H R U A D L A U G

bezeugt 762/763 als Äbtissin (eines nicht genannten Klosters, vielleicht Kitzingen)

In einer in Geltresheim[1] im 12. Herrscherjahr des Königs Pippin[2] ausgestellten Urkunde[3] schenken Hahbertus[4] und seine Frau Hruada[5] in Händen Sturmes abbatis und Hruadlauge abbatissae[6] zu gleichen Teilen verschiedene Güter in Geltresheim sowie in Hengistdorpfe[7] terram zugunsten des Klosters Fulda und ad casam sanctae Mariae [8]. Bischof Megingoz (von Würzburg) steht in der Zeugenreihe[9].


[1] Geldersheim, Bayern, Regierungsbezirk Unterfranken, Landkreis Schweinfurt (s. Büll, Franziskus, Das Monasterium Suuarzaha [Münsterschwarzacher Studien, 42], Münsterschwarzach, 1992, S. 187 Anm. 60).
[2] 19.11.762 - 28.08.763. Der Terminus ante quem ist bestimmt durch die am 28. August 763 schon eingetretene Verbannung des in der Urkunde noch genannten Abtes Sturmi von Fulda (Stengel, Edmund E., Urkundenbuch des Klosters Fulda, 1 [Veröffentlichungen der historischen Kommission für Hessen und Waldeck, X/1], Marburg, 1958, Nr. 40 S. 69).
[3] Original verschollen. Abschrift des 12. Jahrhunderts (Büll, wie Anm. 1, S. 341-342; UB Fulda, wie Anm. 2, Nr. 39 S. 66-68. Zu dieser Urkunde, s. Büll, S. 179 ff. und 210 Anm. 239, der sie ausführlich behandelt).
[4] Zu Hahbertus, s. Büll, wie Anm. 1, S. 187.
[5] In der Unterschriftszeile steht das Signum ...Hruadlauge.
[6] Diese Äbtissin ist sonst nicht bekannt. Vielleicht ist sie personengleich mit der Hadeloga von Kitzingen (s. unten Anm. 8).
[7] Pfersdorf, Ortsteil der Gem. Poppenhausen, Bayern, Regierungsbezirk Unterfranken, Lkr. Schweinfurt. Zu diesen zwei Ortschaften, s. Karte bei Büll, wie Anm. 1, S. 181.
[8] Der Standort dieses fränkischen Klosters ist viel diskutiert worden. Vorgeschlagen wurden die Klöster Karlsburg bei Karlstadt, Kitzingen, Wenkheim (Gem. Münnerstadt), Münsterschwarzach (s. Karte bei Büll, wie Anm. 1, S. 181). Der Urkundenschreiber bezeichnet die Klöster ad casam sancti Bonifatii martyris und ad casam sanctae Mariae. Es muss also "jedem Leser dieser Stiftungsurkunde eindeutig klar gewesen sein, welches Nonnenkloster in der Umgebung von Geldersheim mit der Casa sanctae Mariae gemeint ist" (Büll, Franziskus, Die Klöster Frankens bis zum 9. Jahrhundert [Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige, 104, St. Ottilien, 1993, 9-40], S. 11). Leider erlaubt die Quellenlage der vier obengenannten Klöster hierzu keine eindeutige Klärung. Büll, in seiner eingehenden Untersuchung (wie Anm. 1, S. 180-217), kommt zu dem Ergebnis, dass nichts gegen das Frauenkloster Münsterschwarzach (Ortsteil des Marktes Schwarzach a. Main, Bayern, Unterfranken, Lkr. Kitzingen) spricht; schließt aber Kitzingen nicht ganz aus (S. 215-217), in welchem die erste Äbtissin Hadeloga gewesen sein soll (zu dieser, s. Büll, ebda., S. 211-212). Aber derselbe (1993, ebd., S. 11, 19) geht davon aus, dass "mit der Casa sanctae Mariae Kitzingen gemeint sein dürfte" (S. 215-217). Da Hadeloga erst in späten Quellen und noch dazu in sehr diskutablen Quellen belegt ist, kann eine fehlerhafte Überlieferung des Namens meines Erachtens nicht ausgeschlossen werden. Über Münsterschwarzachs Frühgeschichte ist nichts bekannt (s. Büll 1993, S. 26-27, wo er seine obengenannte Hypothese Hruadlaug = Äbtissin von Münsterschwarzach nicht erwähnt).
[9] "Bischof Megingoz trat hier nicht als Bischof im Sinne der damit verbundenen jurisdiktionellen Stellung, sondern als Vertreter und als loyaler Vermittler der berechtigten Interessen beider Klöster auf" (Büll, wie Anm. 1, S. 187-188). Es ist nicht auszuschließen, dass Hruadlaug seine Schwester war, von der in seinem undatierten Brief an den Mainzer Bischof Lullus die Rede ist (UB Fulda, wie Anm. 2, Nr. 150 S. 221-223, mit der Datierung 754/782; MGH Epist. sel. I, Nr. 130 S. 267-269). Diese Schwester liege im Sterben und er bittet um Rat wegen ihrer Nachfolge als Äbtissin (vgl. Büll, wie Anm. 1, S. 179-180).

21.02.2010