B A D D I L O

Urkundenschreiber, Rekognoszent, später "Kanzleivorsteher"[1] König Pippins, bezeugt von 757 bis 766,
dann möglicherweise Abt von Marmoutier (in der Touraine)

Die erste bekannte Urkunde König Pippins, in welcher der Name Baddilo[2] in der Rekognitionszeile steht[3], wurde am 10. August 757[4] in Attigny[5] zugunsten des Klosters Nantua[6] ausgestellt[7]. Es folgt die am 15. September 758[8] in Düren[9] ausgefertigte Urkunde, die von Baddilo[10] rekognosziert wurde und mit welcher Pippin dem Kloster Honau[11] die Immunität verleiht.
Ab 760 wird eine Neuorganisation der "Kanzlei" sichtbar[12]: Eine im Juni 760[13] ausgestellte Urkunde zugunsten Fulda[14], wird in Attigny von Hitherius[15] invice Baddilone subskribiert[16].
Die als feierliches Offertorium anzusehende Schenkungsurkunde Pippins und seiner Frau Bertrada vom 13. August 762 für das Kloster Prüm[17] wird am 13. August 762[18] in Trisgodros villa[19] von Baidilo rekognosziert und subskribiert[20].
Bernericus[21] in vice Baddilonis recognovit et subscripsit die am 03. August 763[22] in Maslario palacio publico[23] ausgestellte Urkunde König Pippins für Prüm.
Baddilo rekognosziert unter seinem Namen[24] die drei im Juli 766[25] in Orléans ausgestellten königlichen Urkunden[26] zugunsten Fulda[27] und St. Denis[28].
Er wird von der Forschung als Verfasser[29] des königlichen Kapitulars[30] vom 11. Juli 755[31], mit welchem Pippin die Beschlüsse des Konzils  von Ver[32] verkündigte[33], sowie des langen Prologs zur Lex Salica und als Redaktor ihres 100 Titel-Textes[34], ausgegeben 763/764[35], angesehen.
Die als zuverlässig eingestuften Acta translationis S. Savini martyris[36] berichten, dass der Pfalzkleriker Baidilus[37], Abt von Marmoutier[38] bei Tours[39], Grundbesitz in villa nuncupante Cerisio[40] als Eigentum besaß. Für die übertragenen Reliquien des heiligen Savinus[41] baut er eine Basilika zu Ehren der heiligen Maria und verschiedene Gebäude, wo er Kleriker installierte[42].


[1] Bis zum 12. Jahrhundert besaßen die Könige keine Kanzlei als selbstständige Behörde, aber der Begriff "Kanzlei" wird von der Forschung, um das Aufgabengebiet der königlichen Urkundenschreiber zu bezeichnen, üblicherweise auch für diese Zeit in Analogie als "wissenschaftliche Hilfskonstruktion" angewandt. Dazu Fleckenstein Josef, Die Hofkapelle der deutschen Könige. I. Teil: Grundlegung. Die karolingische Hofkapelle, in: Schriften der Monumenta Germaniae historica 16/1, 1959, S. 75; Bautier Robert-Henri, La chancellerie et les actes royaux dans les royaumes carolingiens, in: Bibliothèque de l'Ecole des Chartes 142, 1984, 5-80, hier S. 5, 8-9; Menke Hubertus, Das Namengut der frühen karolingischen Königsurkunden, in: Beiträge zur Namenforschung, NF, Beiheft 19, Heidelberg, 1980, S. 41-42; Tessier Georges, Diplomatique royale française, Paris, 1962, S. 2. Ganshof François Louis, Charlemagne et les institutions de la monarchie franque, in: Karl der Grosse. Lebenswerk und Nachleben. I: Persönlichkeit und Geschichte, hg. von Helmut Beumann, Düsseldorf, 1965, 349-393, hier S. 363 und Anm. 96 zieht ihm den Ausdruck "bureau de rédaction des diplômes" vor.
[2] Auch Baidilo, Baldilo, Bardillo, vermutlich Baidilus. Zu diesem seltenen Namen, vgl. Menke, wie Anm. 2, S. 87; Förstemann Ernst, Altdeutsches Namenbuch. 1. Band: Personennamen, Bonn, 1900, Neudruck München, 1966, Sp. 227.
[3] In dei nomine Baddilo scripsit. Zu den Baddilo-Urkunden, siehe Eckhardt Karl August, Lex Salica. 100 Titel-Text, in: Germanenrechte. Neue Folge. Abteilung Westgermanisches Recht, Weimar, 1953, S. 45.
