W E R Y N D R U D I S

? Äbtissin von Hohenburg (8. Jahrhundert) ?

Die einzige Erwähnung dieser Weryndrudis abbatissa[1] de Hohenburch[2] befindet sich in der Vita s. Attalae[3], die vermutlich erst Ende des 13. Jahrhunderts verfasst wurde[4].


[1] Die Äbtissinnen dieses Klosters sind kaum in den zeitgenössischen Texten erwähnt. Eugenia, aus der Familie der Etichoniden (Wilsdorf Christian, Artikel: "Etichonides", in: Encyclopédie de l'Alsace, 5, Strasbourg, 1983, S. 2874-2880), leitete es im Jahr 723 (Bruckner Albert, Regesta Alsatiae aevi Merovingici et Karolini (496-918), I. Quellenband, Strasbourg-Zürich, 1949, Nr. 103 S. 47-48). Erst 783 ist dann die Äbtissin Adala belegt (Bruckner, ebd., Nr. 302 S. 189), wahrscheinlich auch eine Etichonidin. Es gibt also keine Möglichkeit die Angaben der Vita betreffend Weryndrudis zu überprüfen und ihre Existenz kann nur als Möglichkeit betrachtet werden. Nur der Name (Weryndrudis = warin/truth) ist interessant: Das Lemma "warin" kommt m. W. in der Sippe der Etichoniden nicht vor, dafür aber in der Familie des Warnharius (Doll Anton, Das Pirminskloster Hornbach. Gründung und Verfassungsentwicklung bis Anfang des 12. Jahrhunderts, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte, 5, Speyer, 1953, S. 141-142. Dieser Warnharius ist vermutlich ein Mitglied eines Zweiges der Widonen, dazu Stoclet Alain, Autour de Fulrad de Saint-Denis, v. 710-784 [Ecole Pratique des Hautes Etudes. Sciences historiques et philologiques. 5. Hautes Etudes médiévales et modernes, 72], Genève-Paris, 1993, S. 135-136 Anm. 4; Hlawitschka E., Artikel: "Widonen", in Lexikon des Mittelalters, V, München-Zürich, 1991, Sp. 72-74), der als Stifter des Klosters Hornbach (Rheinland-Pfalz, Lkr. Pirmasens) bekannt ist. Außerdem berichtet die Vita, dass Äbtissin Weryndrudis einen Werhinherus (= Warnharius) bei dem Tod der Äbtissin Athala von St. Stephan zu Straßburg (Saint-Etienne de Strasbourg) in dieses Kloster sandte, um eine Reliquie der Verstorbenen mitzubrigen (s. unten Anm. 3). Eine nicht zu verwegene Hypothese wäre eine Verwandtschaft zwischen diesen zwei Hohenburgern und dem Zweig des Warnharius - wenn nicht sogar Personengleichheit zwischen diesem und dem Gesandten der Weryndrudis besteht - anzunehmen. Dies würde auch erklären, weshalb Adala, wahrscheinlich eine Etichonidin et spätere Äbtissin von Hohenburg (s. oben), im Jahr 754 als Nonne dem Kloster Hornbach eine Schenkung macht (Bruckner Albert, Regesta Alsatiae aevi Merovingici et Karolini (496-918), I. Quellenband, Strasbourg-Zürich, 1949, Nr. 174 S. 104-105). Diese Urkunde bestätigt also mittelbar die Existenz der Weryndrudis als Äbtissin zwischen Eugenia und Adala.
[2] Hohenbourg, Kloster auf dem heutigen Mont Sainte-Odile, Bas-Rhin, arr. Molsheim, comm. Ottrott (cf. Hammer Nicole, Die Klostergründungen der Etichonen im Elsass, Marburg, 2003, S. 29-33).
[3] Laut dieser Vita lebte Weryndrudis noch als Athala von St. Stephan in Straßburg verstarb. Sie sendet Werhinherus in dieses Kloster, um sich eine Reliquie der Toten zu besorgen (Barth Medard, Die Legende und Verehrung der hl. Attala, ersten Aebtissin von St. Stephan in Straßburg, in: Archiv für elsässische Kirchengeschichte, 2, Strassburg, 1927, S. 123-124; G. Allemang, Artikel: "Attale", in: Dictionnaire d'histoire et de géographie ecclésiastiques, 5, Paris, 1931, Sp. 142). Die Altersangaben der Athala in der Vita würden ihren Tod spätestens um 742 erfolgen lassen (Barth, ebd., S. 125 und Anm. 1). 
[4] Dem Verfasser der Vita stand keine ältere Fassung zur Verfügung (Barth, w. o. Anm. 3, S. 109-110). Sie kann also nur sehr vorsichtig benutzt werden.

09.04.2009