W I T T A[1]

Bischof von Büraburg, bezeugt von 741/742 bis (746/747)

In dem Brief[2], in welchem er den neuen Papst Zacharias[3] begrüßt, teilt Bonifatius diesem mit, dass er per … Germaniae populis … drei Bischöfe bestellt und die Provinz in drei Sprengel eingeteilt hat; ein Bischofssitz soll in castello, quod dicitur Uuirzaburg[4], sein, der andere in oppido, quod nominatur Buraburg[5], der dritte in loco, qui dicitur Erphesfurt [6]. Er bittet den Papst dringend um die Bestätigungsurkunde für die drei Bischofssitze[7].
Am 01. April 743[8] schreibt der Papst an Uuittane[9] sanctę ęcclesię Barbarane[10] und in einem anderen Brief an Burchardo[11] sanctę ecclesiae Uuirziburgonensis, um die Gründung ihres jeweiligen Bistums zu bestätigen.
Die zeitgenössische Vita Willibaldi episcopi Eichstetensis[12] berichtet, dass Bonefatius archiepiscopus atque Burchhardus et Wizo[13] den Willibaldus[14] zum Bischof weihten[15].
Das Kapitular, in dem die Beschlüsse des von Carlomannus dux et princeps Francorum einberufenen Concilium et synodum[16] vom 21. April 742[17] überliefert sind, nennt als Teilnehmer außer dem archiepiscopus Bonifatius sechs Bischöfe[18], unter anderen die drei erst ernannten Burghardus, Wintanus und Willibaldus[19].
In dem Mahnschreiben an Aethilbaldus (von Merzien)[20], das er mit seinen Landsleuten[21] Uuera et Burghart et Uuerberht et Abel[22] et Uuilbald[23] [et Huuita[24] et Leofuuine] coepiscopi[25] vielleicht 746/747[26] abgefasst hat, geht Bonifatius archiepiscopus legatus Germanicus Romane ecclesiae auf die sexuellen Ausschweifungen des Königs und die Missachtung kirchlicher Privilegien ein[27].


[1] Auch Wizo, Wintanus, Huuita, Huuinanus, Huuitanus, Guintanus, Wiztanus. Zu diesem Namen, vgl. Wand Norbert, Die Büraburg bei Fritzlar. Burg – Oppidum – Bischofssitz in karolingischer Zeit (Kasseler Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte, 4), Marburg, 1974, S. 52; Holthausen F., Altenglisches Etymologisches Wörterbuch. Dritte, unveränderte Auflage, Heidelberg, 1974, S. 401 unter "witt" und "Witta".
[2] MGH Epist. sel. I Nr. 50, S. 80-86; Briefe des Bonifatius. Willibalds Leben des Bonifatius, nebst einigen zeitgenössischen Dokumenten. Unter Benützung der Übersetzungen von M. Tangl und Ph. H. Külb, neu bearb. von Rau Reinhold (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, IVb), Darmstadt, 1968, S. 140-149 (lat./dt.).
[3] Der Papst Zacharias wurde Anfang Dezember 741 geweiht; Bonifatius kann also den Brief frühestens Anfang 742 geschrieben haben (vgl. Dierkens Alain, Superstitions, christianisme et paganisme à la fin de l'époque mérovingienne. A propos de l'Indiculus superstitionum et paganiarum, in: Laïcité. Série Recherches, 5. Magie, sorcellerie, parapsychologie, Bruxelles, 1984, S. 13 Anm. 17).
[4] Würzburg.
[5] Ehemalige hessische Burganlage auf dem Büraberg bei Fritzlar (Schwalm-Eder-Kreis) und Ungedanken gelegen (siehe hierzu Wand Norbert, St. Brigida auf dem Büraberg bei Fritzlar-Ungedanken [Schwalm-Eder-Kreis] – ein vorbonifatianisches Kloster der frühen Karolingerzeit, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, 104, Niestetal-S./Kassel, 1999, S. 11; Wunder Harald, Die Wigberttradition in Hersfeld und Fritzlar, Diss. Erlangen-Nürnberg, 1969, S. 76 Anm. 11).
