R U O N C O L F U S

comes (768/781) (?)

Eine Fälschung zugunsten des Klosters Neustadt[1], die auf den Namen König Karls (des Großen) und zum Jahr 812 ausgestellt ist[2], berichtet über die von dieser Kirche erhaltenen Schenkungen[3], u. a. jene[4] der Grafen Ruoncolfus [5] und Rinoldus[6].


[1] Newenstat sive Rorenlacha: Neustadt am Main, Bayern, Unterfranken, Lkr. Main-Spessart. Die Gründung dieses Klosters geht auf den Bischof Megingaudus von Würzburg zurück, nachdem dieser im Jahre 768/769 resignierte (von der zahlreichen Literatur, hier nur zwei Titel: Wagner Heinrich, Die Würzburger Bischöfe 741-842, in: Würzburger Diözesan-Geschichtsblätter, 65, Würzburg, 2003, S. 18 ff.; Artikel Neustadt am Main, in: Germania Benedictina, Die Benediktinerklöster in Bayern, von Josef Hemmerle, Ottobeuren, 1970, S. 183 ff.).
[2] Wagner Heinrich, Zur Neustadter Privilegienfrage, in: Archiv für Diplomatik, 46, 2000, Köln, S. 149-150; MGH DK I, Nr. 283 S. 423-424. Es ist möglich, dass der Fälscher ein deperditum des Königs Karl des Großen zugunsten Neustadt verwendete. Dieses könnte Megingaudus anläßlich der Weihe der Klosterkirche, an der Karl der Große teilgenommen haben wird, im August des Jahres 781 erhalten haben (dazu Wagner, ebd., S. 109-126, 142-145).
[3] S. Wagner, ebd., S. 118-124.
[4] plurime familie: s. Wagner, ebd., S. 119-120.
[5] Möglicherweise personengleich mit dem praefectus Hrunzolfus/Runtulfus, der in zwei Fälschungen zugunsten des Klosters Fulda datiert auf 747 (744 ?) und 753 als Zeuge vorkommt (s. hier Artikel "Hrunzolfus"). Ein Hrunzolf/Branzolf ist zum 22. Juli 788 in den Fuldaer Totenannalen eingetragen (Edition der fuldischen Gedenküberlieferung, in: Münstersche Mittelalter-Schriften, 8/1. Die Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter, 1: Grundlegung und Edition der fuldischen Gedenküberlieferung, München, 1978, S. 274; MGH SS XIII p. 168), ein Heymolf (korrupte Form von Hruncolf ?) cv. n. cgs. im Nekrolog von Neustadt aus dem 17. Jahrhundert auch am 22. Juli (Volk Paulus, Das Necrologium der Benediktiner-Abtei Neustadt am Main, in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter, 6, [1938], Würzburg, 1939, S. 32). Die oft vorgebrachte Hypothese einer Gleichsetzung des Hrunzolfus/Runtulfus mit dem vir magnificus Rantulfus (= rand/wulf), einem der Adressaten des Briefes des Papstes Zacharias von vermutlich 748 (MGH Epist. sel. I, Nr. 83 S. 184-187), ist nicht auszuschließen (s. hier Artikel "Rantulfus").
[6] Vielleicht handelt es sich um den vasallus dominicus Finnoldus einer Urkunde vom 08. Oktober 777 (Stengel Edmund E., Urkundenbuch des Klosters Fulda, I [Veröffentlichungen der historischen Kommission für Hessen und Waldeck, X, 1], Marburg, 1958, Nr. 83 S. 151-154; s. Wagner, w. Anm. 2, S. 121-123).

04.08.2009