W A R I N U S
Graf im Lobdengau, bezeugt von wahrscheinlich 762 bis 795
Das signum † Warini[1]
comitis steht zweimal unter denen der zahlreichen Zeugen[2]
des wichtigen Diploms, mit welchem König Pippin mit seiner Frau Bertrada am
13. August 762[3] in Trisgodros[4] villa puplica etliche Güter
in verschiedenen pagi[5] dem Kloster Prüm[6], das sie gegründet haben, überträgt;
Pippin bestätigt auch frühere Schenkungen, stellt das Kloster unter seinen Schutz
und erteilt ihm die freie Abtswahl.
Graf Warinus ist im Lobdengau[7] seit 763 bezeugt. In diesem Jahr ist er am 25.
Juni[8] Zeuge[9]
in Ladenburg[10] für Walurammus, als dieser dem Kloster
Fulda Güter in Schwabenheim[11] schenkt. Es folgen
Schenkungen zugunsten Lorsch am 22. Juli 765[12],
08. März 766[13], vielleicht am 15 Februar 778[14].
Am 11. Juli 765[15] tragen die Grafen Cancor[16]
und Warinus[17]
die aus Gorze kommenden Reliquien des hl. Nazarius[18] ins Kloster Lorsch.
Am 20. Januar 773[19] schenkt Karl der Große dem Kloster Lorsch die
villam aliquam nuncupantem Hephenheim[20]
sitam in pago Renense[21]
als immunen Besitz. Der Abschrift dieser Urkunde[22] in der im 12.
Jahrhundert verfassten Lorscher Chronik[23]
folgen zwei Grenzbeschreibungen, wovon die vermutlich im Jahr 795 oder kurz danach
niedergeschriebe ältere und zuverlässigere berichtet, dass hanc uillam cum
silua habuerunt in beneficio Wegelenzo[24],
pater Warini, et post eum Warinus comes filius eius[25] in ministerium habuit ad
opus regis, et post eum Bougolfus comes[26],
quousque eam Karolus sancto Nazario[27]
tradidit[28].
Um die Mitte des Monats August 795[29] hält Graf Warinus,
auf Karls d. Gr. Anordnung, eine Gerichtsverhandlung beim Walinehoug[30] im Heppenheimer
Wald, um die Grenzen dieser silva zum Maingauer Wald und zu den anderen
circumpositis marchis[31] festzulegen.
Dem Kloster Lorsch schenkt ein Warinus (ohne Titel)[32]
am 26. September 773[33] seinen Besitz in Aschebach[34] in pago Nitagowe[35],
786/787[36] Graf
Warinus unum mansum im Wormsgau in Freimersheim[37].
Vielleicht um die gleiche Zeit wie letztere Schenkung stammt eine Tradition an
Fulda[38]: Graf
Warinus und seine Gattin Friderun[39]
überlassen dem Kloster vier Hufen in Bieber bei Offenbach[40]
im Maingau sowie Güter im Volkfeldgau[41] in Eisenheim[42], Eisingen[43]
und Eibelstadt[44] aus Frideruns Mitgift.
Am 18. Mai 785[45] ist Warinus[46] erster Zeuge nach Nantherius,
Sohn des Werinherius[47],
als Letzterer seine Güter in pago rinensi[48]
in Phungestat[49]
dem Kloster übergibt.
Rachildis[50]
deo sacrata schenkt am 31. Oktober 792[51]
dem Kloster Lorsch ihren Besitz im Wormsgau in Dienheim[52] sowie in Sunnincheimere-stete[53] quicquid …
Heimerich frater meus contra Warinum comitem[54]
sua portione in hereditatem accepit.
Laut einer am 22. Juni 823 ausgestellten Urkunde Kaiser Ludwigs d. Fr. zugunsten
des Klosters Lorsch[55] hatte der verstorbene
Graf Warinus für den Fiskus in Siggenheim[56]
im Lobdengau den Drittel einer mansus, auf welchem die St. Nazariuskirche
errichtet ist, erworben, den dann Widegouuo comes[57]
als Lehen innehatte.
Drei Kinder sind namentlich bekannt: Widegowo, Reginburc[58]
und der Kleriker Gerhoh[59].
Die Frage ob es sich bei dem Grafen Warinus, der mit Erzbischof
Wilcharius, Abt Fulradus und dem Grafen Adalhardus von den
Annalen namentlich hervorgehoben wird, als die Großen Karlmanns nach dessem Tod[60] seinem Bruder Karl (d. Gr.)[61]
Ende 771 in Corbeny[62],
huldigen, um den Lobdengaugrafen oder um Warinus, dem Verwalter in Alemannien,
handelt, kann mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit für Letzteren beantwortet
werden[63].