[4] Original verloren. Überlieferung: Abschriften des 17. Jahrhunderts in der Bibliothèque nationale de Paris, Collection Baluze unter dem Titel "Chartes de Nantua provenant de P.-F. Chifflet", fol. 67, und in den Archives départementales de l'Ain, H. 50, "Extraits analytiques et transcription des principaux et plus anciens titres de l’abbaye Saint-Pierre de Nantua, 1604", fol. 8 v°. Druck in Auswahl: Die Urkunden Pippins, Karlmanns und Karls des Grossen, bearb. von Engelbert Mühlbacher u. a., in: Monumenta Germaniae historica, Diplomatum Karolinorum 1, Hannover 1906, Neudruck München 1991 – fortan MGH DD Karol. 1-,  Nr. 9 S. 13-14; vgl. Böhmer Johann Friedrich, Regesta Imperii I. Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern 715-918, neubearb. von Engelbert Mühlbacher, vollendet von Johann Lechner (Innsbruck ²1908), mit Ergänzungen von Carlrichard Brühl – Hans H. Kaminsky, Hildesheim 1966 - nachfolgend BM² -, Nr. 86 S. 44.
[5] Frankreich, département des Ardennes, arrondissement  de Vouziers, chef-lieu de canton. Zu dieser Pfalz, siehe Barbier Josiane, Palais et fisc à l'époque carolingienne: Attigny, in: Bibliothèque de l'Ecole des Chartes 140, 1982, 133-162.
[6] Dépt. Ain, chef-lieu d'arr. Die Gründung oder die Wiederherstellung des Klosters war vielleicht noch  jüngeren Datums (Gerner Hubert, Lyon im Frühmittelalter. Studien zur Geschichte der Stadt, des Erzbistums und der Grafschaft im 9. und 10. Jahrhundert, Köln, 1968, S. 238-239). Später wurde es der Abtei Cluny unterstellt.
[7] Die Urkunde vom 27. Mai 752 (MGH DD Karol. 1, Nr. 3 S. 5-6) kann auch von Baddilo stammen (Eckhardt, wie Anm. 3, S. 49-50).
[8] Original verloren. Chartular vom 15. Jahrhundert genannt "Bisthumb Honaw" (dazu Wilsdorf Christian, Le monasterium Scottorum de Honau et la famille des ducs d'Alsace au VIIIe siècle. Vestiges d'un cartulaire perdu, in: Francia 3, 1975, 1-87, hier S. 10-16); Grandidier Philippe-André, Histoire de l'Eglise et des évêques-princes de Strasbourg depuis la fondation de l'évêché à nos jours, 1: Depuis l'établissement du Christianisme en Alsace jusqu'à l'an 817, Strasbourg, 1776, preuves justificatives, Nr. 36 S. 60-61. Drucke in Auswahl: MGH DD Karol. 1, Nr. 10 S. 14-15; Bruckner Albert, Regesta Alsatiae aevi Merovingici et Karolini (496-918), I. Quellenband, Strasbourg-Zürich, 1949, Nr. 183 S. 109. Vgl. Wilsdorf, ebd., S. 5, 6 Nr. 11; BM² 87 S. 45.
[9] Nordrhein-Westfalen, Kreisstadt. Zu den Aufenthalten und Reichsversammlungen in Düren, vgl. Heidrich Ingrid, Synode und Hoftag in Düren im August 747, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 50, 1994, 415-440, hier S. 416-417.
[10] In dei nomine Baddilo recognovit et (sub)scripsit.
[11] Das Kloster wurde in den Jahren 720/722 auf der insula Honaugia (= erhöhte Insel) super fluvium Rhenum gegründet. Diese insula darf man sich nicht wie eine Insel inmitten des Rheins vorstellen, sondern wie eine größere von den unregelmäßigen Rheinarmen umschlossene Fläche von Festland, eine Art "Flusspolder", der sich über das heutige Gebiet der elsässischen Gemeinde der Wantzenau (10 km nördlich von Strasbourg/Straßburg) und der badischen Gemeinde von Honau (Baden-Württemberg, Ortsteil Gemeinde Rheinau, Ortenaukreis) ausdehnte und lange Zeit ein Ganzes bildete. Wo sich das Kloster befand, ist heute nicht mehr genau festzustellen. Da die Gegend einige Jahrhunderte später unbewohnbar wurde, verlegte der Bischof von Straßburg das Kloster zuerst nach Rhinau südlich von Straßburg und dann nach Saint-Etienne in Straßburg (Bornert René, Les monastères d'Alsace, I: Les monastères primitifs, VIe-IXe siècle, Strasbourg, 2009, S. 393, 395-397, 419-420).
