E B R E O

Abt von Mettlach (8. Jahrhundert)

Karl der Große beurkundet wahrscheinlich im Winter 782/783[1], dass die Kirche von Trier das Kloster Mettlach[2] gegen die Söhne des Lantbertus[3] vor ihm erstritten habe. Die narratio des Diploms berichtet, dass Karl (Martell)[4] es Milo[5] zu Lehen[6] gab wie nachher Pippin[7], der nach dem Ableben des Milo Bischof Harthamus[8] damit belehnte. Milo, welcher der Nachfolger seines Vaters Bischof Leodonius (von Trier) wurde und zu dieser Zeit das Bistum Trier regierte (regebat), setzte in eben dem Kloster Äbte von ebenjener Stadt aus ein[9], und zwar den Ebreo [10], dann der Bischof Ratbertus[11] und nach ihm Harthamus. Nach Milos Ableben investierte Pippin Bischof Harthamus[12] mit dem Kloster, der aber noch während Pippins Regierungszeit gewaltsam von Lantbertus[13] vertrieben wurde.


[1] Abschriften ohne Datierung aus dem 14. Jahrhundert: MGH DK I, Nr. 148 S. 200-202; Waitz G., Über das Herkommen des Markgrafen Wido von Spoleto, in: Forschungen zur deutschen Geschichte, 3, 1863, ND Osnabrück, 1968, S. 151-153; Beyer Heinrich (Hg.), Urkundenbuch der jetzt die Preussischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien, Coblenz, 1860, ND Aalen, 1974, Nr. 27 S. 32-33; s. Raach Theo, Kloster Mettlach/Saar und sein Grundbesitz (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte, 19), Mainz, 1974, S. 12-18 mit dt. Übersetzung. Die Anwesenheit der Bischöfe Petrus (von Verdun) und Angalramnus (von Metz) erlaubt eine mögliche Datierung der Urkunde. Petrus ist in Verdun Nachfolger des noch 775 genannten Bischofs Madalveus (bei dem Bischof Petrus, der 781 vom Papst geweiht wurde, ist eher an den gleichnamigen Bischof von Pavia zu denken, siehe z. B. Bullough Donald, The Dating of Codex Carolinus Nos. 95, 96, 97. Wilchar and the Beginnings of the Archbishopric of Sens, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters, 18, Köln-Graz, 1962, S. 224, 230), Angalramnus starb 791. Während der Jahre 776/791 ist ein Aufenthalt Karls des Großen in Thionville nur im Winter 782/783 nachweisbar. Dazu Stoclet Alain, Autour de Fulrad de Saint-Denis (v. 710-784) (Ecole Pratique des Hautes Etudes. Sciences historiques et philologiques. 5. Hautes Etudes médiévales et modernes, 72), Genève-Paris, 1993, S. 130 Anm. 1.
[2] Saarland, Lkr. Merzig-Wadern in der Diözese Trier. Zu den Äbten von Mettlach in dieser Zeit, s. Raach, w. o. Anm. 1, S. 18 Anm. 76, 78.
[3] Wido, Hrodoldus und Warnarius.
[4] Heidrich Ingrid, Die Urkunden der Arnulfinger, Bad Münstereifel, 2001, Nr. 67 S. 159-160.
[5] Milo ist bezeugt als Bischof von 723 bis 751. Sein Todesjahr ist nicht bekannt und wird um die Jahre 758/762 gesetzt (s. Artikel Milo Anm. 73).
[6] Karl Martell hatte offensichtlich Mettlach säkularisiert (s. Stoclet, w. o. Anm. 1, S. 131 Anm. 1; Gauthier Nancy, L'évangélisation des pays de la Moselle, Paris, 1980, S. 366; Raach, w. o. Anm. 1, S. 15-16).
[7] Heidrich, w. o. Anm. 4, Nr. 89 S. 168.
[8] Bischof Harthamus ist sonst nicht bekannt. Er kann Chorbischof von Trier gewesen sein (s. Anm. 9).
[9] Die kirchenrechtliche Stellung Milos erforderte sicher für die religiösen Aufgaben eine entsprechend geweihte Person, ein Zustand, der das Vorkommen der Bischöfe Ratbertus und Harthamus erklärt (s. Raach, w. o. Anm. 1, S. 17-18; Ewig Eugen, Milo et eiusmodi similes. In: Beihefte der Francia, 3,2, München, 1979 [Ewig Eugen, Spätantikes und Fränkisches Gallien. Gesammelte Schriften, 1952-1973, hg. von Atsma Hartmut, 2. Band = Sankt Bonifatius. Gedenkgabe zum zwölfhundertsten Todestag, Fulda, 1953], S. 197; Gottlob Theodor, Der abendländische Chorepiskopat (Kanonistische Studien und Texte, 1), Bonn-Köln, 1928, ND Amsterdam, 1963, S. 76 und Anm. 4; Duchesne Léon, Fastes épiscopaux de l'ancienne Gaule, t. 3: Les provinces du Nord et de l'Est, Paris, 1915, S. 39-40 und Anm. 9). S; nächste Anmerkung.
[10] Ratbertus wird in dieser Aufzählung als Einziger Bischof genannt. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass er schon Chorbischof war, als Ebreo das Kloster leitete, um es nach dessen Ableben zu übernehmen. Ebreo, der sonst nicht bekannt ist, wäre in dieser Hypothese nicht Chorbischof von Trier gewesen.
[11] Heinrich Wagner (Bonifatiusstudien [Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg, 60], Würzburg, 2003, S. 154-155) bringt zu diesem Bischof Ratbertus einige Identifizierungsvorschläge: die Emendation von Sadebertus, Bischof der 757 bezeugt aber sonst unbekannt ist (MGH Conc. II,1 S. 53), in Ratpertus ist m. E. bei der fehlerhaften Überlieferung der Bischofsliste nicht ganz auszuschließen; aber es kann sich nicht um dem Bischof Rapertus, den Erbauer des Klösterlein Schönenwerd in der Schweiz um die Mitte des 8. Jahrhunderts, sicherlich ein Alemanne (Bruckner Albert, Regesta Alsatiae aevi Merovingici et Karolini 496-918, I. Quellenband, Strasbourg-Zürich, 1949, Nr. 271 S. 169-171), handeln, da Ratpertus in der Urkunde als Trierer bezeichnet wird.
[12] Nach dem Text der narratio war Harthamus noch nicht Bischof, als er die Leitung des Klosters Mettlach erhielt. Er muss es aber später geworden sein (s. o. Anm. 9).
[13] Zu Lantbertus, s. Stoclet, w. o. Anm. 1, S. 132-133 Anm. 7.

09.06.2009