H E R M E N N A R I U S

Bischof von Bourges, erwähnt im Jahr 769

Hermennarius[1] episcopus civitate Betorecensis[2] gehörte zu den fränkischen Bischöfen, die auf Ersuchen des Papstes Stephan III.[3] von den jungen Königen Karl und Karlmann nach Rom abgeordnet wurden, um an einer von Stephan einberufenen Kirchenversammlung teilzunehmen: Diese Synode, die vom 12. bis 14. April 769 in der Lateranbasilika tagte, sollte über den "Usurpator" Konstantin[4] zu Gericht sitzen[5].
Die Bischofsliste[6] bringt Ermenarius mit einer Amtsdauer von sieben Jahren zwischen Bertelannus, der um 760 belegt ist[7], und Stephanus, der sonst unbekannt ist[8].


[1] Auch Ermenarius, Herminarius, Herminardus. Zu diesem Namen, vgl. Förstemann Ernst, Altdeutsches Namenbuch, 1: Personennamen, Bonn, 1900, Neudruck München 1966, Sp. 480.
[2] Bourges, Frankreich, Hauptstadt des Départements Cher. Karte der Diözese: Atlas de la France de l'an mil. Etat de nos connaissances, sous la direction de Michel Parisse avec l'aide technique de Jacqueline Leuridan, Paris, 1994 S. 67. Die Kirchenprovinz von Bourges wurde 2002 aufgelöst; das Erzbistum gehört nun zur Kirchenprovinz von Tours.
[3] Das Original des Briefes ist nicht überliefert, aber eine Kurzfassung ist uns erhalten im Liber Pontificalis (Vita Stephani III, Le Liber Pontificalis, I, in: Bibliothèque des Ecoles françaises d'Athènes et de Rome, Paris, 1955, hg. von Louis Duchesne, S. 473; Jaffé Philippe, Regesta Pontificum Romanorum ab condita ecclesia ad annum post Christum natum MCXCVIII. Editionem secundam correctam et auctam auspiciis Gulielmi Wattenbach curaverunt Samuel Löwenfeld – Ferdinand Kaltenbrunner – Paul Ewald, 1: a S. Petro ad a. MCXLIII, Leipzig, 1885, Neudruck Graz, 1956, Nr. 2376 S. 285 hg. von Paul Ewald).
[4] Nach dem Tod des Papstes Paul I. (767) wurde Konstantin als Laie durch seinen Bruder, den Herzog Toto von Nepi, gewaltsam eingesetzt. Mit langobardischer Hilfe wurde er Mitte 768 abgesetzt, nach der Wahl des Papstes Stephan III. geblendet und zu Klosterhaft verurteilt.
[5] Le Liber Pontificalis, ebd., S. 473 ff.; Monumenta Germaniae historica, Legum sectio III. Concilia II/1: Concilia aevi Karolini I/1, recensit Albert Werminghoff, Hannover-Leipzig, 1906, S. 74 ff.. Eine Ende des 9. Jahrhunderts verfasste Handschrift ist die einzige, die auch die Namen der Teilnehmer wiedergibt (Duchesne, ebd., S. CLXXVIII Nr. 22 und CCXXIX Nr. 21; vgl. Schmale Franz-Josef, Das Bistum Würzburg und seine Bischöfe im früheren Mittelalter, in: Zeitschrift für die bayerische Landesgeschichte 29, 1966, 616-661, hier S. 627 ff.). Diese Liste befand sich auch auf einer Handschrift, die Gajetani Cenni im 18. Jahrhundert edierte (Herminario episcopo Vethoricae: Concilium Lateranse Stephani III, Roma, 1735, S. 2). Eine heute verlorene dritte Liste wurde von Sirmond Jacques, Concilia antiqua Galliae, cum epistolis pontificum, principum constitutionibus et aliis Gallicanae Rei Ecclesiasticae Monumentis, 2, Paris, 1629, Neudruck Aalen 1970, S. 66 mit Herminardus Bituricensis herausgegeben.
[6] Die Bischofsliste wurde im 11. Jahrhundert auf ein Diptychon eingetragen; davon gibt es zwei Abschriften des 11. und 12. Jahrhunderts: Duchesne L., Fastes épiscopaux de l'ancienne Gaule, II: l'Aquitaine et les Lyonnaises, Paris, 1910, S. 21-23; Péricard Jacques,  Le diocèse de Bourges au haut Moyen Age de saint Ursin à Audebert (IVe s. – 1097). Thèse université Lyon 3, 2004, S. 65-69. Duchesne stuft sie als vertrauenswürdig ein, betont aber, dass die Amtsdauerzahlen bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts es nicht sind (S. 23-25). Vgl. Gallia Christiana 2, wie Anm. 4, mit einer unzutreffenden Bischofsliste.
[7] Siehe Artikel "Bertelannus".
[8] Vgl. Duchesne, ebd., S. 30.

15.08.2013