A N T H E L M U S[1]

Bischof von Passau (vor 770)

Die Versus De ordine conprovincialum pontificum[2], ein im 9. Jahrhundert in Versform aufgezeichneter Katalog der Bischöfe der Salzburger Kirchenprovinz, nennen Anthelmus quartus (Bischof von Passau nach Sidonius[3]) meritis et dogmate magnus[4].
Anthelmus ep. ist in der Liste der verstorbenen Bischöfe[5], die vermutlich 784 in das Liber vitae von S. Peter in Salzburg[6] eingetragen wurde, vermerkt[7].
Die älteren Passauer Bischofskataloge des 12. Jahrhunderts, die nicht mehr erhalten sind, aber höchst wahrscheinlich die Vorlage für eine Reihe von Bischofslisten des 12. und 13. Jahrhunderts[8] abgegeben haben, nennen Anthelmus, der vielleicht im März[9] eines unbekannten Jahres[10] stirbt, als Nachfolger[11] des Vivilo[12] mit 9 Jahren Pontifikat[13].


[1] Antelmus, Anshelmus, Anshalmus.
[2] MGH SS 13, S. 352; MGH Poeta lat. 2, S. 639. Die Bischofsliste von Passau endet in den Jahren 804/806 (= zur Zeit des Nachfolgers des Bischofs Waldricus, siehe Egon Boshof, Die Regesten der Bischöfe von Passau, Band I: 731-1206 [Regesten zur bayerischen Geschichte, hrsg. von der Kommission für bayerische Landesgeschichte, 1], München, 1992, S. 20-22). Vgl. Josef Oswald, Die Bischöfe von Passau. Untersuchungen zum Passauer Bischofskatalog, in: Ostbairische Grenzmarken. Passauer Jahrbuch für Geschichte, Kunst und Volkskunde, 5, Passau, 1961, S. 8-9, 24 Anm. 14; Alphons Lhotsky, Quellenkunde zur mittelalterlichen Geschichte Österreichs (Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsband 19), Graz, Köln, 1963, S. 150-151.
[3] Sidonius ist zum Jahr 754 belegt (Max Heuwieser, Die Traditionen des Hochstifts Passau [Quellen und Erörterungen zur Bayerischen Geschichte, NF 6], München, 1930, ND Aalen, 1969, Nr. 5a+b S. 5-6).
[4] Über Anthelmus ist nichts Näheres bekannt. Sein Nachfolger als Bischof von Passau ist Wisurih, der ab 770 bezeugt ist. Die Vita Corbiniani des Bischofs Arbeo von Freising berichtet, dass durch die Verdienste Bischofs Joseph (von Freising, gestorben wahrscheinlich 764) vom Herzog Tassilo der Leib des heiligen Valentinus aus Trient "ad meliorem deputatus insolam (= Passau), domui et ecclesię episcopo sepulturae traditus fuisset" (Franz Brunhölzl, Bischof Arbeo von Freising. Das Leben des heiligen Korbinian, in: Vita Corbiniani, München-Zürich, 1983, S. cap. 33, S. 150-151, mit deutscher Übersetzung. Hierzu Boshof, wie Anm. 2, S. 6 Nr. 13; Joachim Jahn, Ducatus Baiuvariorum. Das bairische Herzogtum der Agilolfinger [Monographien zur Geschichte des Mittelalters, 35], Stuttgart, 1991, S. 389).  
[5] Von der ersten Hand nachgetragen neben Ioseph ep. (von Freising), der wahrscheinlich 764 starb (vgl. Boshof, wie Anm. 2, S. 5 Nr. 11, der irrtümlicherweise angibt, dass Anthelmus "nach" Joseph eingetragen sei, obwohl der Schreiber es vermutlich so verstanden haben wollte). Von dem folgenden Bischof auf der Liste, Sigirih (von Regensburg), ist keine datierbare Nachricht bekannt.
[6] Hierzu Karl Forstner, Das Verbrüderungsbuch von St. Peter in Salzburg. Vollständige Faksimile-Ausgabe im Originalformat der Handschrift A 1 aus dem Archiv von St. Peter in Salzburg. Einführung (Codices selecti - Phototypice impressi, 51), Graz, 1974; S. 18-19; Gebhard Rath und Erich Reiter, Das älteste Traditionsbuch des Klosters Mondsee (Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs, 16), Linz, 1989, S. 67 Anm. 5.
[7] MGH Necr. 2, S. 26.
[8] MGH SS 13, S. 362; MGH SS 15, S. 1310, vgl. Oswald, wie Anm. 2, S. 9-12. 
[9] MGH Necr. 4, S. 264: Anshalmus eps. S. Boshof, wie Anm. 2, S. 5 Nr. 12.
[10] Hierzu oben Anm. 5.
[11] In diesen Listen fehlen die Namen der Bischöfe Beatus und Sidonius.
[12] Stirbt am 20./21. Februar (746/747) (vgl. Boshof, wie Anm. 2, S. 3-4 Nr. 8).
[13] MGH SS 13, S. 361-362; vgl. MGH SS 15, S. 1310; vgl. Oswald, wie Anm. 2, S. 9-12. Die Passauer Historiografie des 13. Jahrhunderts, beeinflusst durch Lorcher Fälschungen des 10. Jahrhunderts, war dann die Grundlage für die ungeschichtliche Frühgeschichte des Bistums Passau: MGH SS 9 S. 551; MGH SS 25, S. 620, 655; vgl. Oswald, S. 12-19; Boshof, wie Anm. 2, S. 1-2. Hier erscheint ad a. 755 (oder 756) Antelmus  archiepiscopus Laureacensis etPataviensis sedit annis 10 sub Stephano II. papa als Nachfolger des Sedonius archiepiscopus Laureacensis et Pataviensis arch. sedit annis 13. zum Jahre 745 (!).

22.08.2009