[12] Die Urkunden werden vermutlich ab 760 vom "Kanzleivorsteher" oder von einem seiner Mitarbeiter in seinem Namen rekognosziert. Bisher verteilten sich die wenig bekannten Rekognoszenten auf verschiedene Pfalzen und waren nur dort tätig. Gleichzeitig mit Baddilo urkundet noch Eius in Compiègne, zuletzt am 30. Oktober 759 (MGH DD Karol. 1, Nr.  Nr. 12 S. 17-18) und Widmarus in Verberie, der nach dem 10. Juni 760 nicht mehr genannt wird (Nr 14 S. 19-20). Dagegen zieht Baddilo mit dem König (Fleckenstein, wie Anm. 1, S. 230-231; Menke, wie Anm. 1, S. 414-417). Er bekleidet jetzt eine höhere Stellung, aber es ist nicht bekannt, ob er auch als "Kanzleivorsteher" einen besonderen Titel trug (vgl. Tessier, wie Anm. 2, S. 40-41).
[13] Die Urkunde trägt leider kein Tagesdatum (siehe Tessier, wie Anm. 1, S. 41 Anm. 1).
[14] Original. Chartae latinae antiquiores. Facsimile-edition of the latin charters prior to the ninth century, ed. Albert Bruckner a. Robert Marichal - nachfolgend ChLA -, part XII: Germany III, Dietikon-Zurich, 1978, Nr. 529 S. 31; MGH DD Karol. 1, Nr. 13 S. 18-19. Vgl. BM² 90 S. 45.
[15] Hitherius folgt Baddilo als "Kanzleivorsteher" und wird später Abt von Saint-Martin in Tours (siehe Artikel).
[16] In tironischen Noten: Hitaerius subscripsi.
[17] Rheinland-Pfalz, Lkr. Bitburg-Prüm. Neugründung des Königs und seiner Frau.
[18]Verlorenes Original. Überlieferung: Abschrift des 10. Jahrhunderts im Liber aureus Prumiensis fol. 2a-4a (Faksimile S. 15-19 in: Das "Goldene Buch" von Prüm. Faksimile, Übersetzung der Urkunden, Einband, hg. im Auftrag des Geschichtsvereins "Prümer Land" e.V., Nolden Reiner, Trier, 1997). Drucke in Auswahl: MGH DD Karol. 1, Nr. 16 S. 21-25; Urkundenbuch zur Geschichte der jetzt die Preussischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien. Aus den Quellen hg. von Heinrich Beyer. Erster Band: Von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1169, Coblenz, 1860, Neudruck: Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen Territorien, 1, Aalen, 1974, Nr. 16 S. 19-22. Deutsche Übersetzung: Nolden, ebd., Nr. 4 S. 254-257; vgl. Wampach Camille, Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit, 1, Luxemburg, 1935, Nr. 26 S. 29; BM² 95 S. 48-49; Oelsner Ludwig, Jahrbücher des fränkischen Reiches unter König Pippin (Jahrbücher der Deutschen Geschichte), Leipzig, 1871, S. 357-358.
