T H E O D U L F U S [1]

Abt-Bischof des Klosters Lobbes, ...762, gestorben 776

Theodulfus episcopus[2] de monasterio Laubicis[3] zählt zu den anwesenden Bischöfen und Äbten, die auf der Synode[4] von Attigny[5], die vermutlich im Jahr 762[6] zusammentrat, einen Gebetsbund unterzeichneten[7].
Folcuinus, in seinen in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts[8] verfassten Gesta abbatum Lobiensium [9], berichtet, dass sanctus Theodulphus episcopus dem Theoduino folgte[10] und das Kloster schon leitete, als Pippin noch nicht könig war[11]. Er gibt auch das Todesjahr, 776[12], - und den Tag, am Fest des hl. Johannes der Täufer[13], an. Er schildert auch, dass während seiner Amtszeit viele Güter zusammengetragen wurden.
Anso, später sein Nachfolger als Abt von Lobbes[14], schreibt eine Vita Ursmari [15], die er Theodulfo episcopo widmet[16].
Der Liber memorialis von Remiremont[17] hat für das Kloster Lobbes zuerst eine Liste der Lebenden geführt von Abt Hartbertus [18], dann eine Liste der Verstorbenen, die mit den Äbten beginnt; als Erster ist Teodulfus abb. [19] genannt.


