum Neuburg im Staffelsee (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige 60, 1946, 375-438), S. 392 und Karte S. 382; siehe oben Anm. 4).
[19] C. 25 S. 178-179. Die Vita berichtet, dass 25 Jahre Wirkens des Magnus (in Füssen) vergangen waren.
[20] Die Vita gibt seinen Todestag an einem Sonntag, dem 06. September, nach 26 Jahren Wirkens in Füssen, an (c. 25 S. 178-181). Die Tagesangabe würde für die Jahre 750, 756, 761, 767, 772, 778 usw. zutreffen.
[21] Rechnet man rückwärts die Sedenzangaben der Vita für die Bischöfe Sintpertus und Tozzo, die als Nachfolger des Wichterpus genannt werden, so ergibt sich als Todesjahr des Letzteren ca. 771/772, was aber nicht mit einer anderen Angabe der Vita übereinstimmt, die besagt, dass Tozzo vom König Pippin (gest. 768) deductus wurde (c. 25 S. 178-179).
[22] Die Vita berichtet, es sei in ultimus suis diebus geschehen (c. 25 S. 178-179). Es ist nicht klar, ob sich diese Zeitangabe auf Pippin, gestorben am 24 September 768, oder auf Magnus, verschieden laut Vita nach XXVI annis oracionis suae in illo coenobio (Füssen). Walz, wie Anm. 3, S. 18, die der Meinung ist, dass sie "wohl auf Magnus selbst, denn kurze Zeit danach stirbt er", Bezug nimmt.
[23] Siehe Anm. 9.
[24] Das Jahr 740 wird nur im Breviarum (siehe Anm. 9 c) ausdrücklich als Jahr der Gründung und Weihe des Klosters angegeben. Nach dem was über den ersten Abt Lantfridus bekannt ist (siehe Anm. 30), ist es kaum anzunehmen (dazu Isel, wie Anm. 9, S. 139-140; Hemmerle, wie Anm. 9, S. 89-90). "Eine Datierung der Stiftung in die 60er Jahre des 8. Jahrhunderts  (ist) wahrscheinlicher als das von der Benediktbeurer Überlieferung behauptete Datum von 740" (Jahn Joachim, Urkunde und Chronik. Ein Beitrag zur historischen Glaubwürdigkeit der Benediktbeurer Überlieferung und zur Geschichte des agilolfingischen Bayern [Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschnung 95, 1987, 1-51], S. 37-38. Ausgrabungen haben ergeben, dass die Mutterkirche von Benediktbeuern vermutlich vor 746/753 erbaut worden ist (Winghart Stefan, Zur frühen Architekturgeschichte von Kloster Benediktbeuern, Lkr. Bad-Tölz-Wolfratshausen. Ergebnisse der Ausgrabungen von 1988/89 [Benediktbeurer Studien 3 = Vestigia Burana. Spuren und Zeugnisse des Kulturzentrums Kloster Benediktbeuern, München, 1995, 9-28], S. 12-13; s. Hemmerle, ebd., S. 19-20; 80-81). Vielleicht hat das Jahr 740, trotz der unstimmigen Angaben der Quellen, als wichtiges Datum in der Benediktbeurer Geschichte überdauert.
[25] "Die ganze Geschichte von der bonifazischen Kirchenweihe … verdient wenig Glauben" (Jahn, wie Anm. 24, S. 14, der aber in seiner Anm. 62 hinzufügt: "Auszuschließen ist eine Mitwirkung des Bonifatius bei der Gründung Benediktbeurens angesichts der guten Überlieferung letztlich nicht").
[26] Zu dieser Zeit regierte aber Herzog Odilo (gest. 748). Zur eventuellen Mitwirkung Herzogs Tassilo, s. Hemmerle, wie Anm. 9, S. 85.
[27] Zur Wikterps Mitwirkung, s. Hemmerle, ebd., S. 85-87; Jahn, wie Anm. 24, S. 13-14.
[28] Benediktbeuren, Bayern, Lkr. Tölz-Wolfratshausen. Zum Namen, Pura, Burn, …, erst viel später Benediktbeuren genannt, s. Hemmerle, ebd., S. 76.
[29] Jahn, wie Anm. 9, S. 451, ist der Meinung, dass "dem Verfasser authentische, heute verschollene Quellen zugrundegelegen haben müssen".  Ders., wie Anm. 24, S. 15, schreibt: "Lassen wir die problematische Mitwirkung des heiligen Bonifaz und der Hausmeier Karlmann und Pippin einmal beiseite, dann schält sich der echte Kern des Rotulus heraus". Zwischen dem Rotulus und der jüngeren Chronik gibt es kleine Widersprüche (zu dem ganzen Vorgang, s. Jahn, wie Anm. 9, S. 449-453; ders., wie Anm. 24, S. 11-14).
