H I L D E G A R I U S[1]

Bischof von Köln, getötet im Sommer des Jahres 753

Seine einzige datierte bekannte Erwähnung ist die seines Todes: Bischof Hildegarius[2] (von Köln) wird 753[3] während Pippins Feldzugs[4] in Sachsen[5] in castro, quod dicitur Iuberg[6] erschlagen.
In einem sicherlich im Jahr 753 geschriebenen Brief an Papst Stephan II.[7] erläutert Bonifatius exiguus legatus vel missus Germanicus, dass princeps Karlmann ihm den Bischofssitz von Utrecht anvertraut habe, um dort einen Bischof einzusetzen und zu weihen. Nun würde aber der Bischof von Köln[8], diesen Bischofssitz für sich in Anspruch nehmen[9]. Deswegen bittet er den Papst in dieser Angelegenheit zu entscheiden.
Die verschiedenen Bischofslisten von Köln[10], deren ältesten Teil Ende des 9. Jahrhunderts niedergeschrieben wurde[11], bringen Hildegerus nach Reginfridus[12] und Agilolfus[13], was aber sicherlich als irrtümliche Umkehrung dieser zwei Namen zu erklären ist[14].


[1] Hildigarius, Childegarius, Hildegerus, Hildiger.
[2] Hildegarius), Abt von Jumièges, könnte um dieselbe Zeit gelebt haben. Chronologisch gesehen bestünde die Möglichkeit einer Personengleichheit mit dem Bischof von Köln (siehe Artikel "Hildegarius, Abt von Jumièges" im Anhang). Der Name ist nicht so arg verbreitet, dass diese Hypothese ausgeschlossen werden muss (Förstemann Ernst, Altdeutsches Namenbuch. I: Personennamen, Bonn, 1900, Nachdruck München 1966, Sp. 828). Ein anderer Hildegarius ist in einer am 08. Juli 753 ausgestellten Urkunde als Pippins fidelis bezeichnet, kann aber nicht mit dem Bischof identifiziert werden, da die genannten Getreuen keine Geistlichen sind (Die Urkunden Pippins, Karlmanns und Karls des Grossen, bearb. von Engelbert Mühlbacher u. a., in: Monumenta Germaniae historica -fortan MGH-, Diplomatum Karolinorum 1, Hannover 1906, Neudruck München 1991, Nr. 6 S. 9-11, siehe Artikel).
[3] Mehrere Annalen bringen dieses Ereignis, das sicherlich die Zeitgenossen sehr beeindruckte: Annales regni Francorum (und Annales qui dicitur Einhardi mit dem Anachronismus archiepiscopus), MGH Scriptores -fortan SS-  rerum Germanicarum  in usum scholarum [6], 1895, Neudruck 1950, hg. von F. Kurze, S. 10-11): …et Hildegarius episcopus occisus est …; Annales s. Amandi, MGH SS I, ed. G. H. Pertz, Hannover 1826, Nachdruck 1963, S. 10: Hildegarius occisus est in Saxonia (zu den verwandten Annalen, vgl. Schröer Norbert, Die Annales S. Amandi und ihre Verwandten. Untersuchungen zu einer Gruppe karolingischer Annalen des 8. und frühen 9. Jahrhunderts, in: Göppinger Akademische Beiträge 85, 1975); Annales Petaviani, MGH SS I, S. 11: … et Childegarius episcopus defunctus est …; Annales Laureshamensis, MGH SS I, S. 26: … et Hildegarius episcopus cecidit…; Annales Mettenses priores, MGH SS rer. Germ. [10], 1905, Neudruck 2003, hg. von B. de Simson, S. 44; Chronicon Laurissense breve, hg. von H. Schnorr von Carolsfeld, in: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 36, 1911, 13-39), S. 28: … Hildigarius episcopus Coloniensis a Saxonibus interimitur. Im 17. Jahrhundert will Gelenius Aegidius, De admiranda, sacra, et civili magnitvdine Coloniae Clavdiae Agrippinens Avgvstae Vbiorum Vrbis, libri IV, Cologne, 1645, S. 42 wissen, dass Hildegarus am 08. August starb.
[4] Dieser Feldzug fand im Sommer 753 statt (Oelsner Ludwig, Jahrbücher des fränkischen Reiches unter König Pippin, in: Jahrbücher der Deutschen Geschichte, Leipzig, 1871, S. 76-77; Böhmer Johann Friedrich, Regesta Imperii I. Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern 715-918, neubearb. von Engelbert Mühlbacher, vollendet von Johann Lechner, Innsbruck ²1908, mit Ergänzungen von Carlrichard Brühl – Hans H. Kaminsky, Hildesheim 1966, Nr. 73 S. 35).