[6] Erfurt.
[7] Zur Kontroverse über das Gründungsjahr dieser drei Sprengel, 741 oder 742, siehe die aufgelistete Literatur - ohne Anspruch auf Vollständigkeit – bei Kraus Andreas, Der heilige Willibald von Eichstätt: Person, Zeit, Werk, in: Eichstätter Studien. NF. 30. Der hl. Willibald - Klosterbischof oder Bistumsgründer?, hg. von Harald Dickerhof, Ernst Reiter und Stefan Weinfurter, Regensburg, 1990, S. 19 und Anm. 53 (dazu auch Staab Franz, Die Gründung der Bistümer Erfurt, Büraburg und Würzburg durch Bonifatius im Rahmen der fränkischen und päpstlichen Politik, in: Archiv für Mittelrheinische Kirchengeschichte, 40, Mainz, 1988, S. 16 und Anm. 15, S. 39-40 und Anm. 110; Hartmann Wilfried, Die Synoden der Karolingerzeit im Frankenreich und in Italien [Konziliengeschichte, hg. Walter Brandmüller, Reihe A: Darstellungen], Paderborn, 1989, S. 51 Anm. 14; Wagner Heinrich, Zur Frühzeit des Bistums Würzburg, in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst, 33 [Archiv des Historischen Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg, 104], Würzburg, 1981, S. 102 und ders., Zur Frühzeit des Bistums Würzburg (II), in: Würzburger Diözesan-Geschichtsblätter, 48, Würzburg, 1986, S. 114-115; Wunder, wie Anm. 5, S. 76 n. 12. Der Annalista Saxo des XII. Jahrhunderts, MGH SS VI, S. 553, gibt das Jahr 741 an).
[8] MGH Epist. sel I Nr. 52 und 53, S. 92-95; Rau, wie Anm. 2, S. 160-163 (Brief an Witta) (lat./dt.).
[9] Trithemius, De Viris Illustribus Ordinis S. Benedicti Libri Quatuor, 1492, Druck 1575, und andere nach ihm (Wand, wie Anm. 1, S. 71-72; ich konnte die angegebenen Texte nicht einsehen) haben anscheinend den Namen Albinus, die lateinische Form von Witta, mit Albuinus gleichgesetzt und so den früheren Bischof von Büraburg mit dem späteren Chorbischof als eine Person angesehen (so auch Gierlich Ernst, Die Grabstätten der rheinischen Bischöfe vor 1200 [Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte, 65], Mainz, 1990, S. 159-160 und Anm. 68; Abel Sigurd, Jahrbücher des Fränkischen Reiches unter Karl dem Großen. I: 768-788 [Jahrbücher der deutschen Geschichte], Berlin, 1866, S. 444-445; vgl. Wunder, wie Anm. 5, S. 93-94. Der Wert dieser Zeugnisse ist sowieso problematisch, da sie über eine Zeit berichten, zu der sie einen zu großen Abstand haben). Er soll als Missionar in Thüringen tätig gewesen sein, bevor er Bischof wurde. Vor seiner Ernennung zum Bischof soll er die Nachfolge eines Humbertus, der als historische Persönlichkeit betrachtet wird, als Abt des Klosters auf dem Büraberg angetreten haben und dort begraben worden sein (hierzu Wand, wie Anm. 1, S. 71-73; ders., wie Anm. 5, S. 12, 30 et 33 n. 29).
[10] = Büraburg, vgl. Hörle Josef, Plan und Vermächtnis des hl. Bonifatius. Eine Deutung des Papstbriefes von 738, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte, 6, Speyer, 1954, S. 33-35.
[11] Burchardus, Anglorum genere nobilis, verließ seine Heimat, um auf dem Festland zu missionieren. Er ist seit 740 als engster Mitarbeiter seines Landsmannes Bonifatius nachweisbar.