[19] Die Lokalisierung dieses änigmatischen Ortes hat schon lange die Forschung beschäftigt. Wegen gewisser Anklänge mit des ab 820 genannten pagus Trigorium, der im Rhein-Mosel-Dreieck lag (vgl. Karte bei: Pitz Martina/Puhl Roland, Trisgodros = Triguères /Loiret ? Pour une nouvelle localisation d'une villa publica énigmatique mentionnée dans une charte de Pépin le Bref, in: Nouvelle revue d'onomastique. Ononmastique galloromaine. Noms d'ailleurs et problèmes généraux, Lyon, n° 49-50, 2008, 55-81, hier S. 80, sowie S. 57-59; Heinzelmann Josef, Der Weg nach Trigorium… Grenzen, Straßen und Herrschaft zwischen Untermosel und Mittelrhein im Frühmittelalter, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 21, 1995, S. 9-132, hier S. 34-132, mit Karte S. 53; Halfer Manfred, Trigorium. Namenkontinuität im Rhein-Mosel-Dreieck, in: wie Heinzelmann, 133-151, S. 138-144), wurde diese unbekannte villa in dieser Gegend gesucht: Vorgeschlagen wurde letztens von Halfer, ebd., S. 144-148 der Ort Treis (heute Gemeinde Treis-Karden, Lkr. Cochem-Zell, mit Kritik von Pitz/Puhl, ebd., S. 61-62). Aber zieht man Pippins Itinerar im Jahr 762 hinzu - am 18. April war er noch in Quierzy, am 10. Juli urkundet er in Sinzig (oder Attigny), am 25. Dezember feiert er Weihnachten in Gentilly -, wäre sein Aquitanienfeldzug, der mit der Eroberung von Bourges und Thouars gipfelt, ein "Blitzfeldzug" gewesen, was dessen Darstellung in der Fredegar-Fortsetzung widerspricht (zu diesen Ereignissen und den entsprechenden Orten, s. Pitz/Puhl, ebd., S. 62-64; Isphording Bernd, Prüm. Studien zur Geschichte der Abtgei von ihrer Gründung bis zum Tod Kaiser Lothars I. (721-855), in: Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 116, Mainz, 2005, S. 100-113; Rouche Michel, L'Aquitaine des Wisigoths aux Arabes 418-781. Naissance d'une région, Paris, 1979, S. 123 und 125). Deswegen wird der Aquitanienfeldzug eher im Sommer/Herbst stattgefunden haben und Trisgodros "in Aquitanien oder auf dem Wege dorthin gesucht werden muss" (Sickel Theodor, Acta regum et imperatorum Karolinorum digesta et enarat. Die Urkunden der Karolinger, 2, Wien, 1867, S. 217). Pitz/Puhl siehen in Trisgodros den Ort Triguères (Loiret, arr. Montargis, cant. Châteaurenard), schließen dabei die Hypothese Trouy (Cher, arr. Bourges, cant. Levet)  von Isphording aus (Pitz/Puhl, ebd., S. 62-74; Isphording, ebd., S. 108-113). Kann wohl angenommen werden, dass Pippins Aquitanienfeldzug des Jahres 762 in der zweiten Hälfte des Jahres stattgefunden hat, so ist m. E. das Kapitel Trisgodros noch lange nicht geschlossen.
[20] In dei nomine Baidilo recognovit et subscripsit.
[21] In dei nomine Bernericus in vice Baddilonis recognovit et subscripsit.
[22] Original verloren. Überlieferung: Nolden, wie Anm. 18, fol. 4a-5a, S. 19-21. Drucke in Auswahl: MGH DD Karol. 1, Nr. 18 S. 26-27; Beyer, wie Anm. 18, Nr. 17 S. 22-23. Deutsche Übersetzung: Nolden, ebd., S. 257-258. Vgl. BM² 97 S. 50.
[23] Verschiedene Vorschläge: Mellier, Gemeinde Léglise, Belgien, Prov. Luxembourg, arr. Neufchâteau (Müller-Kehlen Helga, Die Ardennen im Frühmittelalter. Untersuchungen zum Königsgut in einem karolingischen Kernland, in: Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 38, 1973, S. 179-183; Haubrichs Wolfgang, Die Urkunde Pippins des Mittleren und Plectruds für St-Vanne in Verdun 702. Toponomastische und besitzgeschichtliche Überlegungen zum frühen Besitz der Pippiniden-Arnulfinger und zum Königsgut im Verdunois, in: Francia 13,  1985, 1-46, hier S. 18 Anm. 119) oder eine der Orte namens Malleret im département Creuse (Frankreich): Malleret, Ortsteil von Guéret, Präfektur des département; Malleret-Boussac, arr. Guéret, cant. Boussac (Kettemann Walter, Subsidia Anianensia. Überlieferungs- und textgeschichtliche Untersuchungen zur Geschichte Witiza-Benedikts, seines Klosters Aniane und zur sogenannten "anianischen Reform". Mit kommentierten Editionen der Vita Benedicti Anianensis, Notitia de servitio monasteriorum, des Chronicon Moissiacense/Anianense sowie zweier Lokaltraditionen aus Aniane. Phil. Diss. [ungedruckt], Duisburg, 1999, S. 324-325, einzusehen unter: http://duepublico.uni-duisburg-essen.de/servlets/DocumentServlet?id=18245, S. 324-325 und Anm. 42; BM² 97 S. 50 mit Kettemanns Bemerkung).
