W I L C H A R I U S[1]
Bischof von Vienne, Erzbischof,
belegt vermutlich 762 und auch 765 als Abtbischof von St. Maurice d'Agaune
Wilicarius ist als Nachfolger des Bischofs Austrobertusals
Ordinarius von Vienne[2]
dokumentiert[3]. Ein späteren Zusatz zur Vita Gregorii III
im Liber Pontificalis[4]
berichtet, dass dieser Papst[5] Wilcharius in der Stadt Vienne für
die Gebiete des Frankenreichs nach Verleihung des Palliums[6] zum Erzbischof eingesetzt habe[7]. Sein Bistum wurde von den Einfällen
der Sarazenen schwer getroffen: Er überführt in die Stadt die Reliquien der hl.
Ferreolus und Iulanus[8],
wo er ihnen eine Kirche erbaute, da die Sarazenen ihre Basilika auf dem rechten
Rhôneufer in Brand gesteckt hatten[9]. Als die Franken Vienner Kirchengut
für sich abwenden[10]
und er seine Kirche auf ungehörige Weise erniedrigt sieht, verlässt er sein Bistum
und tritt in das Kloster Saint-Maurice von Agaune[11] ein[12].
An anderer Stelle[13] ergänzt Ado, dass Wilicarius,
nachdem er seinen Vienner Bischofssitz verlassen habe, zuerst nach Rom gegangen
und dort dem Papst Stephan[14]
bekannt geworden sei. Nach nicht allzu langer Zeit[15]
habe er dann die Leitung des Klosters von Agaune übernommen[16].
Williharius episcopus[17]
de monasterio sancti Maurici zählt zu den anwesenden Bischöfen und Äbten,
die auf der Synode[18] von Attigny[19],
die vermutlich im Jahr 762[20] zusammentrat, einen Gebetsbund
unterzeichneten.
Am 08. Oktober 765[21]
schenkt Ayroenus ad turmam Valdensis ubi Matulphus monachus turmarius preesse
videtur[22]
des von Bischof Wilcarius geleiteten Klosters Saint-Maurice d'Agaune
eine Länderei[23]
in pago Valdense[24] in Torny[25].
Die 1239 niedergeschriebenen Series episcoporum Viennensium[26]
wollen wissen, dass Sanctus Vilicarius seu Wilicardus, an
einem 14. April gestorben sei[27].
Die Quellenlage zu zwei Erwähnungen eines Williharius sedun(en)sem episcopum/Wilharius
episcopus Sedunensem ist unklar und umstritten.
Die im 12. Jahrhundert verfasste Chronik von Lorsch[28]
berichtet, dass, als der Metzer Bischof Chrodegangus von Papst Paul I.[29]
Leiber von heiligen Märtyrern für die von ihm erbauten Klosterkirchen erbitten
ließ, übersandte ihm dieser durch Williharius sedun(en)sem episcopum[30]
die Reliquien der Heiligen Nazarius, Nabor und Gorgonius, die dann am 15. Mai
765 nach Gorze[31]
übertragen wurden[32].
Anfang Dezember 771[33], als nach König
Karlmanns Tod die Großen seines Reichsteils zu Karl dem Großen nach Corbeny[34]
kommen, um ihm umgehend zu huldigen[35], nennt eine überarbeitete Fassung
der Reichsannalen[36]Wilharius
episcopus Sedunensem[37]
an der Spitze dieser Großen. Aber "die Nennung eines Sittener Bischofs Wilchar
hat sich … als Irrtum in die Annalenstelle von 771 eingeschlichen" und man
wird in ihm den seit 769 erwähnten gleichnamigen archiepiscopus provintiae
Galliarum und Bischof von Sens[38] erkennen können[39].
Zudem ist die oft wegen des Namens und der Chronologie vorgeschlagene Gleichsetzung
des Bischofs von Vienne und Abt von Saint-Maurice d'Agaune mit diesem[40] eher unwahrscheinlich[41].