A S U E R U S[1]
Abt von Prüm, urkundlich belegt von 762 bis 804
Abt Asuerus wird erstmals
762 erwähnt: Die am 13. August 762[2] in Trisgodros villa puplica[3] ausgestellte feierliche[4] Urkunde König Pippins und seiner Frau Bertrada für das Kloster
Prüm[5] berichtet,
dass sie dieses Kloster auf der Grenze des Bid- und Ardennengaus[6], wo der Tettenbach in der Prüm mündet[7], zu Ehren des heiligen
Erlösers und der heiligen Maria[8], durch Entsendung einer Ordensgemeinschaft aus der Kongregation
der Bischöfe Romanus und Vulframnus[9] gegründet haben[10]. Mit dieser Urkunde übertragen
sie dem Kloster die villa Rommersheim[11] im Carosgau[12], ausgenommen 36 genannte mancipia[13], den Ort, in dessen Bereich das Kloster gegründet wurde,
und das mansionile an der Prüm[14], wo der Escutsinisbach[15] mündet, ferner im Moselgau[16]
an der Mosel die villas Mehring und Schweich[17], im Bidgau die villa Mötsch[18], im Eifelgau[19] Sarresdorf, im Charosgau Wetteldorf und Birresborn[20], in Ribuarien Rheinbach[21]. Nachdem Pippin die früheren
urkundlich belegten Schenkungen bestätigt, übergibt er nun dem Kloster die cella
in Altrip[22],
eine andere cella namens Kesseling[23] und eine dritte genannt Revin[24] im Lommegau[25]. Zuletzt stellt Pippin das Kloster mit seinem
Abt Asuerus[26] unter seinen Schutz sowie den seiner Erben und erteilt ihm
die freie Abtswahl[27].
Am 03. August 763[28], in Maslario palacio publica[29], gewährt Pippin die Immunität dem von
ihm neu errichteten Kloster Prüm , wo Asuarius jetzt Abt ist.
Mit einem undatierten Mandat[30] befiehlt der König, die dem
Kloster Prüm unter Abt Asuarius und seinen Nachfolgern
verliehene Zollfreiheit zu wahren.
Mit dem am 10. Juli 762[31] vielleicht in Sinzig[32] ausgestellten Diplom schenkt
König Pippin den Mönchen von Kesseling[33] den Wald Mellere[34] innerhalb genannter Grenzen[35]
und übergibt das Kloster durch die Hand des Mönchs und
Propstes Egeus dem Kloster von Prüm[36].
Am 29. Juni 772[37] übergeben Bertrudis und ihr Sohn Waningus[38] der Kirche St. Peter, die auf dem Kesselinger
Bach erbaut ist und von Abt Asuerus geleitet wird[39], Güter im Eifelgau[40].
Abt Asuarius' Herkunft wird erleuchtet
durch die am 17. Februar 797 in Aachen ausgestellte Urkunde Karls des Großen[41]:
Ihre Narratio beschreibt ausführlich den Verlauf der Auseinandersetzung
um die zwei villae[42] Loiré und
Chazé[43] im Anjou. Der Abt hatte sich bei Karl beklagt, dass diese
Güter, die ihm von seiner Mutter Wilharana und seiner Großmutter Theodilhilda
rechtmäßig zuständen, in vergangener Zeit mit anderen Gütern wegen Untreue
an den Fiskus zurückgefallen seien[44]. Der König hatte darauf aufgrund seiner Auslegungen aufgrund
seines Priestertums und seines treuen Dienstes[45] dem Abt die Wiedereinsetzung
in den Besitz der beiden Güter bestätigt[46]. Aber bald wurde bekannt[47], dass die besagte villa Loiré
dem Fiskus gehöre. Deshalb gab Asoarius vor Gericht beide villae
dem König durch eine Restitutionsurkunde zurück. Daraufhin übergab Karl
Loiré dem Kloster Prüm[48]
und bestätigte Chazé dem Abt, da die pagenses[49] bezeugten, Teodilda habe diese villa als Allod
besessen[50].
Hier setzt die am 18. August 777[51] ausgestellte
Urkunde ein, mit welcher Abt Asuerus seinem Kloster die ihm von
König Karl urkundlich[52] bestätigte villa
Chazé[53] im Anjou schenkt.