[12] Bauch Andreas, Quellen zur Geschichte der Diözese Eichstätt. 1: Biographien der Gründungszeit. Texte, Übersetzung und Erläuterung (Eichstätter Studien, 8), Eichstätt, 1962, S. 82-83 (lat./dt.); vgl. Engels Odilo, Die Vita Willibalds und die Anfänge des Bistums Eichstätt, in: Eichstätter Studien. NF. 30. Der hl. Willibald - Klosterbischof oder Bistumsgründer?, hg. von Harald Dickerhof, Ernst Reiter und Stefan Weinfurter, Regensburg, 1990, S. 186-188.
[13] Burchardus und Wizo (= Witta, siehe oben Anm. 1) sind die zwei zuvor geweihten Bischöfe.
[14] Zu der Person von Willibaldus und der Entstehung des Bistums Eichstätt siehe den Tagungsband: Der hl. Willibald - Klosterbischof oder Bistumsgründer?, hrsg. von Harald Dickerhof, Ernst Reiter und Stefan Weinfurter (Eichstätter Studien, Neue Folge, Band XXX), Regensburg, 1990.
[15] Die Vita berichtet, dass dieser Vorgang in Sulzeprucge (= Sülzenbrücken, Thüringen, Ilmkreis, das südlich von Erfurt liegt) stattfand, drei Wochen vor dem Fest des hl. Martinus (= 11. November); entsprechen würde dieser Tag dem 21. oder dem 22. Oktober, da Letzterer im Jahr 741 auf einen Sonntag fiel, dem wohl üblichen Weihetermin (hierzu Staab, wie Anm. 7, S. 39 Anm. 108; Bauch, wie Anm. 12, S. 122 Anm. 262; s. oben Anm. 7 zur Streitfrage über das Jahr).
[16] MGH Conc. II/1 S. 1-4; Rau, wie Anm. 2, S. 378-379 (lat./dt.); Riché Pierre et Tate Georges, Textes et documents d'histoire du Moyen Age Ve-Xe siècles (2 volumes) (Regards sur l'histoire), Paris, 1972-1974, S. 262-264 (lat./fr.). Erst seit dem 18. Jahrhundert wird das Konzil, das an einem unbekannten Ort zusammentrat, als Concilium Germanicum bezeichnet (vgl. Hartmann, wie Anm. 7, S. 50-53; Clerq (de) Carlos, La législation religieuse franque de Clovis à Charlemagne 507-814, Louvain-Paris, 1936, S. 116-120).
[17] Die Handschriften des Kapitulars nennen als Datum 742. Eine Umdatierung des Jahres 742 in 743 wird oft vertreten (noch Dierkens, wie Anm. 3, S. 14-15, mit Literaturangabe Anm. 25-28; siehe auch oben Anm. 7 und 15). Die Quellen, die wir besitzen, erlauben aber keine restlose Klärung der Datierung des Konzils und der Gründung der obengenannten mitteldeutschen Bistümer (hierzu Reuter Timothy, "Kirchenreform" und "Kirchenpolitik" im Zeitalter Karl Martells: Begriffe und Wirklichkeit, in: Beihefte der Francia, 37 [Karl Martell in seiner Zeit, hg. von Jörg Jarnut, Ulrich Nonn und Michael Richter, unter Mitarbeit von Matthias Becher und Waltraud Reinsch], Sigmaringen, 1994, S. 47-51).
[18] et Burghardum (Würzburg) et Regenfridum (Köln) et Wintanum (Büraburg) et Willibaldum (? Erfurt) et Dadanum et Eddanum.
[19] Schüssler Heinz Joachim, Die fränkische Reichsteilung von Vieux-Poitiers (742) und die Reform der Kirche in den Teilreichen Karlmanns und Pippins. Zu den Grenzen der Wirksamkeit des Bonifatius, in: Francia, 13, (1985), Sigmaringen, 1986, S. 88-91 vertritt die Meinung, dass an dieser Synode nur die Bischöfe der neuen provincia Germaniae mit ihrem Metropoliten Bonifatius teilnahmen (hierzu auch Kaiser Reinhold, Bistumsgründung und Kirchenorganisation im 8. Jahrhundert, in: Eichstätter Studien. NF. 30. Der hl. Willibald - Klosterbischof oder Bistumsgründer?, hg. von Harald Dickerhof, Ernst Reiter und Stefan Weinfurter, Regensburg, 1990, S. 61 und Anm. 125).