[1] Varianten: Theodulphus, Teodulfus.
[2] Zum politischen Zweck des Klosterbischofes in Lobbes, vgl. Dierkens Alain, Abbayes et chapitres entre Sambre et Meuse [VIIe-XIe siècles]. Contribution à l'histoire religieuse des campagnes du Haut Moyen Age, in: Beihefte der Francia 14, 1985, S.  297-302; Frank Hieronymus, Die Klosterbischöfe des Frankenreiches, in: Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinerordens 17, Münster in Westfalen 1932, S. 97-103.
[3] Belgien, Provinz Hainaut (dt.: Hennegau), Arrondissement Thuin. Die Benediktiner Abtei Saint-Pierre de Lobbes wurde um 665/670 (Helvétius Anne-Marie, Abbayes, évêques et laïques. Une politique du pouvoir en Hainaut au Moyen Age [VIIe-XIe siècles], in: Crédit Communal – Collection Histoire IB-8° - n° 92, Bruxelles, 1994, S. 95) gegründet und spielte im Mittelalter im religiösen Leben des Bistums Lüttich eine wichtige Rolle. 1794 wurde sie in den Wirren der französischen Revolution niedergebrannt.
[4] […] synodus conventus […]. Diese Synode wurde von Bischof Chrodegang von Metz zusammengerufen. Original verloren. Codex aus dem 8. Jahrhundert: MGH Legum sectio III. Concilia II/1: Concilia aevi Karolini I/1, recensit Albert Werminghoff, Hannover-Leipzig 1906, S. 72-73. Von diesem Konzil besitzen wir heute nur eine noch im 8. Jahrhundert angefertigte Abschrift des Textes der Gebetsverbrüderung, die zwischen den anwesenden Bischöfen und Äbten mit Namen und Sitz abgeschlossen wurde. Dazu Hartmann Wilfried, Die Synoden der Karolingerzeit im Frankenreich und in Italien. In: Konziliengeschichte, hg. von Walter Brandmüller, Reihe A: Darstellungen, Paderborn 1989, S. 79-81; Carlo de Clercq, La législation religieuse franque de Clovis à Charlemagne (507-814), Louvain-Paris 1936, S. 143; Ewig Eugen, Saint Chrodegang et la réforme de l'église franque, in: Beihefte der Francia 3/2. Spätantikes und Fränkisches Gallien. Gesammelte Schriften 1952-1973, hg. von Atsma Hartmut, 1979, 232-253 (= Saint Chrodegang. Communications présentées au colloque tenu à Metz à l'occasion du XIIe centenaire de sa mort, 1967, 25-53), hier S. 240-242.
Die Königspfalz Attigny war im 8. und 9. Jahrhundert eine der wichtigen Residenzen der Karolinger. Entgegen ihrem Namen stand sie nicht in Attigny am Ufer der Aisne (Frankreich, Département Ardennes, Arrondissement Vouziers, Canton Attigny), sondern in einem höher gelegenen und damit vor Hochwasser geschützten Nachbarort, der heute Sainte-Vaubourg heißt (Wikipedia, Artikel: Königspfalz Attigny, mit Literatur; Remmler Bernd, Spurensuche, die Karolinger: die verschwundenen Paläste Karls des Grossen, Pro Business, 2010, S. 115-140; Barbier Josiane: Palais et fisc à l’époque carolingienne: Attigny, in: Bibliothèque de l’école des chartes 140, 1982, S. 133-162).
[6] Der Gebetsbund ist nicht datiert, aber Oelsner Ludwig, Jahrbücher des fränkischen Reiches unter König Pippin (Jahrbücher der Deutschen Geschichte), Leipzig 1871, S. 474-477, hat das Jahr 762 als wahrscheinlich dargestellt. Die Schlussfolgerungen von Schmid Karl und Oexle Otto Gerhard, Voraussetzungen und Wirkung des Gebetsbundes von Attigny, in: Francia 2, 1974, 71-122, hier S. 107 Anm. 50 scheinen dieses Datum zu bestätigen. Siehe auch Heidrich Ingrid, Synode und Hoftag in Düren im August 747, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 50, 1994, 415-440, hier S. 440. Isphording Bernd, Prüm. Studien zur Geschichte der Abtei von ihrer Gründung bis zum Tod Kaiser Lothars I. (721-855), in: Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 116, Mainz 2005, S. 100-106 kommt in seinen Überlegungen zum Actum-Ort der Urkunde Pippins vom 10. Juli 762 (Die Urkunden Pippins, Karlmanns und Karls des Grossen, bearb. von Engelbert Mühlbacher u. a., in: Monumenta Germaniae historica, Diplomatum Karolinorum 1, Hannover 1906, Neudruck München 1991, Nr. 15 S. 20-21) zum Ergebnis, dass, hält man an der Datierung der Synode von Attigny auf 762 fest, diese in der ersten Julihälfte "recht wahrscheinlich" stattgefunden habe. 
[7] Aus der Reihenfolge der Namen dürfen keine Schlüsse gezogen werden (Hartmann, wie Anm. 4, S. 80 und Anm. 47; Fichtenau Heinrich, Die Reihen der Zeugen und Konsentienten, Ders., Beiträge zur Mediävistik. Ausgewählte Aufsätze, 3: Lebensordnungen - Urkundenforschung - Mittellatein, Stuttgart 1986, 167-185 = Palaeographica, diplomatica et archivistica. Studi in onore du Giulio Battelli - Storia e letteratura, 140/2, 1979, 41 ff.], hier S. 176-177; Werminghoff Albert, Verzeichnis der Akten fränkischer Synoden, in: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 24, 1899, 457-502, hier S. 469).
[8]  Folcuin hat die Gesta zwischen 965 und  980/990 beendet (vgl. Dierkens Alain, Le production hagiographique à Lobbes au Xe siècle, in: Revue bénédictine 93, 1983, 245-259, hier S. 251-257).
[9] Folcuini gesta abbatum Lobiensium, hg. von Pertz G. H., in: Monumenta Germaniae historica, Scriptorum 4, Hannover 1841, Nachdruck 1963 - nachfolgend MGH SS 4 -, 52-74, hier S. 59 c. 8.
[10] Theoduinus ist als Abt (nicht Bischof) von Lobbes 744/745 bezeugt (Folcuinus, ebd., S. 58 c. 6). Dagegen schreiben die Ende des 10. Jahrhunderts verfassten Annales Laubienses (MGH SS 4, 9-20, hier S. 12; vgl. Dierkens, Abbayes, wie Anm. 2, S. 106 Anm. 132) zum Jahr 737: Obiit sanctus Erminus episcopus et abbas, et sanctus Theodulfus successit (dazu Dierkens, ebd., S. 292-293 und Anm. 62).
[11] [...]Theoduino igitur abbati successit sanctus Theodulphus episcopus in provisione praedicti loci,  partim sub Pippino praefato principe post facto rege, novem vero annis sub Carolo rege post vero imperatore [...], demnach vor 751 (vgl. Dierkens, ebd., S. 109 Anm. 139).
[12] Die Annales Laubienses bringen auch zum Jahr 776: Obiit sanctus Theodulfus episcopus et abbas, et Anso succedit (MGH SS 4, S. 13).
[13] 24. Juni.
[14] Folcuinus, Gesta, c. 9, MGH SS 4, S. 59: […] Anso … ad praedecessorum eius Theodulphum episcopum […]. Vgl. Gallia Christiana in provincias ecclesiasticas distributa 3, Paris 1725, Sp. 81.
[15] Ed. Lewison W., in: MGH Scriptorum rerum Merovingicarum 6, Hannover-Leipzig 1913, S. 453-461.
[16] Diese Vita wurde im 3. Viertel des 8. Jahrhunderts geschrieben, da Theodulfus 776 stirbt (vgl. Dierkens, La production, wie Anm. 8, S. 246-247).
[17] MGH Libri memoriales et Necrologia. Nova series I: Das Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau (Einleitung, Register, Faksimile), hg. von Autenrieth Johanne, Geuenich Dieter und Schmid Karl, Hannover 1979, pag. cod.  fol. 10r S. 16-17. Vgl. Dierkens, Abbayes, wie Anm. 2, S. 106-107 Anm. 133.
[18] Abt von Lobbes von 835 bis 864 (Dierkens, ebd., S. 109 und Anm. 150).
[19] Es ist nicht bekannt, wieso diese Liste mit Theodulfus abb. beginnt, indem dessen Vorgänger übergangen wurden.

01.11.2015