R E Y R A M N U S

Abt von Saint-Trond (Sint-Truiden)[1] (8. Jahrhundert)

Die im 12. Jahrhundert verfassten Gesta abbatum Trudonensium[2] nennen Reyramnus[3] als 2. Abt[4] nach Grimo[5].


[1] Stadt im Süden der belgischen Provinz Limburg. Der hl. Trudo (Trond) erbaut um die Jahre 654/686 in Zerkingen (heute Ortsteil von Saint-Trond) eine Kirche, die er samt Güter dem Bischof von Metz übergibt. Es bildet sich dort schon zu seiner Lebenszeit eine Klerikergemeinschaft. Da die Liste der Äbte der Gesta (wie Anm. 2) mit Grimo beginnt, wird auf einen "reformierenden Eingriff" (Werner  Matthias, Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit, in: Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 62, 1980, S. 79 Anm. 34) des Metzer Bischofs Sigibaldus (bezeugt vielleicht schon 707/708, gestorben 741) zu schließen sein. Bei dieser Gelegenheit erhält die Gemeinschaft einen Abt (vgl. Werner, ebd., S. 73 ff., 79; Gauthier Nancy, L'évangélisation des pays de la Moselle, Paris, 1980, S. 392-394). Das Kloster wurde in den Wirren der französischen Revolution aufgelöst.
[2] Diese um 1115 von Abt Rudolf verfasste Chronik schildert die Geschichte des Klosters seit seiner Gründung; aber dessen ersten Jahrhunderte bleiben im Dunkeln aus Mangel an Zeugnissen. Sogar Rudolf gibt zu, nichts über die fünfzehn ersten Äbte, die er aufzählt, zu wissen (Gesta abbatum Trudonensium, hg. von Koepke Rudolf, in: Monumenta Germaniae historica, Scriptorum 10, Hannover 1852, Nachdruck Stuttgart 1963, S. 227-272, hier S. 229; dazu Werner, wie Anm. 1, S. 75 Anm. 12; Pieyns-Rigo Paulette, Abbaye de Saint-Trond, in: Monasticon belge, VI: province de Limbourg, 1976, S. 13-14). Der im 14. Jahrhundert schreibende Chronist nennt auch nur seinen Namen (Gesta, ebd., 361-381, hier S. 370).
[3] Ein Raghyramnus episcopus unterschreibt eine Urkunde des Bischofs Heddo von Strasbourg/Straßburg, die das Datum 27. September 749 trägt (Bruckner Albert, Regesta Alsatiae aevi Merovingici et Karolini 496-918, I. Quellenband, Strasbourg-Zürich 1949, Nr. 166 S. 97-100). Aber die Unterschriften der Zeugen sind sicherlich nachträglich eingetragen worden. Der Name ist ziemlich selten (Förstemann Ernst, Altdeutsches Namenbuch. I: Personennamen, Bonn, 1900, Neudruck München 1966, S. 1234 nennt weder Raghyramnus noch Reyramnus). Da der Metzer Bischof Eigenkirchenherr von Saint-Trond war (Werner, wie Anm. 2, S. 74-75), besteht die Möglichkeit in diesem Raghyramnus = Reyramnus einen Metzer Chorbischof zu sehen, der die Leitung des Klosters hatte (siehe folgende Anmerkung).   
[4] Die Liste der fünfzehn ersten Äbte (Anm. 2) erwähnt als letzter Rodegangus abbas, in dem man den Metzer Bischof Chrodegangus, gestorben im Jahr 766, wiedererkennen kann (s. Werner, wie Anm. 1, S. 75 Anm. 12). Vielleicht hat Rudolf diesen Namen in Verbindung mit Saint-Trond gefunden, der Metzer Bischof ist ja Eigenkirchenherr des Klosters, und er wird in ihm einen Abt gesehen haben, ohne zu wissen, an welcher Stelle er ihn setzen soll. Pieyns-Rigo, wie Anm.2, S. 27 Anm. 9, ist unschlüssig, was Reyramnus und seinen Nachfolger Hardebenus betrifft.
[5] Grimo ist für 741 bezeugt (M. Gysseling A. C. F. Koch, Diplomata Belgica ante annum millesimum centesimum scripta. I: Teksten, in: Bouwstoffen en Studien voor de Geschiedenis en de Lexicografie van het Nederlands 1, 1950, Nr. 212 S. 360-361). Sein Abbatiat soll laut einigen Autoren von 727 bis ca. 749 gedauert haben (s. Pieyns-Rigo, wie Anm. 2).

18.03.2011, überarbeitet 28.09.2015