Einige Jahre danach, während eines Rechtstreites
zwischen dem Grafen Nuno[54] und Abt Asoarius, wird mit Sicherheit
festgestellt, dass Theodehildis die villa Chazé zusammen mit anderen
Eigengütern Pippin übergeben hatte, dass diese also dem König gehöre. Weil nun
der Abt seine Schuld eingestanden hat und ein Mann Gottes von reinem Herzen
und ehrlichem Willen ist, verzeiht ihm Karl[55], schenkt die zwei genannten
Güter an Prüm und bestätigt diese Schenkung[56].
"Neben seinen Besitzinteressen scheint Asver
auch durch fortdauernde persönliche Kontakte mit dem Anjou verbunden gewesen
zu sein"[57].
Durch eine am 14. Februar 765 in Prüm ausgestellte Urkunde[58] schenkt Egidius[59] diesem Kloster, wo Abt Asuerus lebt
und wo er selbst eingetreten ist, um Mönch zu werden[60], zahlreiche Besitzungen: im Maine[61] zwei villae[62], im Gau von Rennes[63] sieben[64] sowie Güter in diesen zwei Gauen[65] und im Anjou[66] mit der Auflage, sie seinen vier Söhnen Aginaldus,
Bertricus, Botlenus und Paulus als Prekarie auszugeben.
Zwei Jahre später, am 01. Juni 767[67], erhält Botlinus wie
vereinbart von Abt Asuerus den vierten Teil der zur Prekarie verschenkten
Güter im Maine[68],
Anjou[69] und
Rennais[70] übertragen[71]. Nach seinem Tod solle das Land samt allem, was dazukommen
werde[72], an
das Kloster fallen[73].
Am 08. April 804[74] überträgt Harwicus
(Haruhic, Haruic) in Angers dem von Abt Asuarius
geleiteten Kloster Prüm, das er zu seiner Grabstätte gewählt hat, umfangreichen
Besitz im Anjou[75]
in Odane[76] in der condita[77]
von Craon[78] mit dem dazugehörenden ad Illotilio Leotbodo[79] sowie ein Viertel der villa Seguntiato[80].
Nach einem wahrscheinlichen Aufenthalt Karls in Prüm[81]
stellt der König im November 775 in Thionville[82] zwei Urkunden
für Prüm aus: Mit der ersten[83] bestätigt er
dem von Abt Asuerus geleiteten Kloster Immunität mit Königsschutz
und erlässt ihm die Abgaben aus dem Heerbann und den Bußen für dessen Bewohner[84];
mit der zweiten[85] gewährt er dem an das Kloster von seinem Vater
Pippin vergabten Leuten die Rechten und Gewohnheiten gleich den anderen Fiskalinen[86].
Am 09. Juni 790[87], in Mainz, schenkt
Karl der Große dem vom Abt Asoarius geleiteten Kloster Prüm die
durch seine missi, den besagten Abt und Aehardus, auf dem Rechtswege
eingezogene Güter eines Alpadus[88]
im Lahn-[89],
Einrich-[90] und Engersgau[91] samt der Buße[92], die Alpad zu zahlen hat[93].
Zum Königsdienst zählt die Klosterhaft. Am 06. Juli 788 " wurde im Anschluß
an die Ingelheimer Reichsversammlung, die ihm wegen Hochverrats sein Herzogtum
und die Freiheit genommen hatte, der letzte agilolfingische Herzog von Bayern,
Tassilo III., in St. Goar[94]
zum Kleriker geschoren"[95]. Vier Jahre später wurde Pippin
der Bucklige, erstgeborener Sohn Karls des Großen, wegen seiner Verschwörung
in Prüm tonsuriert und in Haft genommen[96].
Die 839 vom Prümer Mönch Wandalbert verfassten Miracula s.
Goaris[97]
berichten, dass Pippin auf der Reichsversammlung von Attigny[98] dem Prümer Abt Asuerus die cella
des Heiligen[99] als beneficium[100]
zur Leitung übertragen habe[101].
