L E I D R A T U S[1]

comes, bezeugt von 754 (?) bis 763

Am 23. Juli eines unsicheren Jahres, Mainz[2], schenkt Graf Leidratus[3] in Gegenwart des Grafen Voto[4] dem Kloster Fulda[5] einen Weinberg in Dienheim[6] im Wormsgau[7] .
Am 28. August 763[8], wieder in Mainz, verkauft Leidratus (Laidratus) comes Bischof Lull (von Mainz)[9]) für 37 libras aus Gold und Silber im Wormsgau in castro Bingen am Rhein und an der Nahe, was seine sterbende Eltern ihm hinterlassen und seine germana[10] ihm tradiert hat inner- und außerhalb des castrum Bingen[11] sowie in der (Bingener) marca mit 22 genannten mancipia und Güter[12] zu Dromersheim [13].
Am 31. (28 ?) August wahrscheinlich des selben Jahres[14] verkauf Laidratus comis an Bischof Lull[15] eine Hofstätte[16] zu Mainz.


[1] Laidratus.
[2] Cartular warscheinlich 828 niedergeschrieben (ebd., S. XIX-XXI): Stengel Edmund E., Urkundenbuch des Klosters Fulda, I (Veröffentlichungen der historischen Kommission für Hessen und Waldeck, X, 1) - nachfolgend FUB -, Marburg, 1958, Nr. 25 S. 48-50. Die Abschrift der Urkunde gibt das Jahr 754 an: anno III. regni domni Pippini regis Francorum. Aber Wagner (w. Anm. 5) erhebt gegen diese Jahresdatierung m. E. berechtigte Einwände.
[3] Der Name Leidrat ist noch öfters belegt, aber es handelt sich wahrscheinlich um andere Personen. Dazu Alter Willi, Die klösterlichen Wohltäter der karolingischen Zeit in Deidesheim, Friedelsheim und Gönnheim, in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz, 97, Speyer, 1999, S. 260, 277-280, sowie Störmer Wilhelm, Früher Adel. Studien zur politischen Führungsschicht im fränkisch-deutschen Reich vom 8. bis 11. Jahrhundert. Teil II (Monographien zur Geschichte des Mittelalters, 6.II, Stuttgart, 1973) S. 328-330.
[4] Es wird allgemein vermutet, dass Voto Graf im Wormsgau war (dazu Freise Eckhard, Studien zum Einzugsbereich der Klostergemeinschaft von Fulda, in: Münstersche Mittelalter-Schriften, 8/2.3. Die Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter, 2, München, 1978, S. 1146 Anm. 773; Staab Franz, Untersuchungen zur Gesellschaft am Mittelrhein in der Karolingerzeit [Geschichtliche Landeskunde, 11], Wiesbaden, 1975, S. 416-417, 561).
[5] ad monasterium sancti Bonifatii, quod constructum est in pago Grapfeld super fluvium Fulda, ubi ipse Christi martyr sacro requiescit in corpore: Heinrich Wagner, Bonifatiusstudien (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg, 60), Würzburg, 2003, S. 189-190 argumentiert, dass diese Bezeichnung des Patroziniums des Klosters erst später bezeugt ist und möchte das Jahresdatum emendieren (757, 759 oder 764). Bei dem vorgeschlagenen Jahr 764 vergisst er aber, dass bei der Urkunde Graf Voto Zeuge ist. Sollte dieser, wie vermutet, Graf im Wormsgau gewesen sein, so "kollidiert" diese Datierung mit dem vom ihm selbst vorgeschlagenen Datum für die erste Bezeugung des Grafen Hatto, der sehr wahrscheinlich im Wormsgau tätig war, am 15. Juni 764 (FUB Nr. 22 S. 43-45; s. Wagner, ebd., S. 200-201 Nr. 22). 
[6] Deinenheim: Rheinland-Pfalz, Lkr. Mainz-Bingen.
[7] Leidratus ist sicherlich nicht Graf im Wormsgau gewesen (s. Anm. 4).
[8] FUB Nr. 40 S. 68-71; Stimming Manfred, Mainzer Urkundenbuch. Erster Band: Die Urkunden bis zum Tode Erzbischof Adalberts I. (1137), Darmstadt, 1932, Nr. 24 S. 11-12; s. Böhmer Johann Friedrich, Regesten zur Geschichte der Mainzer Erzbischöfe von Bonifatius bis Uriel von Gemmingen 742? - 1514. I. Bd, bearb. und hg. von Will Cornelius, Innsbruck, 1877, S. 36 Nr. 17.
[9] Zu dieser Zeit war die Leitung des Klosters Fulda dem Abt Sturmi entzogen und an Bischof Lull von Mainz übertragen worden. Zu diesen Ereignissen, s. Oelsner Ludwig, Jahrbücher des fränkischen Reiches unter König Pippin (Jahrbücher der Deutschen Geschichte), Leipzig, 1871, S. 386-392, 516-517.
[10] Signum Irminsuuindae germanae eius. Dazu Gockel Michael, Karolingische Königshöfe am Mittelrhein (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, 31), Göttingen, 1970, S. 249 Anm. 245.
[11] intus murum castello Pingense vel foris murum seu in ipsa marca…
[12] aream unam cum casa und 25 arataria iugera.
[13] Thruhtmaresheim: Rheinland-Pfalz, Lkr. Mainz-Bingen.
[14] FUB Nr. 41 S. 71-72; Stimming, w. Anm. 8, Nr. 25 S. 12-13; s. Böhmer/Will, w. Anm. 8, S. 38 Nr. 18. Das von der Abschrift angegebene Jahr, anno II. regni domni Pippini regis, muss offenbar in XII. emendiert werden. Vielleicht muss sogar das Tagesdatum verbessert werden. Dann könnte dieser Verkauf gleichzeitig mit dem vorangegangenen zustande gekommen sein.
[15] Die Zahlung erfolgte wieder aus dem Schatz des Klosters.
[16] aream unam.

23.06.2009