W I C T E R P U S

vielleicht Bischof von Regensburg (vor 739)

Der De ordine conprovincialum pontificum[1], ein in Versform im 9. Jahrhundert aufgezeichneter Katalog der Bischöfe der Salzburger Kirchenprovinz, nennt Wicterpus, dessen Nachfolger Cawipaldus[2] gewesen sein soll, als ersten Bischof von Regensburg[3].


[1] MGH SS 13, S. 352; MGH Poeta lat. 2, S. 639; s. Lhotsky Alphons, Quellenkunde zur mittelalterlichen Geschichte Österreichs (Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsband 19), Graz, Köln, 1963, S. 150-151.
[2] Cawipaldus = Gaibald, wurde 739 von Bonifatius als Bischof von Regensburg eingesetzt.
[3] Die Bischofslisten aus dem 11. bis 14. Jahrhundert kennen diesen Wicterpus nicht als Bischof von Regensburg (MGH SS XIII, S. 359; SS IV S. 549, 565) und beginnen mit Gaubaldus/Gaibaldus. Deswegen ist er von einigen Forschern aus der Bischofsliste gestrichen worden. Es wurde vermutet, der Verfasser der Versus hätte irrtümlich den Vhicterbus episcopus einer verschollenen Handschrift, die nach St. Emmeram (von Regensburg) gelang, für einen Regensburger Bischof gehalten (Frank Hieronymus, Die Klosterbischöfe des Frankenreiches [Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinerordens17], 1932, S. 156-157; Löwe Heinz, Bonifatius und die bayerisch-fränkische Spannung. Ein Beitrag zur Geschichte der Beziehungen zwischen dem Papsttum und den Karolingern [Jahrbuch für fränkische Landesforschung 15, 1955, 85-128], S. 97-98 und Anm. 69; Reindel Kurt, Die politische Entwicklung, in: Spindler Max, Handbuch der bayerischen Geschichte. I: Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts [B. Grundlegung: Das Zeitalter der Agilolfinger, - bis 788] München, 1967, S. 148-149; Hausberger Karl, Geschichte des Bistums Regensburg. I. Mittelalter und frühe Neuzeit, Regensburg, 1989, S. 25). Dies wird aber von Semmler Josef, Zu den bayrisch-westfränkischen Beziehungen in karolingischer Zeit (Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 29, 1966, 344-424), S. 352-353 und Anm. 21-22 mit Literaturhinweisen, der die Gleichsetzung mit dem 756 verstorbenen Bischof und Abt von St. Martin (? von Tours) Wicterbus (personengleich mit dem oben genannten Bischof Vhicterbus) vorschlägt (S. 363-364), zurückgewiesen. Die Literatur über Regensburg hilft hier auch nicht weiter: Entweder Wicterpus  wird gar nicht erwähnt (so Schmid Peter, Geschichte der Stadt Regensburg, 2 Bände, Regensburg, 2000; Staber Josef, Kirchengeschichte des Bistums Regensburg, Regensburg, 1966, S. 9), als nebelhafte Gestalt bezeichnet (so Bischoff Bernhard, Literarisches und künstlerisches Leben in St. Emmeram -Regensburg- während des frühen und hohen Mittelalters [Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens … 51, 1933, 102-142], S. 102-103) oder als Regensburger Bischof angeführt (Gamber Klaus, Die ersten Bischöfe von Regensburg. Worin bestand ihre Funktion als Äbte von St. Emmeram?, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg, 12 [Klöster und Orden im Bistum Regensburg. Beiträge zu ihrer Geschichte], Regensburg, 1978, S. 72; Störmer, Wilhelm, Früher Adel. Studien zur politischen Führungsschicht im fränkisch-deutschen Reich vom 8. bis 11. Jahrhundert. Teil II [Monographien zur Geschichte des Mittelalters, 6.II], Stuttgart, 1973, S. 334). Zu dieser Kontroverse, s. auch Schmid Karl, Bischof Wikterp in Epfach. Eine Studie über Bischof und Bischofssitz im 8. Jahrhundert, in: Münchener Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte, 7. Veröffentlichungen der Kommission zur archäologischen Erforschung des spätrömischen Raetien, 1, S. 112 mit Literaturhinweisen. Neuerlich nimmt Wagner Heinrich, Bonifatiusstudien (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg 60), 2003, S. 108-109 eine Ausdehnung des Augsburger Sprengels vor 739 auf das Gebiet um Regensburg an, als Konsequenz seiner vorgeschlagenen Personenidentität des Regensburger mit dem Augsburger Wicterpus.

06.09.2009