[30] Als Abt ist er urkundlich noch am 18. August 772 belegt (Bitterauf Theodor, Die Traditionen des Hochstifts Freising, I [Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte, NF 4], München, 1905, ND Aalen, 1967, Nr. 45a+b, S. 72-74; siehe Stoclet Alain, Autour de Fulrad de Saint-Denis v. 710-784 [Ecole Pratique des Hautes Etudes. Sciences historiques et philologiques, V. Hautes Etudes médiévales et modernes 72], Genève - Paris, 1993 , S. 256-257; Jahn, wie Anm. 9, S. 426-431). Er unterschreibt die Gebetsverbrüderung, die sicherlich anlässlich einer bayerischen Landessynode von den episcopi et abbatis gentis Baiuvariorum, vielleicht in Dingolfing, abgeschlossen wurde (MGH Conc. II, 1, S. 93-97; dazu Hartmann Wilfried, Die Synoden der Karolingerzeit im Frankenreich und in Italien (Konziliengeschichte, hrsg. von Walter Brandmüller, Reihe A: Darstellungen, 1989), S. 92-96. Zum Datum, 770/777, siehe Dopsch Heinz, Zur Gründung der Abtei Mattsee (Kolmer Lothar - Rohr Christian, Tassilo III. von Bayern. Großmacht und Ohnmacht im 8. Jahrhundert, Regensburg, 2005, 211-236), S. 222-223; Jahn, ebd., S. 395-397, 512-513 Anm. 194; Berg Heinrich, Zur Organisation der bayerischen Kirche und zu den bayerischen Synoden des 8. Jahrhunderts. (Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophische-historische Klasse. Denkschriften 201. Veröffentlichungen der Kommission für Frühmittelalterforschung 12: Typen der Ethnogenese unter besonderer Berücksichtigung der Bayern 1, hrsg. v. Herwig Wolfram und Walter Pohl, Wien, 1990, 181-197), S. 187-188; Riedmann Josef, Bischof Alim von Säben und die Einbindung des Bistums Säben in die bayerisch-salzburgische Kirchenprovinz (Kunst und Kirche in Tirol. Festschrift zum 70. Geburtstag von Karl Wolfsgruber, hrsg. von Nössing Josef und Stampfer Helmut, Bozen, 1987, 7-17), S. 10. Lantfrid steht in der Liste der abbates nach Atto (von Scharnitz-Schlehdorf), der spätestens 767, wahrscheinlich 764/765 die Leitung dieses Klosters übernahm (s. Jahn, ebd., S. 420-421). Haben die Äbte wie die Bischöfe den Gebetsbund nach dem Zeitpunkt ihres Amtsantritts unterzeichnet (s. Dopsch, ebd., S. 223-224), dann ist Lantfrid aber erst nach 764/765 Abt geworden (zu dieser Frage, s. Hemmerle, wie Anm. 9, S. 421; s. Jahn, ebd., S. 449, der irrtümlicherweise diese Zeitangabe auf einen Eintrag im Salzburger Verbrüderungsbuch bezieht). Lantfridus ist noch in einigen Epitaphen genannt. Diese werfen ein ganz neues Licht auf sein Leben (Isel, wie Anm. 9, S. 144-152).
[31] Zu diesem Sterbetag, s. Hemmerle, wie Anm. 9, S. 421-422. Da Lantfridus am 18. August 772 noch bezeugt ist (s. Anm. 30), wäre Wicterpus frühstens am 18. Juli 773 verstorben.
[32] Wenn aus diesen Quellen mit aller gebotenen Vorsicht zu entnehmen ist, dass es zu dieser Zeit einen Bischof Wicterpus im Augsburger Raum gab, so ist es schwierig, dessen Amtszeit zeitlich genau festzulegen. Die chronologischen Angaben der Vita und der unsicheren Staffelsees/Benediktbeurer Quellen zu diesem Bischof sind nicht in Einklang zu bringen und können daher nur bedingt berücksichtigt werden. Siehe Anm. 31.
[33] MGH SS IX, S. 15; Monumenta Boica, VII, S. 5.
[34] Acta sunt haec in praesentia sancti Bonifacii archiepiscopi Maguciacensis civitatis, Thessilonis huius provinciae ducis seu Wicterpi Augustensis civitatis episcopi nec non hujus provinciae episcopis, … (Isel, wie Anm. 9, S. 155). Da Tassilo 748 Herzog wurde, Bonifatius 754/755 (zum Jahr, s. Wagner Heinrich, Bonifatiusstudien [Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg, 60], Würzburg, 2003, S. 178 ff.) getötet wurde, würde diese Zeitangabe auf die Jahre 748/755 verweisen.
[35] MGH SS XIII, S. 333-335; SS XV,2, S. 1308-1309; SS XIII, S. 278-280; SS XIV, S. 556-559.
[36] Es ist wahrscheinlich, dass diese drei Namen der Vita s. Magni entnommen sind, ihre Eintragung demzufolge problematisch ist.
[37] "Seine Kritik der Quellen, …, (steht) bei weitem nicht auf der Höhe seiner Quellenkenntnis" (Riezler S., Sitzungsberichte der philosophisch-philologischen und Historischen Classe der k. b. Akademie zu München, 1881, 247-291, 389), S. 280.
[38] Aventinus (Turmair) Johannes, Iohannis Aventini Des Hochgelerten weitberumbten Beyerischen Geschichtschreibers Chronica: … in gut gemein hoch Teutsch gebracht, … Frankfurt am Mayn, 1566, Band 3, S. 319a. Vorher hatte er schon den Bischof Beichterb (vermutlich derselbe wie Weichterb) von Neuburg an der Donau genannt gleichzeitig mit Veiuol (= Vivilo) von Lorch (in Wirklichkeit Passau), Flobengeiz von Salzburg (= Flobargisus) und Mestel von Säben (= Mastulus) (S. 315b). Aventinus dachte also an die Zeit vor 739, da  Johannes in diesem Jahr als Bischof von Salzburg bezeugt ist.

16.09.2011