[20] MGH Epist. sel. I Nr. 73, S. 146-155; Rau, wie Anm. 2, S. 212-227 (lat./dt.); englische Übersetzung bei Whitelook Dorothy, English historical documents c. 500-1042, 2d ed., 1979, S. 816-822.
[21] Der Brief an den Priester Herefridus, der den Auftrag hat, das vorgenannte Schreiben zu übertragen, spricht von acht Bischöfen de eodem Anglorum gente nati et nutriti, die Bonifatius zu einer Synode einberufen hat (MGH Epist. Nr. 74, S. 155-156; Rau, wie Anm. 2, S. 228-231, lat./dt.; Whitelock, wie Anm. 20, S. 822-823).
[22] Abel wurde 744 für den Metropolitansitz von Reims bestimmt.
[23] Als Bischof von Erfurt oder Eichstätt? Siehe oben Anm. 14.
[24] Witta ist nach diesem Schreiben nicht mehr erwähnt. An der Synode von 747 nehmen nur - von den obengenannten (Anm. 1) Bischöfen - diejenigen von Würzburg und Köln teil (MGH Conc. II/1, S. 45-50; siehe Hartmann, wie Anm. 7, S. 61). Das Büraburger Bistum hatte keinen langen Bestand, wahrscheinlich wurde es noch von Bonifatius mit der Mainzer Diözese vereinigt. Immerhin behielt der Sprengel des ehemaligen Bistums als Bezirk unter einem Chorbischof mit Sitz in der Büraburg noch bis zum Tod des Chorbischofs Albuinus eine gewisse Selbstständigkeit (vgl. Wunder, wie Anm. 5, S. 95-102; Bach Rainer, Die Bistumsgründungen des Bonifatius, in: Würzburger Diözesan-Geschichtsblätter, 54, Würzburg, 1992, S. 43-44; Staab, wie Anm. 7, S. 39-41; Wand, wie Anm. 1, S. 54-55).
[25] In der Überlieferung der Bonifatius-Briefsammlungen werden in der Adresse nur die sechs ersten Bischöfe genannt, aber diese Zahl wird in einer "englischen" Überlieferung (Macray William Dunn, Chronicon abbatiae de Evesham ad annum 1418 [Rerum britannicarum medii aevi scriptores, or chronicles and memorials of Great Britain and Ireland during the Middle Ages; 29], 1863, S. XV-XVI, verfügbar unter: http://gallica.bnf.fr, Bibliothèque Nationale de France, 1995; hierzu Reuter, wie Anm. 17, S. 51-59) durch die Namen der Bischöfe Hwita et Leofwine ergänzt. Der Brief an den Priester Herefridus (siehe oben Anm. 21) spricht auch von acht Bischöfen.
[26] Zum Datum, siehe Tangl Michael, Die Briefe des heiligen Bonifatius (Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit, 2. Gesamtausgabe, 92), Leipzig, 1912, S. 134-135; ders., Das Bistum Erfurt, in: Forschungen zur mittelalterlichen Geschichte, 12 (Das Mittelalter in Quellen und Diplomatik, 1), Graz, 1966, 47-59 (= Geschichtliche Studien. A. Hauck zum 70. Geburtstag, Leipzig, 1916), S. 119-125; ders., Studien zur Neuausgabe der Briefe des hl. Bonifatius und Lullus, II, in: Forschungen zur mittelalterlichen Geschichte, 12 (Das Mittelalter in Quellen und Diplomatik, 1), Graz, 1966, 178-240 (= Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 41, 1917), Nr. 55, S. 210; Schieffer Theodor, Winfrid-Bonifatius und die christliche Grundlegung Europas, 1954, ND Darmstadt, 1972, S. 238-239. Aber Reuter, wie Anm. 17, S. 52-53 Anm. 82, 84, bezeichnet das Jahr 747 als unsicher.
[27] Zum Inhalt des Briefes s. Schieffer, wie Anm. 26, S. 238-240.

06.09.2009