R O D B E R T U S[1]

königlicher missus, bezeugt sicherlich 757 und 758

Als Papst Paul I.[2] sich vom neuen langobardischen König Desiderius[3] bedroht sah[4], verschickte er zwei Schreiben an König Pippin, in denen er die veränderte Lage in Italien darstellte. Da der Papst offenbar keine Antwort erhalten hat, hegte er den Verdacht, dass seine Korrespondenz von den Langobarden aufgegriffen worden sei. Da greift er zu einer List: Er gibt seinen Gesandten ein Schreiben[5] mit, in dem er scheinbar auf Desiderius' Forderungen eingeht und das seine Boten vorzeigen können, würden sie wieder aufgehalten, und ein Brief für Pippin, in dem er ihn über die wahren Verhältnisse unterrichtet[6]. Diese zwei Schreiben tragen kein Datum, sind aber sicherlich 758 geschrieben worden. Der Papst erwähnt die Verhandlungen, die wahrscheinlich Anfang 757[7] zwischen Papst Stephan II.[8] und Desiderius, den Anwärter auf die Krone, Herzog des langobardischen Teils von Tuscien[9], an denen die königlichen missi[10], Abt Folradus[11] und Rodbertus[12] teilgenommen haben, stattgefunden haben. Er entschuldigt sich Rodbertus zurückgehalten zu haben und berichtet, dass er jetzt Bischof Georgius[13], den Priester Stephanus[14] et Rodberto fidelissimo vestro misso beauftragt hat, diesen Brief dem fränkischen König zu überbringen.


[1] Ruodbertus.
[2] April 757 - 28. Juni 767.
[3] Desiderius wurde März 757 König der Langobarden (dazu Oelsner, wie Anm. 4, Excurs I S. 437-439; unten Anm. 7).
[4] Zu diesen Ereignissen, Oelsner, Ludwig, Jahrbücher des fränkischen Reiches unter König Pippin (Jahrbücher der Deutschen Geschichte), Leipzig, 1871, S. 282-292, 319-322; Kehr P., Über die Chronologie der Briefe Papst Pauls I. im Codex Carolinus (Nachrichten der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen. Philologisch-historische Klasse 1896, Göttingen, 1896, 102-157), S. 129-144; MGH Epist. III, S. 516 Anm. 1.
[5] Codex Carolinus, MGH Epist. III, Nr. 16, S. 513-514; dazu Achim Thomas Hack, Codex Carolinus (Päpste und Papsttum, 35), I, Stuttgart, 2006, S. 474-476.
[6] Codex Carolinus, MGH Epist. III, Nr. 17, S. 514-517; vgl. Hack, ebd., S. 476, 526.
[7] Zwischen Dezember 756 (Tod des langobardischen Königs Haistulfus) und März 757 (vgl. Anm. 2 und 3).
[8] Gestorben am 26. April 757.
[9] Oder Tuszien, lat. Tuscia, Mittelitalien. Dieses Herzogtum umfasste in etwa die Region der heutigen Toskana und des nördlichen Teils von Latium sowie den Westteil Umbriens.
[10] …vestros missos, id est Folradum, Deo amabilem abbatem et presbiterum atque Rodbertum,…
[11] Der Abt von Saint-Denis  Fulradus spielte eine wichtige Rolle in den damaligen "italienischen" Angelegenheiten.
[12] Rodbertus trägt keinen Titel. Hack, wie Anm. 5, S. 534-535, ist der Meinung, dass dies eine Grafenfunktion nicht ausschließt. Leider bringt er als Beispiele nur Vermutungen. Eine Personengleichheit mit dem Grafen Ruopertus, Vater des Gründers von Lorsch und vor 764 verstorben, ist des Öfteren vorgeschlagen und sogar angenommen worden. Dazu zum Beispiel Stoclet, Alain, Autour de Fulrad de Saint-Denis (v. 710-784) (Ecole Pratique des Hautes Etudes. Sciences historiques et philologiques. 5. Hautes Etudes médiévales et modernes, 72), Genève-Paris, 1993, S. 367-368; Gockel, Michael, Karolingische Königshöfe am Mittelrhein (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, 31), Göttingen, 1970, S. 299; Tellenbach, Gerd, Der großfränkische Adel und die Regierung Italiens in der Blütezeit des Karolingerreiches (Ausgewählte Abhandlungen und Aufsätze, 3, Stuttgart, 1988, 795-825 [= Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte, 4, 1957, 40-70], S. 799. Aber diese Identität muss eine Vermutung bleiben.
[13] Bischof von Ostia (suburbikarisches Bistum von Rom), später Bischof von Amiens (Pycke, J., Dictionnaire d'histoire et de géographie historiques, 20, Paris, 1984, Sp. 647-649).
[14] Zu diesem Priester, vgl. Hack, II, wie Anm. 5, S. 1022 Nr. 69-70.

17.07.2010