E R M E N E R U S

Abt (eines unbekannten Klosters) (747)

Der Hausmeier Karlmann schlichtet am 15. August 747[1] in Duna villa[2] auf einer Gerichtssitzung, an welcher die Bischöfe[3] Fenaldus[4 , Hildebaldus[5], Hrodericus[6] und Christianus[7], Abt Ermenerus[8] und der Pfalzgraf Hugbertus[9] als Beisitzer teilnehmen, den Streit zwischen dem Abt Anglinus, rector des Klosters Stavelot-Malmédy[10], und sich selbst über die villa Lierneux[11], die Pippin, sein Großvater, dem Kloster urkundlich geschenkt hatte[12]. Das Kloster erhält den Besitz durch Urteilsspruch zurück.


[1] Original verloren. Überlieferung: Chartular des 13. Jahrhunderts, danach die späteren Abschriften. Drucke in Auswahl: Heidrich Ingrid, Die Urkunden der Arnulfinger, in: Monumenta Germaniae historica –fortan MGH-, Diplomata maiorum domus regiae e stirpe Arnulforum, Hannover 2011, Nr. 16 S. 36-38; Halkin Jos. et Roland C.-G., Recueil des chartes de l'abbaye de Stavelot-Malmédy, I, Bruxelles 1909, Nr. 18 S. 51-53; Diplomata regum Francorum e stirpe Merovingica. Diplomata maiorum domus regiae. Diplomata spuria, hg. von Karl A. F. Pertz, in: MGH Diplomatum Imperii I, Hannover 1872, Neudruck Stuttgart 1981, Nr. 16 S. 103. Vgl. Böhmer Johann Friedrich, Regesta Imperii I. Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern 715-918, neubearb. von Engelbert Mühlbacher, vollendet von Johann Lechner (Innsbruck ²1908), mit Ergänzungen von Carlrichard Brühl – Hans H. Kaminsky, Hildesheim 1966, Nr. 51 S. 25-26; Heidrich Ingrid, Titulatur und Urkunden der arnulfingischen Hausmeier, in: Archiv für Diplomatik 11/12, 1965/66, 71-279, hier S. 243 Nr. A 14; Baix François, Etude sur l'abbaye et principauté de Stavelot-Malmédy. I: L'Abbaye Royale et Bénédictine (Des Origines à l'Avènement de S. Poppon, 1021), Paris-Charleroi 1924, S. 54-55, 62.
[2] Vielleicht ein Schreibfehler für Dura oder Duria villa = Düren, Nordrhein-Westfalen, Kreisstadt. Siehe Heidrich, Die Urkunden, wie Anm. 1, Einleitung zur Urkunde; Dies., Synode und Hoftag in Düren im August 747, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 50, 1994, 415-440, hier S. 415-417; Schüssler Heinz Joachim, Die fränkische Reichsteilung von Vieux-Poitiers (742) und die Reform der Kirche in den Teilreichen Karlmanns und Pippins. Zu den Grenzen der Wirksamkeit des Bonifatius, in: Francia 13, 1985, 47-112, hier S. 63 Anm. 119. Heidrichs Auswertung dieser Urkunde für eine gesamtfränkische Synode und einen gesamtfränkischen Hoftag wird aber von Glatthaar Michael, Bonifatius und das Sakrileg. Zur politischen Dimension eines Rechtsbegriffs, in: Freiburger Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte 17, 2004, S. 325-328 abgelehnt. Zeitlich gesehen kann es auch nicht die Synode sein, die sicherlich 747 stattfand und auf welcher die Bischöfe Karlmanns Teilreichs eine Ergebenheitserklärung zugunsten Papstes Zacharias unterschrieben.   
[3] […] cum fidelibus nostris id est: Fenaldo, Hildebaldo, Hroderico, Christiano episcopis, et abbate Ermenero et Hugberto comiti palatio nostro vel reliquis quam plurimis, […].
[4] Sollte keine Verschreibung vorliegen, ist Bischof Fenaldus sonst unbekannt.
[5] Bischof Hildebaldus ist auch sonst nicht bekannt. Sollte es sich um eine Verschreibung von Hildigangus, Bischof von Soissons, handeln?
[6] Auch nicht bekannt (siehe Artikel "Hildebaldus" und "Hrodericus").
[7] Es ist öfter vorgeschlagen worden, in Christianus den gleichnamigen Bischof von Amiens zu sehen, der von der Bischofsliste vor dem 748 bezeugten Rimbertus aufgeführt ist. Diese Gleichsetzung scheitert aber wahrscheinlich an der Chronologie (siehe Artikel "Christianus").
[8] Unbekannt. Vgl. Förstemann Ernst, Altdeutsches Namenbuch. I: Personennamen, Bonn 1900, Neudruck München 1966, Sp. 480.
[9] Das Signum inluster vir Hucberto comes palatii steht auf einer der unechten "Gründungsurkunden" des Klosters Reichenau aus dem Jahr 724 (Heidrich, Die Urkunden, wie Anm. 1, Nr. 34 S. 76-79).
[10] Die Gründung der Doppelabtei Stavelot-Malmedy (Belgien, Provinz Lüttich, Arrondissement Verviers) geht auf die Jahre 647-650 zurück. Diese besteht aus zwei einige Kilometer voneinander entfernten Klöstern: Stavelot auf der Amel (französisch: Amblève, ein Nebenfluss zur Ourthe in Ostbelgien), das zur Diözese Tongern-Maastrich-Lüttich gehörte, und Malmédy, auf der Warchenne (Nebenfluss der Warche), das in Kölns Zuständigkeitsbereich fiel. Die Geschichte der zwei Klöster, die in Personalunion von einem Abt geleitet wurden, ist geprägt von dem fast ständigen Zwist um Vorherrschaft oder Unabhängigkeit. Dieser endet erst mit der Auhebung beider Klöster im Jahr 1796.
[11] Lethernau: Lierneux, Belgien, Prov. Lüttich/Liège, Arr. Verviers (vgl. Baix, wie Anm. 1, S. 54-55; Halkin/Roland, wie Anm. 1, S. 52 Anm. 1).
[12] Deperditum (Heidrich, Die Urkunden, wie Anm. 1, Deperdita, Nr. 41 S. 88; Werner Matthias, Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit, in: Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 62, Göttingen 1980, S. 460-461; Heidrich, Titulatur, wie Anm. 1, Nr. 7 S. 266).

14.06.2013, 28.12.2015