[24] In dei nomine Baddilo recognovit  (in tironischen Noten im Original für Fulda: Baddilo subscripsi).
[25] Es ist die letzte Urkunde, die von Baddilo rekognosziert wird. Aber zwischen Juli 766 und Juli 768, als Hitherius das erste Mal genannt ist  (vgl. oben Anm. 15; MGH DD Karol. 1, Nr. 24 S. 32-33), ist uns keine Urkunde bekannt.
[26] - Fulda: Original. ChLA XII, wie Anm. 14, Nr. 530 S. 31-34; MGH DD Karol. 1, Nr. 21 S. 30: In dei nomine Baddilo recognovit et (in tironischen Noten: Baddilo subscripsi). In der Datierung: in dei nomine Hitherius scripsit, der aber nur die Signumzeile des Königs und die Datierung schreibt. Vgl. BM² Nr. 102 S. 52.
- Saint-Denis: Zwei Urkunden, beide im Juli 766 ausgestellt. 1) Verlorenes Original. Überlieferung: Chartular des 13. Jahrhunderts, "Cartulaire blanc", S. 327-328 (online unter: http://saint-denis.enc.sorbonne.fr/les-textes/cartulaire-blanc). Druck in Auswahl: MGH DD Karol. 1, Nr. 22 S. 30-31. Vgl. Sonzogni Daniel, Le chartrier de l'abbaye de Saint-Denis en France. Essai de reconstitution, in: Pecia. Ressources en médiévistique 3, 2003, Nr. 99 S. 115. Vgl. BM² 103 S. 52. 2) Verlorenes Original. Überlieferung: Chartular des 13. Jahrhunderts, genannt "Livre des privilèges", vermutlich zusammengestellt auf der Grundlage eines Chartulars des 12. Jahrhunderts (Rolf Grosse, Remarques sur les cartulaires de Saint-Denis aux XIIIe et XIVe siècles, in: Les cartulaires, actes de la table ronde …, Paris, 1993 [Mémoires et documents de l'Ecole des chartes 39, 279-288], S. 282-284), fol. 15v; Cartulaire blanc (ebd.), S. 323. Druck in Auswahl: MGH DD Karol. 1, Nr. 23 S. 31-32. Vgl. Sonzogni, ebd., Nr. 100 S. 115-116; BM² 104 S. 52.
[27] Kreisstadt des Landkreises Fulda in Hessen. Das Kloster wurde 744 gegründet, 1802 säkularisiert.
[28] Frankreich, dépt. Seine-Saint-Denis, chef-lieu d'arr. Die Basilika war Grabstätte merowingischer Könige, sowie von Karl Martell und seinem Sohn Pippin. Von da an ist die Geschichte dieser Gedächtnisstätte untrennbar mit der Geschichte der französischen Königen verbunden, besonders ab Ende des 10. Jahrhunderts. Das Kloster wurde 1790 aufgehoben. Heute ist die Basilika Kathedralkirche der Diözese Saint-Denis.
[29] Eckhardt, wie Anm. 3, S. 45-55. Vgl. Wisplinghoff Erich, Untersuchungen zur Gründungsgeschichte des Klosters Prüm, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 17, 1991, 1-27, hier S. 20-21 und Anm. 121.
[30] Kettemann, wie Anm. 23, S.  323 sieht ihn nur als Verfasser der Vorrede zu den capitula der Synode.
[31] MGH Legum sectio 2: Capitularia regum Francorum 1, ed. Alfred Boretius, Hannover 1883, Nr. 14 S. 33-37; dazu Eckhardt, wie Anm. 3, S. 48-50. Überliefert in einer Handschrift aus dem 8. Jahrhundert (Hartmann Wilfried, Die Synoden der Karolingerzeit im Frankenreich und in Italien, in: Konziliengeschichte, hg. von Walter Brandmüller, Reihe A: Darstellungen. Paderborn, 1989, S. 69). 
[32] Ver-sur-Launette, dépt. Oise, arr. Senlis, cant. Nanteuil-le-Haudouin.
[33] Zu diesem Konzil, siehe Hartmann, wie Anm. 34, S. 68-72.
[34] Mehrere Handschriften, Ende des 8. bis 9./10. Jahrhundert. Text: Eckhardt, wie Anm. 4, S. 82-91 (lat./dt.); vgl. dazu ebd., S. 10-13, 42-43.
