E U G E N I A

Äbtissin (von Hohenburg), bezeugt im Jahr 723

Der (elsässische) Herzog Luitfridus[1] und  (sein Bruder) der domesticus Ebrohardus[2] schenken am 11. Dezember 723 in Honau[3] diesem Kloster den von ihrem Vater Herzog Adelbertus[4] geerbten Anteil an der Insel Honau. Äbtissin[5] Eugenia gibt ihren Konsens[6].
Die vielleicht Ende des 9. Jahrhunderts verfasste[7] Vita Odiliae [8] berichtet, dass Eugenia, Atala und Gundlinda [9], Töchter des Adalbertus, in das Kloster Hohenburg eingetreten sind.
Nach einer Notiz eines Urkundenbuches des 15. Jahrhunderts[10], deren Angaben über die Nachkommenschaft des elsässischen Herzogs Adalricus - Etichoniden genannt[11] - glaubhaft sind, hatte Adelbertus zwei Söhne, Lutfridus und Ebrohardus sowie drei Töchter, Attala[12], Eugenia und Gerlinda.


[1] Letzter elsässischer Herzog aus der Merowinger Zeit, bezeugt von 723 bis 739, s. Ebling Horst, Prosopographie der Amtsträger des Merowingerreiches von Chlothar II. (613) bis Karl Martell (741) (Beihefte der Francia, 2), München, 1974, Nr.  229 S. 182-184. Im Gegensatz zu der oft vertretenen Annahme ist Herzog Liutfrid sehr wahrscheinlich nicht identisch mit dem Liutfridus, der 742 auch im Elsass genannt wird.
[2] Domesticus, später Graf im Elsass, gestorben 747, Bruder des Herzogs (Ebling, w. o. Anm. 1, Nr. 148 S. 129-131).
[3] Urkundenbuch des 15. Jahrhunderts: Bruckner Albert, Regesta Alsatiae aevi Merovingici et Karolini (496-918), I. Quellenband, Strasbourg-Zürich, 1949, Nr. 103 S. 47-48; dazu Wilsdorf Christian, Le monasterium Scottorum de Honau et la famille des ducs d'Alsace au VIIIe siècle. Vestiges d'un cartulaire perdu, in: Francia, 3, 1975, München, 1976, S. 4 Nr. 4 mit Liste der Abschriften und der Drucke.
[4] Zu diesem elsässischen Herzog, s. Ebling, w. o. Anm. 1, Nr. 3 S. 28-29.
[5] Für ihre Zuweisung zu Hohenburg (Kloster auf dem heutigen Mont Sainte-Odile, comm. Ottrott, Bas-Rhin) fehlt es an Belegen. Aber die Tradition und die Verehrung, die ihr entgegengebracht wird, erlauben keine Zweifel. Eugenia stirbt vielleicht an einem 16. September (s. Barth Medard, Die Heilige Odilia. Ihr Kult in Volk und Kirche, 1 [Forschungen zur Kirchengeschichte des Elsaß], Straßburg, 1938, S. 39-43; Aubert R., Artikel "Eugénie", in: Dictionnaire d'histoire et de géographie ecclésiastiques, 15, Paris, 1963, Sp. 1376). 
[6] Wenn sie zu dieser Schenkung ihren Konsens gibt, so ist es als Schwester der Stifter (s. unten; Burg André-Marcel, Le duché d'Alsace au temps de sainte Odile, Paris, 1987, S. 65; Barth, w. o. Anm. 5, S. 39-40, 70).
[7] S. Burg, w. o. Anm. 6, S. 17-18.
[8] MGH SS rer. Merov. VI S. 47; deutsche Übersetzung: Stoeckle Maria, Das Leben der heiligen Odilia. Geschichtsquelle - Sage/Entwicklungsmärchen - hagiographisches Bild?, St. Ottilien, 1991, S. 58-59 § 19. Gert Meier, Uwe Topper, Hermann Zschweigert, Das Geheimnis des Elsaß. Was geschah damals am Odilienberg?, Tübingen, 2003 (Veröffentlichungen aus Hochschulen, Wissenschaft und Forschung, 21), S. 16 ff. verwerfen diese Vita als eine späte Fälschung. Ihre Argumente sind m. E. nicht stichhaltig.
[9] Wilsdorf, w. o. Anm. 3, S. 25 und Anm. 85 schreibt, dass offensichtlich die Namen Gerlinda et Gundlinda dieselbe Person bezeichnen, aber es sei nicht möglich zu sagen, welche die richtige Form ist.
[10] Betitelt Bisthum Honaw. Zu dem Text der Notiz, s. Wilsdorf, w. o. Anm. 3, S. 17-18.
[11] Wilsdorf Christian, Artikel: "Etichonides", in: Encyclopédie de l'Alsace, 5, Strasbourg, 1983, S. 2874-2880.
[12] Attala wird wahrscheinlich die erste Äbtissin von St. Stephan in Straßburg (Saint-Etienne de Strasbourg), Kloster, das von ihrem Vater gegründet wurde (G. Allemang, Artikel "Attale", in: Dictionnaire d'histoire et de géographie ecclésiastiques, 5, Paris, 1931, Sp. 142).  

03.04.2009