[5] Löwe Heinz, Entstehungszeit und Quellenwert der Vita Lebuini, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 21, 1965, 345-370, hier S. 365-366 sieht in seiner Anwesenheit in Sachsen an Pippins Seite ein Versuch "die Konkurrenz der angelsächsischen Kräfte [aus Utrecht] im eigenen westfälischen Bereich Kölns" auszuschließen.
[6] Iburg, heute Ruine einer Höhenburg auf dem Berg Iburg (Iberg) im Eggegebirge bei Bad Driburg (Nordrhein-Westfalen, Kreis Höxter) oder Bad Iburg (Niedersachsen, Kreis Osnabrück) (vgl. Westfälische Geschichte. In drei Textbänden und einem Bild- und Dokumentarband. Band 1 : Von den Anfängen bis zum Ende des Alten Reiches, hg. von Wilhelm Kohl, Düsseldorf, 1983, S. 280; Glatthaar Michael, Bonifatius und das Sakrileg. Zur politischen Dimension eines Rechtsbegriff, in: Freiburger Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte 17, 2004, S. 529-530 Anm. 144 mit Literatur zu diesem Punkt).
[7] Briefe des Bonifatius. Willibalds Leben des Bonifatius. Nebst einigen zeitgenöss. Dokumenten. Unter Benützung der Übersetzungen von M. Tangl und Ph. H. Külb neu bearbeitet von Reinhold Rau, in: Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, IVb, Darmstadt, 1968, Nr. 109 S. 338-343 (lat./dt.); MGH Epistolae selectae 1: Die Briefe des heiligen Bonifatius und Lullus, hg. von Michael Tangl, Berlin 1916, Nachdruck München 1989, S. 234-236. Vgl. Oediger Friedrich W., Die Regesten der Erzbischöfe von Köln, 1 (313-1099), in: Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 21, 1954-1961, S. 33 Nr. 74; Oelsner, wie Anm. 4, S. 54-56; Glatthaar, wie Anm. 6, S. 195 Anm. 146.
[8] Nicht genannt. Es kann sich aber nur um Bischof Hildegarius handeln.
[9] Zu den Gründen dieser Forderung, siehe oben Anm. 5.
[10] MGH SS XIII, Hannover 1881, Nachdruck 1963, ed. O. Holder-Egger, S. 282-286; MGH SS XXIV, Hannover 1879, Nachdruck 1964, ed. H. Cardauns, S. 332-367; Duchesne L., Fastes épiscopaux de l'ancienne Gaule. 3: Les provinces du Nord et de l'Est, Paris, 1915, S. 175-178. Vgl. Oediger Friedrich W., Die Regesten der Erzbischöfe von Köln, 1 (313-1099), in: Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 21, 1954-1961, S. 34 Nr. 76; Engels Odilo et Weinfurter Stefan, Series episcoporum Ecclesiae catholicae occidentalis ab initio usque ad annum MCXCVIII. Series V: Germania. T. I: Archiepiscopatus Coloniensis, Stuttgart, 1982, S. 12.
[11] Ewig Eugen, Beobachtungen zur Frühgeschichte des Bistums Köln, in: Beihefte der Francia 3/2, München, 1979: Spätantikes und Fränkisches Gallien. Gesammelte Schriften (1952-1973), hg. Atsma Hartmut, 2. Band, 126-153 (Geschichte und Kunst im Erzbistum Köln. Festschrift Wilhelm Neuss, Düsseldorf, 1960, 13-39), hier S. 127-129; Duchesne, wie Anm. 10, S. 177-178.
[12] Gestorben vor dem 31. Oktober 745 (Oediger, wie Anm. 7, S. 30 Nr. 65).
[13] Agilolfus ist einer der Adressaten eines päpstlichen Schreiben von vermutlich 748 (747) (MGH Epistolae selectae 1, wie Anm. 7, Nr. 82 S. 182-184). 
[14] Der Katalog muss ursprünglich Hildiger nach Agilolfus gesetzt haben, da er die Königssynchronismen richtig angibt: Agilolfus episcopus, sub Hilderico (= König Childerich III., 743-751), Reginfridus episcopus, sub Theoderico (=Theuderich IV., 721-737), Hildiger episcopus, sub Pippino. Hildiger ist also klar Agilolfus' Nachfolger, der 748 bezeugt ist, den die Listen aber vor Reginfridus bringen (Engels/Weinfurter, wie Anm. 10, S. 12).

08.09.2013