[35] Eine um die Wende des 9. und 10. Jahrhunderts geschriebene Handschrift  gibt als Datierung das 13. Jahr Pippins Herrschaft (Eckhardt, S. 90-91), das der Zeit zwischen 24.09/23.11.763 und 23.09/22.11.764 entspricht (Weidemann Margarete, Zur Chronologie der Merowinger im 7. und 8. Jahrhundert, in: Francia 25/1, 1998, 177-230, hier S. 211 hat ermittelt, dass Pippins Königskrönung entgegen früheren Meinungen zwischen dem 24. September und dem 23. Oktober 751 stattgefunden haben muss; dazu Glatthaar Michael, Bonifatius und das Sakrileg. Zur politischen Dimension eines Rechtsbegriffs, in: Freiburger Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte 17, Frankfurt am Main, 2004, S. 335-336).
[36] Migne J.-P., Patrologiae latinae 126, Paris, 1852, Sp. 1049-1056, hier Sp. 1052-1053. Dieser Text wurde sicherlich im 1. Viertel des 9. Jahrhunderts niedergeschrieben, wahrscheinlich sogar vor 823 (Kettemann, wie Anm. 23, S. 327-330).
[37] Zu dieser Form des Namens Baddilo, siehe oben Anm. 2. Ein Badillo, im mittleren 9. Jahrhundert Graf im palatium Karls d. K., wird in Zusammenhang mit Saint-Savin  genannt (Kettemann,  S. 320-322). Sein nepos Badillo wurde vermutlich Abt von Saint-Martin d'Autun. Kettemann, S. 326 stellt die Frage, "ob Baidilus/Baddilo/Badilo als Leitname im Poitou aufzufassen sei, der auf eine Adelssippe des Poitou verweist, die im ersten Jahrhundert des Bestehens von Saint-Savin-sur-Gartempe in besonderer Weise mit diesem Kloster in Verbindung stand".
[38] Es besteht die begründete Annahme, dass Baddilo für seine Tätigkeit in der "Kanzlei" von Pippin mit der Abtswürde von Marmoutier belohnt wurde (vgl. oben Anm. 15 zu Hitherius; der Rekognoszent Widmarus, vgl. Anm. 13, wurde auch wahrscheinlich Abt von St. Riquier). Dazu Kettemann, ebd., S. 323-324; Semmler Josef, Pippin III. und die fränkischen Klöster, in: Francia 3, 1975, 88-146, hier S. 90 und Anm. 19, 129; Mabillon J., Annales ordinis S. Benedicti occidentalium monachorum patriarchae, 2, Paris, 1704, S. 210. Ein Baudelus steht in einer nicht nachprüfbaren Liste von Äbten dieses Klosters (Gallia Christiana 14, Paris, 1856, Sp.193.
[39] […] Erat denique vir prosapia clarus, rebus inclytus, Baidilus clericus palatinus abba Majoris monasterii Turonensis, hæreditaria ibidem juxta in villa nuncupante Cerisio, jure propinquitatis possidens prædia […].
[40] Das heutige Saint-Savin (dépt. Vienne, arr. Montmorillon, chef-lieu cant.). Die letzten Mönchen verließen Saint-Savin-sur-Gartempe im Jahr 1792.
[41] Laut seiner legendenhaften Geschichte, die erst im 11. Jahrhundert belegt ist, soll als Märtyrer im 5. Jahrhundert in Antigny (dépt. Vienne, arr. Montmorillon, cant. Saint-Savin), einige Kilometer südlich von Saint-Savin, gestorben sein (http://www.diocese-poitiers.com.fr/patrimoines/saints.html, S. 6)
{42] In der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts hat Baidilus/Baddilo die in seiner Heimat (Poitou) bereits von einem Priester Bonitus initierten Bemühungen um die Wiederherstellung einer Kultstätte für den heiligen Savinus zum Anlass genommen, um auf Eigengut ein Kloster zu errichten. Dort hat er eine  Klerikergemeinschaft angesiedelt und die Savinusreliquien überführen lassen. Möglich ist, dass Baidilus bis zu seinem Tode Saint-Savin als Eigenkloster geleitet und es für die Zeit danach dem König anheim gestellt hat (Kettemann, wie Anm. 23, S. 325-326). Später wurde es vom König Benedikt von Aniane übergeben, der dort die benediktinische Lebensweise einführte (Kettemann,  S. 331-333).

13.12.2014