Zur Konsekration der von Asuerus erbauten neuen Basilika[102]
sandte Karl d. Gr. Erzbischof Lul von Mainz sowie die Bischöfe Basinus
von Speyer und Mehingodus von Würzburg[103].
Zur Zeit Karls d. Gr.[104] erhob Bischof Weomadus[105] von Trier Ansprüche[106] auf die cella. Im Lauf
des langen Streites[107] wurde die Angelegenheit dreimal von missi
untersucht und entschieden, jeweils zugunsten des Königs und damit des Abtes
von Prüm. Da der Trierer Bischof die Urteile ignorierte, zog Karl die Sache
vor sein persönliches Gericht an der Lippe[108] vermutlich
im Juli 782[109]: Nach der letztinstanzlichen Entscheidung, dass
St. Goar Besitz des Fiskus sei[110],
schenkte Karl die cella an Prüm[111] .
Laut Wandalbertus hat Asuerus sein Kloster 45 Jahre lang
geleitet[112].
Das Chartular von Prüm enthält zur Abtszeit des Asuerus
einige Schenkungsurkunden und Prekarien:
Am 06. September 772[113] erklärt Sigifredus seine
Güter in Hersdorf[114] und Oos[115], die er dem
Kloster überlassen hat, in Prekarie erhalten zu haben.
Im 9. Jahr Karls Herrschaft[116]
erhält Uualac/Uualane als Prekarie die vorher dem Kloster überlassenen
Güter[117] im Moselgau[118] an der Salm[119] sowie zwei Weingärten an der Mosel in Porto
Pingontio[120] .
Am 27. November 777[121] schenkt Gislebertus[122] Güter in Sefferweich[123]
im Bitgau sowie seinen Besitz zu Wallersheim[124] im Carosgau.
Helmoinus[125]
stiftet Besitz in Büdesheim[126] im Carosgau am 24. Februar 778[127].
Am 25. Juni 786[128] erhält Wicbertus
als Lehen zur Nutzung auf Lebenszeit die Güter in Leudelange[129],
Dippach[130] und Dahlem[131] im Wavergau[132], die er dem Kloster übertragen hat.
Helmfridus/Elmfredus und seine Frau Doda schenken am 26. Juli
800[133] Eigengüter
im Bitgau bei Kyllburg[134] und im Ort
Mainowis[135] .
Die undatierte Abschrift eines Prekarievertrages[136]
zwischen Autcarius und Wetana einerseits und Abt Asuarius
andererseits berichtet, dass Weta mit dem Konsens ihres Gemahls Autcarius[137]
dem Kloster den von ihrer Mutter Bertrada[138] ererbten Besitz
in Dingsdorf[139]
im Carosgau[140] übergeben hat; Asuarius überlässt
ihr, ihrem Mann und deren Kindern den genannten Besitz zum Nießbrauch gegen
einen jährlichen Zins.
Mit einer Urkunde vom 12. April 801[141]
übertragen Wetta und ihr Verwandter Odilbertus als Schenker dem
Kloster ihren mansus[142] in Dingdorf
an der Nims[143],
sowohl was ihr von ihrer Mutter Bertrada als Allod zugekommen ist als
auch das Neuhinzuerworbene. Ihr Bruder Gerbertus gibt seine Zustimmung.
Fast gleichzeitig, am 13. April 801[144],
schenkt ein Walafredus seinen Besitz am selben Ort.
"Schenkungen anderer Grundbesitzer wird man erwarten können, doch lassen
sie sich aufgrund der Struktur des erhaltenen Prümer Materials kaum belegen"[145].
In einer Fuldaer Urkunde vom 10. Juni 804[146]
erwähnt die Grenzbeschreibung eines Weinberges in Dienheim[147]
Abt Ansuer als Anlieger[148].
Das im 11. Jahrhundert angelegte Verzeichnis der Prümer Äbte[149], anderthalb Jahrhunderte später vervollständigt
mit den Amtsdauern[150],
bringt Assuerus als ersten Abt[151]
mit einer Amtszeit von 45. Jahren[152]. Tancradus[153],
der erstmals in einer am 25. Juli 804 ausgestellten Urkunde erwähnt wird[154], wurde sein
Nachfolger[155].
13.05.2015